Düsseldorf. Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) fordert, Notfallstellen stärker zu zentralisieren und die Wartezeiten in den Notaufnahmen zu verkürzen.
Geht es nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, sollen Notaufnahmen in Krankenhäusern entlastet werden. In einem Gesetzesentwurf fordert der CDU-Minister eine „zentrale Lotsenfunktion“ der Notfallstellen.
Zentrale Nummer für alle Notfälle
Fälle, die über den Notruf 112 eingehen, sollen dann je nach Dringlichkeit dem ambulanten oder stationären Bereich zugewiesen werden. Derzeit sollen „Bagatellfälle“ wie eine Grippe eigentlich über die 116 oder 117 gemeldet werden, meist wird aber trotzdem der Notruf 112 gewählt. Dadurch kommt es zu einer Überlastung der Notaufnahmen. Zudem soll den Plänen zufolge in Krankenhäusern zufolge „Integrierte Notfallzentren“ geben, die von den Kliniken und den Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam betrieben würden. Düsseldorfer Krankenhäuser begrüßen die neuen Pläne.
Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass – egal ob 112 oder 116/117 gewählt wird – die Person in einer Zentrale landet und dann zu den jeweiligen Leitstellen durchgeschaltet wird. Eine Zentralisierung des Systems hatte unlängst schon Düsseldorfs Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke gefordert. Auch bei der Uni-Klinik (UKD) fällt Spahns Idee auf fruchtbaren Boden: „Die Grundidee einer Ansiedelung eines Notdienstes von niedergelassenen Ärzten direkt am Krankenhaus ist aus Sicht der Uniklinik Düsseldorf eine richtig Entwicklung“, so UKD-Sprecher Tobias Pott. Eine Steuerung der Patienten könnte dann auch für eine Entlastung der Notaufnahmen sorgen.
Klinik kritisiert die Vergütung von Patientennotfällen
Der Verbund katholischer Kliniken Düsseldorf (VKKD) begrüßt Spahns Pläne ebenfalls, kritisiert aber die Vergütung von Patientennotfällen: „Dass Krankenhäuser, die nicht als Integriertes Notfallzentrum ausgewiesen werden, durch Vergütungskürzung bestraft werden sollen, wenn sie einen Patienten als Notfall behandeln, geht nicht an. Patienten, die sich in einem Krankenhaus als Notfall vorstellen, dürfen aus rechtlichen und ethischen Gründen nicht ohne Untersuchung abgewiesen werden. Diese medizinischen Abklärungen sind voll zu vergüten“, so VKKD-Sprecher Peter Schmitz.
Beim EVK hält man eine Reform der Notfallversorgung längst für überfällig. Denn der Großteil der Patientenströme landet am Ende ohnehin in den Notaufnahmen der Krankenhäuser: „Spahn gibt damit auch zu, dass der größte Teil der Notfallversorgung bisher von den Krankenhäusern geleistet wird – ohne Refinanzierung“, so Klaus Peter Taschner, Vorstand des EVK Düsseldorf. Eine Entlastung der Notaufnahme am EVK sei zwingend erforderlich, allerdings werde die Idee der integrierten Notfallzentren an Krankenhäusern mit der Kassenärztlichen Vereinigung nur schwer umsetzbar sein. „Denn diese Zentren kann es nicht an allen Krankenhäusern geben und die vorhandene Struktur der Krankenhäuser wird auch weiterhin ambulante Notfälle und Bagatellfälle anziehen“, so Taschner.
Kritik kommt von Kassenärzten
Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke merkt zudem an, dass auch die Notärzte, „die ja ein wichtiger Teil unserer Kommune sind, in dem Konzept berücksichtigt werden müssen“. UKD-Sprecher Tobias Pott macht ebenfalls klar, dass eine Lösung nur in Kooperation gelingt – zwischen niedergelassenen Ärzten, Kassenärztlicher Vereinigung und den Kliniken.
Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVN) sieht man Spahns Vorhaben jedoch kritisch. Schon jetzt strebt die Vereinigung ein eigenes Modell mit kooperative Strukturen in Form von „Portalpraxen“ an, wie etwa mit dem augenärztlichen Notdienst in Düsseldorf. „Vor dem Hintergrund dieses bereits laufendenden Ausdifferenzierungsprozesses der Notfallversorgung, sehen wir die nun beabsichtigte Setzung erneuter gesetzlicher Vorgaben kritisch, da sie aus unserer Sicht prinzipiell nicht notwendig sind“, so KVN-Sprecher Christopher Schneider. Die Vereinigung sieht keinen Bedarf für weitere gesetzliche Vorgaben.