Düsseldorf. Ärger am Airport Düsseldorf: Passagiere mussten erneut vor der Sicherheitskontrolle lange warten. Verdi erhebt Vorwürfe, Kötter weist sie zurück.

Die Probleme am Düsseldorfer Flughafen reißen nicht ab. Auch am Feiertag Allerheiligen gab es wieder lange Warteschlangen vor den Sicherheitskontrollen. Besonders schlimm war es am Vormittag vor der Kontrolle zum Flugsteig A.

Die Schlange wartender Passagiere zog sich, wie auf den Tag genau zwei Wochen zuvor, wieder durch das Terminal. Unserer Redaktion liegen Berichte und Aussagen von Eurowings-Passagieren vor, die ihre Flieger wegen der langen Wartezeit verpasst haben. Ein Fluggast: „Ich habe eineinhalb Stunden in der Warteschlange gestanden.“ Nur zwei Kontrollstellen seien geöffnet gewesen.

Verdi: Wegen des Feiertages wurde weniger Personal eingesetzt

Lange Warteschlange bis ins Terminal, wo normalerweise das Gepäck am Checkin aufgegeben wird, haben sich am Vormittag von Allerheiligen gebildet.
Lange Warteschlange bis ins Terminal, wo normalerweise das Gepäck am Checkin aufgegeben wird, haben sich am Vormittag von Allerheiligen gebildet. © Verdi

Nach Angaben von Gewerkschaftssekretär Özay Tarim, bei Verdi zuständig für das Sicherheitspersonal an den NRW-Flughäfen, wollte das Sicherheitsunternehmen Kötter offenbar die teuren Feiertagszuschläge sparen und hat Personal abgezogen, bzw. weniger Personal als an anderen Tagen eingesetzt.

„Kolleginnen und Kollegen berichten, dass weniger Personal eingesetzt wurde und andere dafür sogenannte Freischichten hatten“, so Tarim zu unserer Redaktion. „Der Arbeitgeber will so die 100-prozentigen Zuschläge sparen.“

Kötter weist Vorwürfe zurück: Anforderungen erfüllt

Kötter weist die Vorwürfe zurück: Man habe „die (Personal-)Anforderungen erfüllt!“, teilte das Unternehmen mit. Kötter spricht von Warteschlangen „von maximal 30 Minuten“, die vorübergehend festgestellt worden seien. Für die sei aber nicht die Dienstleistung der Firma Kötter verantwortlich gewesen.

Das Unternehmen betont: „Kötter Aviation Security hat an diesem tag mehr als 99,8 Prozent der für diesen Tag anforderten Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gestellt.“ Lediglich viereinviertel Stunden – von fast 2500 angeforderten Stunden – seien nicht geleistet worden.

Gewerkschafter kritisiert auch Kalkulation der Fluggastzahlen am Airport

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Laut Verdi-Sekretär Tarim hatten am Freitag rund 100 Mitarbeiter eine Freischicht. Deshalb habe das Sicherheitspersonal die Kontrolle der Passagiere nicht mehr in ausreichender Zeit geschafft. „Dadurch und offenbar auch durch Fehlkalkulationen bei den Fluggastzahlen kam es zeitweise zu den langen Warteschlangen“, so Tarim. Er kritisiert neben Kötter auch das System, mit dem am Düsseldorfer Flughafen die Fluggastzahlen kalkuliert werden. Auch dadurch komme es zu falschen Personalanforderungen beim Sicherheitsdienst.

Er bemängelt für Verdi schon seit Jahren die schlechten Arbeitsbedingungen für das Sicherheitspersonal am Düsseldorfer Flughafen und wurde von der Sicherheitsfirma Kötter auch verklagt. Das arbeitet teilweise im Akkord, hat bereits zahlreiche Arbeitsüberlastungsanzeigen gefertigt und die Krankheitsquote liegt im Jahresdurchschnitt bei hohen 20 Prozent.

Kötter beantragte Auflösung des Vertrages

Pikant ist, dass Kötter die Sicherheitskontrollen im Auftrag der Bundespolizei (Bundesinnenministerium) durchführt. Dort hatte Kötter, wie berichtet, bereits die vorzeitige Auflösung des Vertrages zum 31. Mai 2020 beantragt. Ursprünglich gilt der Vertrag bis 31. Dezember 2020.

Gewerkschaftssekretär Özay Tarim beklagt seit Jahren die schlechten Arbeitsbedingungen bei der Fluggastkontrolle am Düsseldorfer Flughafen.
Gewerkschaftssekretär Özay Tarim beklagt seit Jahren die schlechten Arbeitsbedingungen bei der Fluggastkontrolle am Düsseldorfer Flughafen. © Lars Heidrich

Kötter begründet dies mit den schlechten Rahmenbedingungen, die eine Weiterführung des Vertrages schwierig machen. Kötter ließ durchblicken, das es vor allem aus finanziellen Gründen nicht mehr am derzeitigen Vertrag festhalten will. Dazu Özay Tarim: „Kötter hat sich verkalkuliert.“ Der Gewerkschafter weist aber darauf hin, dass gerade eine hoheitliche Aufgabe des States wie die Sicherheitskontrolle am Flughafen nicht abhängig sein dürfe von Kosten und Gewinn. Denn „Fluggastkontrollen sind eine Anti-Terror-Maßnahme...“

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Die Wartezeiten an Allerheiligen wurden vom Flughafen offiziell mit bis 23 Minuten angegeben. Doch das sei nicht die korrekte Zeit, sondern eine Zahlenspielerei, wie Özay Tarim sagt: „Denn die Zeiterfassung gilt erst ab dem Moment, wo die Bordkarte am Zugang zu den Sicherheitskontrollen kontrolliert wird.“ Oder anders: Die Zeit in der Warteschlange, die sich durch das Terminal zieht, wird nicht erfasst… Kötter hingegen betonte, die Wartezeiten von „maximal 30 Minuten“ seien inklusive der Wartezeit vor der Bordkartenkontrolle zu verstehen.

Während es also über Wartezeiten und eingesetztes Personal widersprüchliche Angaben gibt, steht fest, dass Passagiere Flüge verpasst haben: Eurowings bestätigte am Freitag, dass Passagiere Flüge verpasst haben: „Diese sind von uns umgehend auf Folgeflüge umgebucht worden“, so die Fluggesellschaft.