Düsseldorf. Seit 50 Jahren gibt es pro familia in Düsseldorf. Durch Internetpornografie sind Aufklärungsgespräche mit Jugendlichen noch dringender geworden.
Kondome gibt es in allen möglichen Größen, Farben und Geschmacksrichtungen, extra dünn, extra dick, genoppt oder im Dunkeln leuchtend. Doch was nach einer bunten Mischung für das sexuelle Vergnügen klingt, ist für viele Menschen ein unbekanntes Angebot. „Es gibt genug Jugendliche, aber auch Erwachsene, die bei der Empfängnisverhütung an der richtigen Kondomgröße scheitern“, erklärt Manfred Nußbaum, Sexualpädagoge bei pro familia. Die Einrichtung feiert nächste Woche ihr Jubiläum zum 50. Geburtstag in Düsseldorf.
Kondome kostenlos abzugeben
Und obwohl das Aufklärungsangebot im Internet riesig ist, wird die Aufgabe der Beratungsstelle an der Himmelgeister Straße in Bilk immer wichtiger. Denn „gerade Jugendliche oder junge Erwachsene wissen die Infos aus dem Internet häufig nicht richtig einzuordnen“, so Frauenärztin Angela Seiffert. Was Viele ebenfalls nicht wissen, pro familia kann Verhütungsmittel wie Kondome oder die Pille kostenlos abgeben beziehungsweise verschreiben. Möglich wird das durch die Verhütungs-Beihilfe der Stadt: Erstmals hat sie den Etat versuchsweise knapp verfünffacht.
Angela Seiffert sieht darin eine riesige Chance, da es zunehmend um Prävention bei ungewollten Schwangerschaften geht. „Die Zahl der Abbrüche soll weiter sinken“, sagt die Fachärztin. Deswegen sei eine gute Aufklärung über Mittel und Möglichkeiten sowie die städtische Unterstützung eine sinnvolle Maßnahme, um besonders Frauen gar nicht erst in die Verlegenheit zu bringen, mit einer ungewollten Schwangerschaft umgehen zu müssen.
Beratung durch eine Gynäkologin
Deswegen ist die Einrichtung auch stolz über ihre komfortable Situation, nicht nur Präservative und Pillen abgeben zu können, sondern dieses Angebot mit einer fachlichen Beratung der festangestellten Frauenärztin verknüpfen zu können. Und die Medizinerin nimmt sich Zeit, beantwortet E-Mails und wird ab nächsten Jahr ebenfalls Beratungschats und im besten Fall auch Gespräche über Video anbieten können.
Um die sexuelle Aufklärung bei Jugendlichen zu stärken, arbeitet die Beratungsstelle in Bilk schon mit Schulklassen ab der sechsten Stufe. „Die Klassen werden dann in zwei Gruppen getrennt, einmal in Mädchen und einmal in Jungs“, berichtet Nußbaum. Bei den Mädchen gehe es eher um Themen wie Menstruation, erstes Verliebtsein, der erste Freund oder die erste Freundin.
nur einvernehmliche Sexpraktiken
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Die Jungs würden dann schon eher über Internetpornografie reden wollen, so der Sexualpädagoge: „Jungs wundern sich dann häufig, wenn man ihnen erzählt, dass die Mädchen nicht immer alles machen wollten, was die Jungs vorher in den Pornos gesehen hätten.“ Und „viele männliche Jugendliche haben falsche Vorstellungen über Sex durch den Pornokonsum.“
Der Leiter der pro familia Beratungsstelle erklärt, die männlichen Jugendlichen wissen oft nichts über sexuelle Absprachen und sind überrascht, wenn ein Mädchen Praktiken nicht automatisch einvernehmlich mitmachen wollen. Doch krankhaft ist das Verhalten der Jungs, die Pornografie konsumieren, in aller Regel nicht. Doch der Bedarf an Aufklärung wächst, gerade auch, weil es so viel im Internet gibt.
Informationen gibt es unter www.profamilia.de, per Mail an duesseldorf@profamilia.de oder persönlich auf der Himmelgeister Straße 107a am Bilker Bürgerhaus im Salzmannbau.