Düsseldorf. . Ein 40-köpfiges Rheinbahn-Team hat seit Dezember riesige Datenmengen analysiert. Nun wurden Maßnahmen für eine Qualitätsoffensive vorgeschlagen.
Die Rheinbahn macht ernst mit ihrer Qualitätsoffensive. Seit der Ankündigung von Unternehmenssprecher Klaus Klar, den Service des Verkehrsunternehmens in jeder Hinsicht zu verbessern, hat ein rund 40-köpfiges Team aus den eigenen Reihen „mit Hochdruck an der nachhaltigen Verbesserung der Kundenzufriedenheit“ gearbeitet, wie Projektleiterin Nina Erichsen berichtet. „Als wir im Dezember die Umfragewerte analysiert haben, konnten wir nicht mehr von Kundenzufriedenheit sprechen“, so die 38-Jährige, die einem Team vorsteht, in dem die Bereichsleiter zwischen 23 und 33 Jahre alt sind. „Die Leute haben sich durch riesige Datenberge gegraben“, betont Erichsen.
Kein geschlossenes Netz
Dabei kam heraus, dass es nicht die große Lösung gibt, sondern viele niederschwellige Maßnahmen, an denen gearbeitet werden kann und muss. Robin Bertram (28) ist verantwortlich für das Teilprojekt Pünktlichkeit. Die Rheinbahn verkehre nicht in einem geschlossenen Netz, wie es etwa bei den U-Bahn-Verbünden in Städten wie Hamburg der Fall sei, sagt er. „Wenn bei uns irgendwo ein Unfall passiert, dann kann das also immer große Auswirkungen haben.“
Die Unfallschwerpunkte standen deshalb im Fokus der Pünktlichkeits-Analysen. An der Berliner Allee, an der drei Rheinbahn-Linien verkehren, gab es im Vorjahr 14 Crashs, immer aus demselben Grund, dort ist nämlich das Linksabbiegen Richtung Grünstraße unübersichtlich geregelt. „Fahrzeuge, die dort abbiegen, sehen die Bahn von hinten nicht kommen“, so Bertram. Die Rheinbahn wird das Problem pragmatisch lösen, in dem sie die Beschilderung ändert. Am Werstener Kreuz im Düsseldorfer Süden gab es im Vorjahr 45 Unfälle. Dort will die Rheinbahn mit einem Umbau der Gleise dazu beitragen, dass schneller auf Störungen reagiert werden kann.
Neue Weichensignale als Mosaikstein
Ein weiterer Mosaikstein wird die Weichensteuerung an diversen Stellen im Stadtgebiet sein. Die Rheinbahn kann mit neuer Technik die Signale an den Weichen derart verändern, dass der Fahrer vor einer solchen Weiche die Bahn nicht mehr herunterbremsen muss, sondern die Geschwindigkeit beibehalten kann. An sechs Stellen in Düsseldorf sollen diese neuen Weichensignale zunächst getestet werden, an insgesamt 24 Stellen sind sie möglich. „Wir haben ausgerechnet, dass wir mit diesem System die einzelne Straßenbahnen sogar schneller machen können“, verrät Bertram. „Doch wir wollen in einem ersten Schritt dafür sorgen, dass sie pünktlich kommt.“
Zudem will die Rheinbahn in diesem Jahr 50, in 2020 bereits 100 Ampelanlangen für einen zuverlässigeren ÖPNV „optimieren“. Das passiert gemeinsam mit der Stadt und einer hochwertigen Software, die unter anderem dafür sorgt, dass sich eine Straßenbahn schon 100 Meter vor einer Ampel ankündigt oder ein paar Sekunden länger Grünlicht hat als üblich. „Man denkt dann immer, die Autos würden durch den schnelleren ÖPNV benachteiligt, dem ist aber oft nicht so“, betont Bertram. „Denn dort, wo die Bahn Grün hat, haben die Autofahrer, die in dieselbe Richtung fahren, ja auch Grünlicht.“
Der „Präsenzreiniger“ wird neue eingeführt
Ebenso auf der Agenda: das Thema Sauberkeit. „Die Kunden kritisieren immer wieder, dass die Wagen zu sehr verdreckt sind“, sagt Felix Weingärtner (33), der dieses Teilprojekt leitet und ansonsten bei der Rheinbahn im Bereich Hochbahnsteige und Verkehrsanlagen arbeitet. So genannte Präsenzreiniger – das sind Menschen und keine Maschinen – sollen künftig während der Fahrt in Bus oder Bahn einsteigen und Schmutz (ausgelaufener Kaffee, Essensreste) beseitigen. Ist die Verschmutzung zu groß, kann der Mitarbeiter dies auch an die Kollegen vom mobilen Service-Wagen weiter geben, die dann an der Endhaltestelle sauber machen.
Sogar in Sachen Fahrgastinformationen haben die Rheinbahner während der Datenanalyse „80 Probleme identifiziert“, wie Teilprojektleiter Christian Lücker sagt. Eines der größten Probleme sei, „dass unsere dynamische Fahrgastinformationen oft nicht anzeigt, wenn etwa eine Bahn komplett entfällt. Das müssen wir ändern“. Was aber einfach klinge, sei ein „riesiger Programmieraufwand“.
Die Rheinbahn will künftig also an allen Rädchen drehen. Und: „Die Maßnahmen sollen allesamt schnellstmöglich umgesetzt werden“, so Nina Erichsen.
Es bewegt sich endlich etwas – ein Kommentar von Stephan Wappner
Die Rheinbahn macht in Sachen Qualitätsoffensive das einzig Richtige. Anstatt viel Geld für externe Sachverständige aus dem Fenster zu werfen, hat die Führung des Düsseldorfer Verkehrsunternehmens den Experten aus den eigenen Reihen das Vertrauen gegeben. Bei den Verantwortlichen der Teilprojekte ist niemand älter als 40, diesen Leuten scheint die Zukunft ihres Unternehmens auf besonderer Weise am Herzen zu hängen.
Der Maßnahmenkatalog, den das 40-köpfige Team seit Dezember zusammen gestellt hat, kann sich jedenfalls sehen lassen und verspricht eine bessere Zukunft für die Rheinbahn.
Man kann jetzt nur auf schnelle Umsetzung hoffen.