Düsseldorf. Die Kuratorin Gabi Luigs präsentiert im Düsseldorfer Stadtmuseum mit „Resonanz und Reflexion“ Bilder zur Ausgehkultur.

Die bevorzugte Bewegungsform im Ratinger Hof? Pogo!, scheint die einzig richtige Antwort zu sein. Doch die erweist sich als zu kurz gesprungen. Der Künstler Sven Kierst belegt: Während der 1960er Jahre war die legendäre Ratinger Straße 10 der Ort für Anzugträger und feine Damen. Sie schwebten dort beim Tanztee im Foxtrott oder langsamen Walzer über den Boden.

Bis zum Hier im Jetzt

Diese und weitere Erkenntnisse schenkt die Ausstellung „Resonanz und Reflektion“ die Donnerstag (19. September) um 19 Uhr im Stadtmuseum eröffnet wird. Sie zeigt mit den sehr unterschiedlichen Ansichten der Fotografen Richard Gleim, Markus Luigs, Sven Kierst und Schiko, wie sich die Ausgehkultur der Landeshauptstadt seit den 1960er Jahren bis zum Jetzt im Hier entwickelt hat. Zusätzlich präsentieren in einem zweiten Ausstellungsraum des Stadtmuseums Studierende des Fachbereichs Audiovisuelles Design, (Klasse Christian Banasik, HSD) aus selbstentwickelten Techniken heraus entstandene Videos mit Sound.

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Fast zwei Jahre lang hat Kuratorin Gabi Luigs an diesem Format gearbeitet. „Die Idee entstand, als Richard Gleim und ich die Ausstellung ‘ZK und die frühen Toten Hosen’ im PostPost gemacht hatten und wir dort umringt von den ganzen Bildern aus der Zeit der frühen 80er Jahre saßen,“ erzählt Luigs. Ihre Idee war es, die so spezielle, eigene Ausgehkultur der Landeshauptstadt zu dokumentieren und zu belegen, wie symbiotisch sie mit der Musikkultur ist. Im Untertitel der Ausstellung heißt es darum „Fotografische und audiovisuelle Positionen zur Musikkultur in Düsseldorf“. Den Namen der Ausstellung erklärt Luigs so: „Resonanz steht für die Musik, Reflexion für die Bildsprache“.

Schillernde Haltepunkte

Unter ihrer Führung ist eine Reise durch die Jahrzehnte mit vielen schillernden Haltepunkten der Szene entstanden.

Spannend für die Besucher ist die geführte Blickrichtung im Ausstellungsraum in der ersten Etage. Links hängen die schwarz-weiß-Fotos des Chronisten Richard ar/gee Gleim aus den frühen 1980er Jahren. Sie zeigen ausschließlich Situationen mit dem Punk affinen Publikum. „Tumult im Foto“ kennzeichnet Gabi Luigs diese Fotostrecke treffend. Im Kontrast zur Bewegung in den Fotos sind sie schnurgrade nebeneinander gehängt worden.

Ausstellung dokumentiert Entwicklung

Im zweiten Teil der Wand, die Arbeiten sind durch einen Durchgang quasi getrennt, sind die Bilder von Markus Luigs platziert. Sie strahlen inhaltliche Ruhe aus, bilden dafür an der Wand ein lebhaftes Miteinander. Der „Mann mit dem Käppi“ bewegt sich omnipräsent durch die aktuelle Kunst- und Musikszene. So erstellt er eine unverzichtbare Dokumentation künstlerischen DNA der Stadt. Dazu zählen der Salon des Amateurs und das wechselvolle, geschmeidige Leben in den Off-Räumen. Legendär sind die Aufnahmen Schikos. Er hat die Rave und Partyszene der 1990er Jahre abgelichtet. Das gilt insbesondere für seine Fotos zum Unique Club an der Bolkerstraße. Elf Jahre lang war das Unique „DER“ Partytempel. Betreiber Henry Storch hatte in dem ehemaligen Bordell die charismatische Inneneinrichtung inklusive Separéecharme gelassen. Auf Tuchfühlung gingen die Gäste eher mit Schätzchen des variantenreichen Musikprogramms, welches auch die Retro-Momente des Düsseldorfer Lebens bediente.

„Resonanz und Reflexion“ erweist sich im eigentlichen Sinn der Worte als anregend, retro-rot, vielleicht auch saturiert. Auf jeden Fall dokumentiert die Ausstellung Entwicklung statt einer so oft bejammerten Stagnation. Schon das macht einen Besuch zum freudigen Ereignis.