Düsseldorf. . Feminismus, Instagram und ihr Plan B: Das sagen die Topmodel-Anwärterinnen Cäcilia, Sayana und Simone vor dem GNTM-Finale im Interview.
Die Dämmerung liegt still über dem ISS Dome. Kaum ein Auto fährt auf den breiten Straßen, vereinzelte Sicherheitsleute patrouillieren an den schwarz abgedeckten Metallzäunen entlang, die den hinteren Teil der Arena abschirmen. Nichts, ja wirklich gar nichts lässt darauf schließen, was an dieser Stelle in ein paar Tagen los sein dürfte: Die Topmodels sind in Düsseldorf angekommen – sie proben seit Anfang der Woche für das große Finale der 14. Staffel von „Germany’s next Topmodel“.
Und auch an diesem Abend sind sie irgendwo im ISS Dome, pendeln von Catwalk-Probe zu Pressetermin und wieder zurück. Alles was die Journalisten von Sayana (20), Cäcilia (19) und Simone (21) trennt, sind Sicherheitsanweisungen.
Die drei jungen Frauen haben anstrengende Monate hinter sich; innerhalb kürzester Zeit haben sie einige der schönsten Ecken der Welt gesehen, die größten Stars der Mode-Szene kennengelernt und das Wissen von Model-Mama Heidi Klum angezapft. Nun sitzen sie in Düsseldorf, warten auf das Finale. Auf ihre große Chance, eine schillernde Karriere anzutreten.
#MeToo und #NotHeidisGirl: Kritik an GNTM
Cäcilia, Simone und Sayana haben zusammen über eine halbe Million Follower auf Instagram. Es sind vorwiegend Mädchen und junge Frauen, die jedes neue Bikini-Foto und jede Produktplatzierung studieren. Denn GNTM ist vor allem eins: eine riesige Werbemaschinerie.
Es ist kein Zufall, dass die Band Tokio Hotel den Titelsong zur diesjährigen Staffel beisteuerte, dass Sänger Bill Kaulitz in einer Folge fast beiläufig seine Modekollektion präsentieren konnte und dass Lena Meyer-Landrut bei einem der Catwalks ihre neue Platte hoch- und runtersingen durfte.
Auch interessant
Schon seit ihrem TV-Start 2006 wird die Model-Show immer wieder für das Frauenbild, das sie darstellt, kritisiert. Im Februar 2018 schlug der Hashtag #NotHeidisGirl Wellen in den Sozialen Netzwerken. Er wendet sich gegen die in der Sendung propagierten Schönheitsideale. Und auch die #MeToo-Debatte hat einen Einfluss auf die Kritik an der Sendung. So sagen Experten, die Gesellschaft sei inzwischen viel sensibilisierter für Sexismus. Der Aufschrei ist hörbar geworden.
Feminismus und GNTM – geht das?
Und doch: „Ich bin Feministin in Person“, spricht Simone. Obwohl Feminismus sich gerade gut vermarkten lässt, nimmt man ihr diese Aussage am ehesten ab. Denn „Simi“ scheint sich während der gesamten Staffel treu geblieben zu sein. Auch wenn sie mit ihrer Art unter den Mädels nicht gerade die beliebteste Kandidatin war, fühlt sie sich nach außen authentisch präsentiert: „Ich würde alles noch mal genauso machen, denn ich stehe zu meinem Charakter und ich stehe dazu, dass ich anders bin und anderen nicht hinterher laufe.“
Ein Lebenstraum mit doppeltem Boden
Kommentar: Erfolgreich – aber auch vorbildlich?
Junge Mädchen brauchen keine Vorbilder, die ihnen sagen, wie dünn sie zu sein haben, welche Lidschattenpalette gerade angesagt ist oder welche Sneaker gar nicht mehr gehen. All das schränkt sie ein: in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, in der Stärkung ihres Selbstwertgefühls und eigener Interessen.
Stattdessen bräuchte es eine Show, die ihnen beibringt, wie viel erstrebenswerter es ist, sich keinen optischen Zwängen unterwerfen zu müssen, sondern Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit zu entwickeln. Ob es ein solches TV-Format allerdings bis in die 14. Auflage schaffen würde, ist fraglich. (Theresa Langwald)
Falls es mit der Model-Karriere doch nicht klappen sollte, haben die diesjährigen GNTM-Finalistinnen zumindest einen Plan B: Sayana würde weiter Business-Management in Duisburg studieren, Cäcilia eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester machen, aber wirklich nur „wenn das alles hier in die Brüche gehen sollte, was ich nicht denke und nicht hoffe“, so die Halbitalienerin. Das Modeln ist ihr Traum, wenn nicht vorher schon gewesen, dann endgültig durch das Fernsehformat. Zumindest versichern die drei jungen Frauen das einigermaßen glaubhaft im Interview.
Der Blick auf die Zeit: Es ist 22 Uhr. Noch ein paar professionelle Posen, ein paar schnelle Fotos, dann ist die Begegnung auch schon wieder vorbei. Doch noch nicht für Heidis „Mädchen“: Obwohl es draußen schon lange dunkel ist, wartet das nächste Kamerateam vor der Tür. Am nächsten Morgen um 9 Uhr geht es weiter mit den Proben.
„Nur eine“ bekommt am Donnerstag das letzte Foto
Auch interessant
Der Traum vom Topmodel-Dasein begeistert auch heute noch Massen an jungen Mädchen.Tausende Fans werden am Donnerstag, 23. Mai, zum großen GNTM-Finale (20.15 Uhr, ProSieben) in den ISS Dome strömen – mit Plakaten, leuchtenden Augen und Handys im Anschlag. Auch Heidi Klum sei schon gesichtet worden, sagt eine Sicherheitskraft auf dem Weg nach draußen. Das sei zwar ganz interessant gewesen, „aber am Ende sind das auch nur normale Menschen, oder?“
>>> Lesen Sie auch: Heidi Klum bleibt „GNTM“ sechs weitere Jahre treu