Düsseldorf. . Die acht Personen hatten den Winter an einem Pavillon der Düsseldorfer Kulturmeile in Zelten verbracht. Sie haben sich woanders gut eingelebt.
„Mit einem Wort: Es geht ihnen erstmal gut“, sagt Markus Well, Sozialarbeiter bei der Diakonie Düsseldorf. Er betreut aktuell die acht ehemaligen Obdachlosen, die mit einem halben Dutzend Hunden vor gut 14 Tagen in zwei Einfamilienhäuser mit Garten in Hamm umgezogen sind. Es habe viele Sachspenden gegeben, die direkt in den Häusern abgegeben wurden. „Sie haben sich also ganz gut eingerichtet und fühlen sich wohl.“
Die ungewöhnliche Lösung kam Mitte April
Die sechs Männer und zwei Frauen hatten den Winter über an einem der Pavillons des Ehrenhofs in Zelten gewohnt. Mitte April hatten Stadt, die Obdachlosenhilfe der Franzfreunde und die Diakonie eine ungewöhnliche Lösung erarbeitet: Sie stellte der Gruppe zwei leerstehende Häuser mit Garten zur Verfügung. Vorher waren diese Häuser zur Unterbringung von Flüchtlingsfamilien genutzt worden, dann für die Betreuung unbegleiteter Minderjähriger. Sie seien zuletzt nicht in einem Zustand gewesen, dass man sie einfach hätte vermieten können, hatte Miriam Koch, Leiterin des zuständigen Amts für Migration und Integration, damals betont.
Das warf Fragen auf: Wieso waren die Häuser in diesem Zustand, warum waren sie nicht saniert und dem Wohnungsmarkt zugeführt worden? Wie die Städtische Wohnungsgesellschaft (SWD) auf Anfrage mitteilt, stammen die Häuser aus dem Jahr 1950. Damals wurden sie von Privatleuten erbaut. 1980 kaufte die Stadt Düsseldorf diese Häuser. Nach Auskunft der Stadt wurden sie dann eine Zeit lang von einem Gartenbaubetrieb genutzt.
SWD-Häuser waren in keinem guten Zustand
Im August 2001 wurden die Häuser der SWD übergeben. Der Auftrag war, die Mietverhältnisse so lange zu verwalten, bis sie endeten. Anschließend sollten die Häuser dann leer der Stadt zurückgegeben werden. Das geschah auch. 2013 gingen die Häuser wieder in die Verwaltung der Stadt über, und zwar ans Amt für Migration und Integration. „Wir hatten zu dieser Zeit bereits 1000 Flüchtlinge in Düsseldorf und Deutschland hatte angekündigt, weitere Menschen aus Syrien aufzunehmen“, begründet ein Sprecher der Stadt diese Entscheidung. Man habe die Häuser für die Unterbringung von Familien verwenden wollen. Zuvor habe man jedoch 50.000 Euro in die allgemeine Sanierung jedes der Häuser gesteckt, so der Sprecher. Unter anderem seien das Dach repariert und allgemeine Wohnschäden beseitigt worden.
Um die Häuser vermietfähig zu machen, müsste jedoch noch mehr investiert werden: Der Dachstuhl müsse erneuert, eine moderne Wärmedämmung angebracht und ein zweiter Rettungsweg installiert werden. Aktuell entsprächen die Obergeschosse der Häuser nicht den Anforderungen des Brandschutzes. „Sie sind kein optimaler Wohnraum. Zudem befinden sie sich in einer Lage, in der eigentlich keine Wohnbebauung vorgesehen ist.“ Bevor sie leer stünden, stelle man sie aber lieber den Obdachlosen zur Verfügung, die akut nach einer Bleibe gesucht hätten. „Besser als ein Zelt sind diese Häuser auf jeden Fall.“
Schlaf nachholen in einem richtigen Bett
Das sehen offenbar auch die Betroffenen so. „Sie sind gerade dabei, sich einzuleben“, berichtet Sozialarbeiter Well. „Sie roden zum Beispiel im Garten die Brennnesseln und Brombeerranken, um die Wege freizubekommen.“ Der ein oder andere denke auch darüber nach, eine Arbeit aufzunehmen. „Es macht einen Riesenunterschied, dass diese Menschen jetzt Wäsche waschen, duschen, ihr Geschirr richtig spülen können - auch für ihre Gesundheit.“ Einer der Männer habe gesagt, er hole nun erst mal den Schlaf von drei Jahren nach – in einem richtigen Bett.
Grundsätzlich sei die Gruppe Sozialarbeit gegenüber skeptisch eingestellt. „Es ist ein vorsichtiges Beschnuppern.“ Die politischen Diskussionen um die Richtigkeit der städtischen Maßnahme betrachte man aus der Distanz. „Sie war ein Stück weit zu erwarten, richtet sich aber aus unserer Beobachtung nicht gegen die Menschen im Haus.“