Düsseldorf. Düsseldorfer Wohlfahrtsverbände wollen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus den Lagern in Griechenland aufnehmen. OB Geisel unterstützt das.

Die Landeshauptstadt Düsseldorf soll unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Familien aus den komplett überfüllten Lagern in Griechenland aufnehmen. Das fordern die freien Wohlfahrtsverbände der Stadt. Die Kreisverbände der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Caritas, Paritätischen, Diakonie, das Deutsche Rote Kreuz und die Jüdische Gemeinde sind in der als Liga bezeichneten Arbeitsgemeinschaft organisiert. Die bisherige Sprecherin der Liga, die Düsseldorfer Geschäftsführerin der Awo, Marion Warden schlug Oberbürgermeister Thomas Geisel im Namen aller sechs Verbände vor, ein Kontingent an Flüchtlingen aus Griechenland aufzunehmen. Warden ist in auch in der SPD und war bis 2017 NRW-Landtagsabgeordnete für ihre Partei.

OB unterstütze dem Vernehmen nach die Idee

Der OB will die Idee unterstützen und sich mit den anderen Kommunen der Seebrücke abstimmen. Dies bestätigte Geisel am Donnerstag gegenüber der NRZ. Rund 120 Kommunen in Deutschland haben sich bei der Hilfsorganisation Seebrücke als „sichere Häfen“ registriert und nahmen gemeinsam auf dem Mittelmeer gerettete Bootsflüchtlinge auf.

Bis zu 100 Menschen aufnehmen

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR befanden sich Ende Dezember rund 5200 unbegleitete Kinder in griechischen Lagern. „Wenn die Kommunen der Idee zustimmen, können sie sich gemeinsam an die Bundesregierung wenden und die Menschen dann aufnehmen“, erklärte Henric Peeters, Geschäftsführer der Düsseldorfer Caritas. Er übernimmt nun für das Jahr 2020 die Rolle des Sprechers der Liga der Düsseldorfer Wohlfahrtsverbände. Danach übernimmt der Paritätische die Rolle. „Wir haben in Deutschland die Voraussetzungen, um mit unbegleiteten Jugendlichen und Familien rund 8000 Menschen aufnehmen zu können.“ Wenn man sich mit den anderen Kommunen abspreche, so Peeters weiter, könne Düsseldorf einen Anteil von bis zu 100 Flüchtlingen aufnehmen. „Das halte ich für eine realistische Zahl.“

Unzumutbare Zustände in Flüchtlingslagern

Es stimme, dass Deutschland nicht jeden Flüchtling aufnehmen könne, sagt Peeters. „Aber wir können die desolaten Zustände in diesen Lagern nicht weiter hinnehmen. Wir haben in Europa eine Verantwortung für diese Menschen, die da jetzt in Griechenland sind“, meinte er. „Während andere in Griechenland Urlaub im Fünf-Sterne-Hotel machen, sitzen tausende Menschen in den Flüchtlingslagern. Diese Lager sind eine Schande für Europa.“

Kurz vor Weihnachten hatte bereits der Grünen-Chef Robert Habeck gefordert, Deutschland solle wenigstens die Kinder aus den Lagern in Griechenland aufnehmen.

Verbände suchen Fachkräfte

Im Rahmen des Sprecherwechsels in der Liga betonten Warden und Peeters, dass die Verbände auch im neuen Jahr weiterhin nach Fachkräften suchen. Neben anderen wichtigen sozialpolitischen Themen, wie Wohnen und Inklusion, sei es wichtig neue Fachkräfte zu gewinnen, so Peeters. „In der Pflege, der Kinder- und Jugendhilfe, im Rettungsdienst, aber auch in den Verwaltungen, suchen wir alle im Prinzip immer nach Fachkräften“, erklärte Peeters. „Die Verbände in der Liga haben zusammen und 10.000 Beschäftigte und betreuen im Jahr bis zu 130.000 Menschen in Düsseldorf. Also ein gutes Drittel der Einwohner.“ Um die Dienstleistungen auch weiterhin gewährleisten zu können, seien die Verbände auf Fachkräfte angewiesen, so Peeters weiter.