Am Anfang des Düsseldorfer Schauspielhauses flogen Farbbeutel. 50 Jahre wird Intendant Wilfried Schulz wird beim Festakt gefeiert.
Düsseldorf. Kein roter, dafür ein Teppich in Knall-Orange. Dahinter – fast wie das Empfangs-Komitee eines Luxushotels – begrüßen die Pressesprecherinnen des Schauspielhauses im Entrée die Gäste. Direkt über ihnen leuchtet das Jubiläums-Motto „Fünfzig“. Genau vor 50 Jahren demonstrierten hier Hunderte von Studenten gegen geschlossene Gesellschaft, gegen das „Literaturbordell“ und den „Beton-Pfannekuchen mit Schießscharten“ – wie sie die elegant geschwungene Architektur von Bernhard Pfau beschimpften.
Heute ist alles und sind alle anders. Knapp die Hälfte der Karten waren für zehn Euro im freien Verkauf. So sind Zuschauer und Gäste handzahm, unverbindlich freundlich und glatt lächelnd. Vielleicht stolz darauf, dabei zu sein. Günther Beelitz, Anna Badora und Amélie Niermeyer: Intendanten, die die Bühnen-Ästhetik der letzten 50 Jahre prägten. Mit mehr oder weniger Erfolg. Selbst die hoch betagte Witwe von Karl-Heinz Stroux, der 1970 hier das Sagen hatte: Eva-Maria Stroux (98) kam mit Enkelin Louisa Stroux, die als Schauspielerin hier einige Male auf der Bühne stand.
Vor Glanz die Augen zukneifen
Es leuchtet überall. Nicht nur auf dem Gesicht von Wilfried Schulz, seit dreieinhalb Jahren Theater-Chef. Gleichzeitig – wie OB Thomas Geisel in seiner Rede sagt – sich, während der Bauphase, zum Innenarchitekten und Bauspezialisten entwickelt hat. Hell leuchtet es auch im Foyer, auf den geschwungenen Treppen und den Architektur-Accessoires der 70erJahre. Welch’ Glanz! Bei so viel geballter Lichtladung, auch am Glas-Portal des sanierten Hauses, muss mancher die Augen zukneifen.
Armin Laschet, Stadtprominenz, der frühere NRW-Innenminister Burkhard Hirsch, Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, Landtags-Vizepräsident Oliver Keymis und, mit einiger Verspätung, OB Geisel, dessen Flugzeug aus London nicht pünktlich landen konnte. Wegen der Invictus Games (2022 in Düsseldorf) hatte Geisel Donnerstag Mittag im Buckingham Palace den Schirmherren Prinz Harry getroffen.
Die Land zahlt Hälfte des Etats
Bei den Reden gab es – nach einer nostalgischen Rückschau auf 50 Bühnen-Jahre – viel Lob für Wilfried Schulz, der das Haus trotz immer neuer Bauverzögerungen in die Gesellschaft zurückgeführt habe. Mit seinem Spielplan und einer mutigen Wahl von theaterfernen Spielstätten. Schulz’ „Erfolg unter ganz schwierigen Bedingungen“ betonte der NRW-Ministerpräsident (das Land zahlt die Hälfte des Etats). Echt und ehrlich wirkte Laschets glühendes Plädoyer für die Freiheit der Kunst und dafür, dass Zuschauer über Inszenierungen streiten könnten. Unwiederbringlich und einmalig sei jede Vorstellung. Das sei in Zeiten der Allround-Digitalisierung wichtig. Die „Kraft des Augenblicks“ sei durch nichts zu ersetzen.
„Happy Birthday!’ rief am Ende der Wahl-Düsseldorfer Wilfried Schulz. Theater heute ist für ihn allen Gesellschaftsschichten verpflichtet, „ein Ort der Empathie“ und eine „Raststätte der Reflexion“. Er dankte dem Publikum, lud es ebenfalls zu Wein und Häppchen ein. Und dankte den zahlreichen Bürgern, die sich (wie Patrick Schwarz-Schütte) finanziell für Um- und Neubau engagiert haben. Wie beliebt der Intendant mittlerweile ist, bewies der warmherzige anhaltende Applaus für ihn.