Düsseldorf. Der schwächelnde Rolando Villazón reißt seine Fans in der Düssledorfer Oper zwar mit, doch Elena Sancho Pereg ist der Star von morgen.
Mit Charme, Witz und manchmal Clownerien reißt Rolando Villazón seine Fans immer wieder mit. Ab ins Reich der Oper oder neuerdings Zarzuelas. Und begeistert. Zwar hat der Startenor von einst, der bis 2008/2009 an der Seite von Anna Netrebko auf Weltniveau sang, längst seine strahlenden, bombensicheren Höhen eingebüßt, für die er einst Spitzengagen kassierte. Doch trotz Stimmkrise, die ihn vor fast zehn Jahren gebeutelt hat, will es der Sänger immer wieder mal wissen. Obwohl er als Regisseur und Autor mittlerweile erfolgreicher ist, unter anderem in Düsseldorf, wo er vor zwei Jahren Donizettis „Don Pasquale“ in Szene gesetzt hat und im Dezember Bellinis „I Puritani“ herausbringen wird. Zugängig und offen ist er. Kommunikationstalent Villazón: er will sich beweisen, dass er als Sänger noch nicht abgeschrieben ist.
Rolando Villazón debütierte auf der Düsseldorfer Opernbühne
So debütierte der Mexikaner mit französischem Pass jetzt mit 47 auf Düsseldorfs Opernbühne bei der Gala des Freundeskreises in voll besetzter Rheinoper. Zusammen mit sensibel begleitenden Symphonikern unter Axel Kober und Ensemble-Solisten, die stimmlich allerdings um einiges überlegen waren. Mancher fragt sich nach gut zwei Stunden, wer eigentlich an dem Abend ‚Stargast’ war. Villazón (wie im goldglänzenden Programmheft angekündigt wird) oder doch eher die Spanierin Elena Sancho Pereg? Mit ihrem lyrischen, leicht schwebenden und leuchtenden Sopran könnte sie gut ein Star von morgen sein. In der Arie der Linda (Linda di Chamounix von Donizetti) hob sie mühelos ab in Stratospärentöne, lieferte lupenreine Koloraturen, unangestrengt und spielerisch.
Villazón müht sich in der Mittellage
Direkt danach Villazón: Er müht sich in der Tenor-Romanze aus Verdis „L’esule“, singt überwiegend in Mittellage. In einigen Phrasen erkennt man seine warme, eher dunkel timbrierte Stimme, die heute eher zu einem lyrischen Bariton denn zu einem auftrumpfenden Belcanto-Tenor passt. Die höheren Lagen tippt er nur kurz an. Unsicherheiten sind hörbar. Geschickt rudert er zurück, rettet sich als begnadeter Sängerdarsteller in dramatische Attacken, vermeidet hohes Register und begeistert mit einem finalen Forte seine Fans.
Auch der Jubel nach Rossinis Rausschmeißer „La Danza“ galt vermutlich dem Spitzentenor von damals, der sich, wie manche seiner Kollegen, zu schnell verausgabt hat. Denn der gehaltene hohe Spitzenton (im Youtube von 2007 zu hören) fehlt. Egal. Ungebrochen scheinen Villazóns Temperament, Tempo und seine Pantomime, hochgezogene Augenbrauen und vor Zorn geballte Fäuste inklusive.
Hohe Töne haucht er nur an
Sicherer und entspannter wirkt Lockenkopf Rolando in den Zarzuelas (eine Art spanischer Operette) und den drei Zugaben. In der Romanze aus „La del Soto del Parral“ klingt Villazón schon eher wie ein Tenor, wenn auch hier vereinzelt hohe Töne nur angehaucht werden. Und im Duo mit Elena Sancho-Pereg (aus „El Gato montes“) rettet sie ihn: Ihre finalen Spitzentöne überstrahlen alles, so dass man Villazóns Stimme nur erahnt. Begeisterten Jubel für Bravurarien ernteten ebenso Bogdan Baciu mit martialisch finstererem und metallischem Bariton (als Macbeth und als Graf Danilo), Luiza Fatyol mit sicherem, lyrisch-dramatischem Sopran (Hanna Glawari und Violetta/La Traviata). Und Mezzosopran Maria Kataeva, die zwar nicht immer schöne, aber ganz schön laute Töne von sich gibt. Amüsant, informativ und mit einem Schuss Ironie auch die lockere Moderation von Stephen Harrison.