Düsseldorf. Peter Hesse setzt nach dem schweren Erdbeben auf die Ausbildung von Lehrern und versucht den Menschen in Haiti neue Perspektiven zu geben.

Zehn Jahre ist es nun her, dass sich in Haiti von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht wurde. Vieles – Schulen, Krankenhäuser, Universitäten – wurde damals dabei zerstört, rund 200.000 Menschen starben, mehr als 300.000 wurden verletzt.

Karibikstaat hat mit Erdbeben-Folgen immer noch schwer zu kämpfen

Über anderthalb Millionen Menschen haben ihr Heim verloren. Schnell wurden damals humanitäre Hilfen zugesichert, Milliarden sollten fließen. Zehn Jahre später hat sich in dem Karibikstaat jedoch kaum etwas getan. Es regieren Armut und Korruption. Viele Hilfsgelder sind nicht dort gelandet, wo sie eigentlich benötigt werden, sagt Konsul Peter Hesse, der die „Peter-Hesse-Stiftung“ ins Leben gerufen hat. Dabei könne man vor Ort durchaus selbst ohne Milliardenbeträge viel bewegen, so Hesse, dessen Herz sich seit 1981 „um Haiti dreht“.

Dabei fing der heute 83-Jährige zunächst noch recht klein an. Denn seine ersten Projekte stellten ihn zunächst vor Herausforderungen, er musste erst einmal „Lernerfahrungen“ sammeln, wie er sie nennt. „Wir mussten damals erst einmal schauen, was überhaupt gebraucht wird“, so Hesse. Es folgte ein erster Landkindergarten ein Jahr später. 1986 rief er gemeinsam mit Carol Guy-James Barratt das Montessori-Lehrerinnen-Ausbildungsprojekt ins Leben, das zu einem Musterprojekt werden soll.

Hesse kann mit vergleichsweise wenig Geld viel bewegen

Haitis Hauptstadt Port-au-Prince im Oktober 2010: Auch ein halbes Jahr nach dem Erdbeben liegen überall noch Trümmer und Schutt herum.
Haitis Hauptstadt Port-au-Prince im Oktober 2010: Auch ein halbes Jahr nach dem Erdbeben liegen überall noch Trümmer und Schutt herum. © WP

Denn in diesem Projekt sieht Hesse den Schlüssel für das Land – und für eine bessere Zukunft. „Viele haben für zig Millionen Euro dort Schulen gebaut, auch nach dem Erdbeben. Aber was bringen diese Schulen, wenn keine Lehrer da sind“, fragt sich Hesse. Daher hat er sich seit dem verheerenden Januar 2010 mit Konzentration „auf die Heilung der Erdbeben-Schäden im Montessori-Projekt“ gerichtet – mit Erfolg. Über zwei Jahre später, am 7. Dezember 2012, konnte die Neu-Eröffnung des damals im Erdbeben zerstörten „Centre Montessori D’Haiti“ gefeiert werden. Dort konnten über die Jahre über 1000 Lehrerinnen ausgebildet werden, die ihr Wissen nun weitergeben. Männer konnten noch nicht so viele für den Beruf gewonnen werden. Lehrer seien aber unverzichtbar für die Menschen und gerade diese Menschen brauche es für die Entwicklung des Landes, so Hesse weiter.

Durch sein eigenes Geld und Spenden von Freunden habe er ein Jahresbudget von 50.000 bis 60.000 Euro zur Verfügung gehabt. Nach dem Erdbeben habe es vom Land noch einmal 40.000 Euro gegeben, so Hesse. Damit habe er mit gut 100.000 Euro etwas geschafft, dass viele mit Millionen nicht hinbekommen.

Bildung für eine sichere Zukunft

Wie wichtig aber auch gerade nach dem Erdbeben eine gute Bildung und Ausbildung ist, das betont Hesse immer wieder. Auch bei den Familien vor Ort kommt das an. „Die Eltern wollen eine gute Bildung und damit eine gute Zukunft für ihre Kinder. Nur so gibt es Hoffnung“, so der Düsseldorfer, der selbst 42 mal das Land besucht hat.

Ohne diese wichtige Bildung seien die Startmöglichkeiten in ein gutes Leben gleich null. Denn vor Ort regieren vor allem die „Geld-Eliten“, wie Hesse sie nennt, die „brutal“ gegen die restliche Bevölkerung vorgehen. Verschlechtert habe sich die Lage auch, da sich gerade in der Hauptstadt Gangs gebildet haben, die sich mit Waffengewalt bekämpfen.

Auch das sei ein Grund, warum er den Menschen eine andere Perspektive bieten möchte.