Düsseldorf. Björn Clemens beendet Mitgliedschaft vor Rausschmiss aus Narrencollegium. Seine Aufnahme hatte zuvor für viel Kritik in Düsseldorf gesorgt.

Dass ein bundesweit bekannter Akteur der rechtsextremen Szene Mitglied im Düsseldorfer Karnevalsverein „Narrencollegium“ ist, hat für Fassungslosigkeit und scharfe Kritik gesorgt (NRZ berichtete). Der 52-jährige Jurist Björn Clemens, der nicht nur Neonazis als Anwalt vertritt, sondern auch im Vorstand der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingeschätzten „Gesellschaft für freie Publizistik“ sitzt, hat nach Angaben des Narrencollegiums gestern seine Mitgliedschaft bei dem Karnevalsverein beendet. Der Karnevalsverein hatte sich zeitgleich im Vorstand beraten. Mit dem Ende der Mitgliedschaft komme Clemens einer Entscheidung des Vorstands vorweg und folge dem Rat des Präsidenten Dennis Vobis und des Vorsitzenden Olaf Peterkau, heißt es in einer Mitteilung.

Scharfe Kritik von allen Seiten

Die Beurteilung des Vorstandes, Clemens habe sich an alle Regeln gehalten bleibt dabei bestehen, heißt es weiter. Auf keiner Veranstaltung des Narrencollegiums habe der Anwalt je über Politik gesprochen, weder in kleineren Runden noch auf der Bühne. „Von dem Gedankengut, dass Björn Clemens allerdings auf privaten Veranstaltungen und Kundgebungen hat verlauten lassen, distanzieren wir uns deutlich“, so der Karnevalsverein. Bereits die anfängliche Aufnahme von Clemens sei vom Vorstand satzungskonform abgelehnt worden. In einer Aussprache während der Jahreshauptversammlung hatten die Mitglieder der Gesellschaft Clemens ihr Vertrauen ausgesprochen. Allerdings sei er nicht einstimmig aufgenommen worden.

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Zuvor hatte es von allen Seiten bereits kräftig Kritik gehagelt. So hatte der Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval, Michael Laumen, in einer ersten Stellungnahme betont, dass extremistisches Gedankengut keinen Platz im Düsseldorfer Karneval haben darf. Wäre Clemens weiterhin Mitglied geblieben, so hätte dem Narrencollegium „weitreichende Konsequenzen bis hin zu einem Ausschluss aus dem CC“ gedroht. „Wir dürfen es nicht tolerieren, dass Menschen, die nachweislich extremistischen Gruppierungen nahestehen, am Rosenmontagszug auf einem Prunkwagen mitfahren.“

Mottowagenbauer Tilly: „Karneval kann solche Leute nicht dulden“

Deutliche Worte findet auch Mottowagenbauer Jacques Tilly. Auch er hat keine Alternative zu einem Rausschmiss gesehen. „Karneval kann solche Leute nicht dulden.“ Zwar dürfe jeder feiern, aber damit sei eine rote Linie überschritten worden.

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Der Präsident der KG Regenbogen, Andreas Mauska, findet zwar, dass „Politik im Karneval nichts zu suchen hat“, dennoch sei das eine schwierige Situation. Gar nicht äußern möchte sich hingegen Lothar Hörning, Präsident der Prinzengarde Blau-Weiss. „Da kann man ja nur was Falsches zu sagen.“

Michael Szentei-Heise: „Karneval ist politisch“

„Verarscht“ fühlte sich der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, Michael Szentei-Heise. Gemeinsam mit den anderen Glaubensgemeinschaften fährt die Gemeinde auf dem Toleranzwagen im Rosenmontagszug. Dass fühle sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Völlig unverständlich ist für ihn auch die Aussage, dass Karneval unpolitisch sei. „Spätestens seit der Nazi-Zeit, in der auf Rosenmontagswagen in Köln und Mainz gehängte Juden waren, ist das nicht mehr unpolitisch“, so Szentei-Heise. Diese Naivität könne er nicht verstehen.

Unterstützung erhält er von Udo Bonn, Vorsitzender der Düsseldorfer Linke:„In Düsseldorf wächst die aggressive, rechte Szene. Da ist es ein völlig falsches Zeichen, wenn ein Anwalt der Neonazi-Szene auf einem Karnevalswagen mitfährt und Kamelle wirft.“