Düsseldorf. Die Stadt legt Pläne für Sonderspur quer durch die Innenstadt vor. Das bedeutet mehr Staus im Berufsverkehr – davon gehen sogar die Planer aus.

Düsseldorf setzt das Umweltspuren-Experiment fort – mit einer dritten Sonderspur, die um ein Vielfaches länger ist als die beiden bisherigen. Sie soll von der Werstener Straße am Südpark quer durch die Innenstadt bis zum Nordstern verlaufen. Die Stadt legt nun die Pläne für die ersten Teilabschnitte vor. Die Politik soll in einer Sondersitzung am 28. August zustimmen. Dann soll zügig mit der Umsetzung begonnen werden – auch mit Blick auf das laufende Gerichtsverfahren wegen der Luftreinheit.

Einspuriger Verkehr auf wichtiger Pendlerachse

Der größte Eingriff betrifft die Anbindung an die A46 an der Ausfahrt Wersten: Ab dem Südpark soll eine Fahrspur nicht mehr für den regulären Autoverkehr zur Verfügung stehen, sondern nur für Linienbusse, Radfahrer, E-Autos sowie Autos mit drei oder mehr Insassen. Damit wird der restliche Verkehr auf der wichtigen Pendlerachse teilweise nur noch einspurig geführt. Die Umweltspur soll über die Kreuzung mit der Straße Auf‘m Hennekamp weiterlaufen und erst am Beginn der Corneliusstraße enden. Später soll sie bis zur Berliner Allee verlängert werden, die Umsetzung dieser Abschnitte wird aber noch vorbereitet, heißt es.

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Die Umweltspur soll explizit dazu führen, dass weniger Autos pro Stunde über die Achse durchkommen. Dies soll gegen die zu hohe Stickoxid-Belastung an den viel befahrenen Wohnstraßen in der Innenstadt helfen. An der Corneliusstraße befindet sich die offizielle Messstelle des Landesumweltamts. Obwohl dort noch keine Umweltspur eingerichtet werden soll, soll die Wirkung schon messbar sein. Zudem soll die Umweltspur zum Umstieg auf umweltfreundliche Alternativen zum Auto und zu Fahrgemeinschaften motivieren, weil diese schneller durchkommen.

Rückstau bis auf die A 46 erwartet

Die Planer gehen davon aus, dass die neue Umweltspur zu mehr Staus im Berufsverkehr führt: Eine Vergrößerung des Rückstaus zu der A46-Ausfahrt oder sogar bis auf die Autobahn sei zu erwarten, heißt es. Da viele Autofahrer eine andere Route versuchen dürften, wird auch mehr Verkehr auf Alternativrouten erwartet. Dies alles soll beobachtet werden. Zugleich soll auf einer wichtigen Nordzufahrt zur Innenstadt ein erstes Stück der langen Umweltspur entstehen: Auf der Fischerstraße soll ab Kennedydamm durchgehend die Umweltspur bis zur Maximilan-Weyhe-Allee durchgehend markiert werden. Diese wird dann vor der Einfahrt zum Kö-Bogen-Tunnel enden. In dem Tunnel wird keine Umweltspur markiert.

Die große Umweltspur war gemeinsam mit den beiden anderen, erheblich kürzeren (Merowingerstraße/Prinz-Georg-Straße) in einer Sondersitzung im Januar beschlossen worden. Weil die Planung der langen Spur komplizierter ist, erfolgt die Umsetzung erst nach und nach. Stadt und Land NRW erhoffen sich von den Spuren bessere Chancen im laufenden Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Münster.

Umwelthilfe klagt

Denn die Umwelthilfe will einklagen, dass die Behörden konkrete Pläne vorlegen, wie sie die zu hohe Stickoxid-Belastung in der Luft zeitnah senken. Das Gericht könnte Fahrverbote für Diesel verhängen, da diese besonders viel Stickoxide ausstoßen. Die Umweltspuren haben aus Sicht der Politik den Vorteil, dass alle Autofahrer weiter in die Innenstadt fahren dürfen Die Entscheidung des Gerichts wird für die kommenden Monate erwartet, daher herrscht Zeitdruck.

Das Ratsbündnis aus SPD, Grünen und FDP hatte die Umweltspuren mit der Stadtspitze um Oberbürgermeister Thomas Geisel entwickelt. Die Spuren sind in dieser Kombination von freigegebenen Verkehrsmitteln eine Düsseldorfer Erfindung. Die Stadt kündigt in der Vorlage an, man wolle zugleich mehr für die Alternativen zum Auto tun. So sollen etwa mehr Park-and-Ride-Parkplätze eingerichtet werden.

Die Umweltspuren sind umstritten. CDU-Ratsherr Christian Rütz, der Samstag die politische Vorlage veröffentlichte, warnt, „Chaos und Stau“ seien durch die neue Spur programmiert. „Pendler aus den Außenbezirken und Umlandstädten kommen nicht mehr rein – vor allem die, die sich innenstadtnahes Wohnen in Düsseldorf nicht leisten können.“