Düsseldorf. Düsseldorfer Stadtpolitiker sind geteilter Meinung bei der Frage, ob die Spende von Organen freiwillig bleiben soll

Die Düsseldorfer Politik ist sich uneins darüber, wie dem Mangel an Organspendern begegnet werden soll. Im Bundestag wurde am Donnerstag die Widerspruchslösung, die Gesundheitsminister Jens Spahn einbrachte, von einer Mehrheit abgelehnt.

Strack-Zimmermann fordert Spenderregister

Die FDP-Bundestagsabgeordnete und OB-Kandidatin für Düsseldorf, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat für die Zustimmungslösung gestimmt. „Ich bin der Meinung, dass Spenden freiwillig sein sollten. Wir sind uns alle einig, dass bei der Organspende mehr passieren muss.“ Sie ist selbst Organspenderin und fordert ein Spenderregister. „Da sollten die Namen der Spender hinterlegt werden, statt nur die Karte in der Tasche zu tragen. Jede Klinik sollte auch einen Beauftragten haben, der im Falle einer möglichen Spende reagieren kann.“

Spahn-Vorschlag ist abgelehnt worden

Nach der von Gesundheitsminister Spahn vorgeschlagenen Widerspruchslösung wäre jeder Bürger automatisch Organspender gewesen. Wer nicht spenden hätte wollten, hätte Widerspruch einreichen müssen. Derzeit befinden sich mehr als 9000 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. In 2019 spendeten aber nur 932 Menschen Organe nach ihrem Tod.

Von einer Mehrheit angenommen wurde dafür der Gegenvorschlag von Annalena Baerbock (Grüne) und Katja Kipping (Linke). Nach diesem müssen die Menschen aktiv zustimmen, dass ihnen nach dem Tod Organe entnommen werden dürfen. Der Antrag enthält auch die Vorgabe, dass Bürger mindestens alle zehn Jahre auf die Organspende angesprochen werden sollen.

Solidarität beruht auf Gegenseitigkeit

Andreas-Paul Stieber (CDU), Vorsitzender des Düsseldorfer Gesundheitsausschusses betont, dass Solidarität auf Gegenseitigkeit beruhe. „Wer die Solidarität der Gesellschaft in Anspruch nimmt, muss auch selbst solidarisch sein.“ Stieber wurde 2003 eine Spenderniere transplantiert. „Ich denke, wer selbst nicht betroffen ist, kann nicht nachvollziehen, wie wichtig dieses Thema ist“, so Stieber. „Das ist für mich eine scheinheilige Diskussion. Niemand würde durch die Widerspruchslösung in seiner Freiheit eingeschränkt werden“, meint er. „Aus der Erfahrung vieler Gespräche mit Bürgern weiß ich, dass viele skeptisch sind. Einerseits, weil sie befürchten, man würde die Geräte zu früh abschalten, um Organe zu entnehmen. Da geht es also um die Definition des Todes“, sagt Stieber. „Andere haben Gerüchte aus China gehört, wo angeblich Todesstrafekandidaten Organe entnommen worden seien. Das sind natürlich alles Desinformationen, wo wir mit Aufklärung und Bildung gegen vorgehen müssen“, sagt der Unionspolitiker. Vielen Menschen sei es aber auch einfach unangenehm, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. „Wenn ich aber zu Lebzeiten keine Entscheidung darüber treffe, was mit meinen Organen geschehen soll, dann müssen die Hinterbliebenen das nach dem Tod spontan entscheiden“, so Stieber. Und das sei unzumutbar.

Positive Entscheidung

„Ich bin dafür, dass die Menschen sich positiv damit auseinandersetzen und dafür entscheiden, zu spenden“, meint Angela Hebeler, Grünen-Fraktionschefin im Rat, die selbst auch Organspenderin ist. „Bei der Widerspruchslösung gäbe es für viele keinen Anlass, sich mit dem Thema zu beschäftigen.“

Cornelia Mohrs (SPD), Mitglied im Gesundheitsausschuss, bedauert die Ablehnung. „Ich denke, dass die Hemmschwelle für viele zu groß ist, um sich aktiv für die Spende zu entscheiden“, sagt sie. Sie wäre daher für die Widerspruchslösung. „Bildung und Aufklärung gibt es ja bereits, aber wir bekommen trotzdem nicht genug Spender“, kritisiert Mohrs.

Viele Menschen warten auf Spenden

Angelika Kraft-Dlangamandla, Linken-Fraktionsvorsitzende im Rat, ist sich unsicher bei dem Thema. „Das ist eine schwierige Frage. Einerseits gibt es zu wenige Spender. Ich kenne viele Menschen, die schon lange auf Spenderorgane warten. Andererseits fände ich es problematisch, die Spende nicht freiwillig zu machen. Ich bin froh, dass ich nicht darüber abstimmen musste.“