Düsseldorf. Nach den Tumulten im Düsseldorfer Rheinbad hat Integrationsminister Stamp zu einem Wertedialog geladen. Zu dem Event kamen aber nur wenig Bürger.

Es ist ein ungewohnter Rahmen. Wo sonst Tore beklatscht und Fanlieder gesungen werden, wird an diesem Abend diskutiert – und dann auch noch über Werte. Nur wenige hundert Meter vom Düsseldorfer Rheinbad entfernt. Wo an diesem sonnigen Donnerstag noch die letzten Schwimmer ihre Bahnen ziehen, war es in den vergangenen Wochen wiederholt zu Tumulten und Räumungen gekommen, die bundesweit Aufmerksamkeit fanden und vor allem in den sozialen Medien hitzig debattiert wurden.

Hier in der Düsseldorfer Fußballarena ist Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) angetreten, um zu reden, mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel, Integrationsstaatssekretärin Serap Güler und Sozialpädagoge Samy Charchira – aber vor allem mit Bürgern.

Das Ministerium hatte groß aufgefahren

„Wir möchten mit Bürgerinnen und Bürgern darüber ins Gespräch kommen, wie sich unsere Gesellschaft künftig entwickeln soll“, hatte Stamp (FDP) im Vorfeld angekündigt. Doch gekommen sind nur Wenige. Ein großer Teil der 300 Plätze ist unbesetzt, als der Minister das Stadion betritt. Dabei hat das Ministerium an diesem Abend groß aufgefahren, zahlreiche Banner und Werbeplakate der Kampagne „#IchDuWirNRW“ säumen den Saal, ein Sicherheitsdienst wirft ein Auge auf jeden, der das Stadion betritt. Und auch das Medieninteresse ist immens.

Auch interessant

Gesprochen wird dann trotzdem – über das Miteinander in der Gesellschaft, über Integration und Respekt und die Rolle der sozialen Medien – deutlich weniger erhitzt, als kurz nach den Vorfällen im Netz, aber immer noch mit großem Eifer. Im sogenannten „Townhall-Format“, ohne Bühne, ohne große Reden und Tagesordnung. So springt dann auch die Diskussion immer wieder zwischen den Themen hin und her. Die große Frage, die sich dabei immer wieder durch die Debatte zieht: Wie kann ein Dialog geführt werden über gemeinsame gesellschaftliche Werte. Aufhänger bleiben aber immer die Geschehnisse im Rheinbad.

Auch interessant

Dazu tragen auch die Erzählungen von Wladimir Chetverik bei, Schwimmmeister im Rheinbad und selbst vor Ort, als das Freibad geräumt werden musste. Er beklagt fehlenden Respekt gegenüber den Bademeistern und die fehlenden Kontrollmöglichkeiten von Hausverboten. Die Situation nennt er sehr belastend: „Wir diskutieren das sehr oft in der Familie.“ Und auch mehrere Diskutanten beschreiben die Atmosphäre im Rheinbad als sehr gereizt. Das Personal sei seit mehreren Jahren heillos überfordert, immer wieder entstünden bedrohliche Situationen. Gleichzeitig wird aber auch betont, dass die Ereignisse im Rheinbad nur ein Symptom der heutigen Gesellschaft seien und ein negativer Blick auf bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht weiterhelfen könne.

Lösungen werden freilich nicht gefunden an diesem Abend. Es werden viele Themen angesprochen, beleuchtet und diskutiert. Aber auch das ist ein besonderer Wert, so Oberbürgermeister Thomas Geisel: „Wichtig für Werte ist der Dialog.“