Düsseldorf-Oberkassel. Kulturstadt Düsseldorf: Das Oberkasseler Theater an der Luegallee erfindet sich neu. Die neue Chefin Christiane Reichert setzt auf Krimistücke.

Im weichen, samtroten Kinosessel sitzen, eine Tasse Kaffee in der Hand halten und den Blick über die kleine Bühne des Theaters an der Luegallee wandern lassen. Der verfängt sich an dem niedrigen, schwarzen Deckenbalken am Bühnenrand. „Nahezu jeder Schauspieler hat sich dort schon mal den Kopf gestoßen,“ erzählt Christiane Reichert. Sie ist die neue Chefin der 75 Plätze großen Spielstätte. Mit Kriminalstücken setzt Reichert jetzt an dem gestanden Ort frische Akzente.

Es ist 40 Jahre her, als die einstige Autowerkstatt durch Isolde Rasen in ein Theater verwandelt wurde. „Leben wollen wir und Lieben“ steht auf einem gerahmten Poster. Das war der Titel des ersten Stücks, welches 1981 aufgeführt wurde. Die Tickets kosteten 12 DM und konnten bei der Buchhandlung Helf an der Luegallee erworben werden. Möglich war das ambitionierte Projekt, weil Rasen finanzielle Unterstützung von ihrer betuchten Tante erhielt.

Oberkasseler Theater: Glücksfall für die Boulevard-Schnalle

Herzblut rauscht durch die Lebensadern des Theaters. Isolde Rasen führte das Theater neben ihrem Vollzeitjob, 1999 übernahmen Ingrid Wanske und Joachim Meuer die Leitung. Ambitioniert meisterten sie das schwierige Überleben des Hauses, als die Umstellung von der DM auf den Euro immense Umsatzeinbußen brachte. Das erfolgreiche Duo entdeckte vor zwei Jahren in Christiane Reichert die ideale Nachfolgerin. Nach und nach banden Joachim Meuer und Ingrid Wanske die Musicalkünstlerin immer mehr mit ein, bis im letzten Jahr die Gretchenfrage gestellt wurde: „Wie hältst Du es mit der Übernahme?“ Christiane Reichert empfindet es als besonderen Glücksfall, diese Aufgabe bekommen zu haben.

Theaterchefin Christiane Reichert
Theaterchefin Christiane Reichert © SEBASTIAN GURGEL

Mit viel Energie und Leidenschaft hat sie die Räume eigenhändig renoviert. „Ich kenne jetzt jeden Winkel,“ sagt sie. Es wirkt, als seien Reichert und das Theater eine Symbiose eingegangen. So wie Zwillinge, denn: „Wir sind beide 40 Jahre alt.“ Weil klassisches Boulevard in Düsseldorf schon gespielt wird, hat setzt sie auf „kriminellen“ Erfolg. „Ich bin eine Boulevard-Schnalle mit Leib uns Seele,“ sagt sie über sich selbst. Ihr großes Vorbild ist Lieselotte Pulver.

Schauspieler haben mit Proben zu „Blood Money“ begonnen

In der vergangenen Woche haben die Schauspieler mit den Proben für das kommende Stück begonnen. „Blood Money“ ist ein Thriller, der am 5. März Premiere feiert. Er ist so blutig, dass nach der ersten Probe alle Kostüme gewaschen werden mussten, verrät Reichert amüsiert. Das Stück hat sie von Dirk Volpert zum Geburtstag geschenkt bekommen. Der Theaterleiter der Matchbox in Hitdorf hat es aus dem Englischen übersetzt und ihr in einer schönen, roten Kladde überreicht.

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Es ist ein gutes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, dass dieses Theater weiter bestehen lässt. Da ist ein Vermieter, der moderate Preisvorstellungen hat. Da ist das Kulturamt, das mit einem Beitrag das Theater stützt, der die Fixkosten deckt. Da sind die engagierten Förderer des Hauses. Da ist ein Hausmeister, der stets zur Stelle ist. Hilfreich ist auch die Nachbarschaft. Der Blumenladen nimmt Pakete an, im nahe gelegene Büdchen gibt es den Kartenvorverkauf. So funktioniert „Kulturstadt“.

Das Programm finden Sie unter www.theaterluegallee.de