Düsseldorf. . Auf dem Düsseldorfer Blumengroßmarkt bieten 45 Händler Pflanzen an. 3000 Kunden nutzen die Nähe zu den Erzeugern, manche schon nachts gegen zwei.
Morgens gegen halb sechs, Derendorf liegt noch im Dunkeln. In der hell erleuchteten Halle des Düsseldorfer Blumengroßmarkts an der Ulmenstraße rangieren einige Händler mannshohe Karren mit blauen Hortensien, weißem Jasmin, lila Flieder und Kräutertöpfen auf ihrer Verkaufsfläche. „Die ersten Blumen und Pflanzen haben die Anbieter hier gegen Mitternacht per Lkw angeliefert“, sagt Peter Hecker (64). Er ist seit 2010 Geschäftsführer des Blumengroßmarkts.
Der Großmarkt ist schon über 80 Jahre alt
„Die Käufer kommen in Wellen“, erzählt Hecker, „eben war es noch voll hier“. Offiziell ist der Markt von fünf bis neun Uhr morgens für Gewerbekunden geöffnet, doch viele sind deutlich früher da. Am Gründonnerstag kamen die ersten Käufer gegen 2 Uhr. „Jetzt vor den Osterfeiertagen wollen viele Kunden wieder möglichst früh in ihren Läden oder an ihren Verkaufsständen sein.“ Hecker nimmt sich Zeit für einen Rundgang durch das 10.000 Quadratmeter große Gebäude. 40 Tennisplätze würden auf diese Fläche passen. „Der Blumengroßmarkt besteht seit mehr als 80 Jahren“, berichtet er, „aktuell haben wir 45 Anbieter, die hier Blumen und Pflanzen verkaufen.“
Kurze Transportwege sichern frische Waren – wer hier früh morgens Schnittblumen anbietet, hat sie erst am Tag zuvor von seinen Feldern geholt. „Wir sind eine Genossenschaft“, sagt Hecker, „und die Mitglieder kommen sämtlich aus der Region, haben ihre Gärtnereien und Gartenbau-Betriebe in der Regel höchstens 100 Kilometer von Düsseldorf entfernt, zum Beispiel in Aachen, Pulheim, Korschenbroich und Willich.“
Markt ist einzig für Gewerbekunden gedacht
Wer kauft auf dem Blumengroßmarkt ein? „Unsere Kunden sind Landschaftsbauer, Friedhofsgärtner, Floristen, Wochenmarkt-Beschicker und Gartencenter, auch alle angesiedelt im Radius von rund 100 Kilometern.“ Bei „Blumen Heinen“ aus Willich schaut Veronika Hoppe-Naundorf gerade nach Tulpen: „Ich kaufe fast jeden Morgen hier auf dem Großmarkt ein, Schnittblumen und Beetpflanzen, schon seit 30 Jahren.“ Die Floristin kommt aus Meerbusch und führt dort ein Geschäft. Oft braucht sie bis zu zwei Stunden, um alle Angebote zu sehen und zu vergleichen. „Der persönliche Kontakt zu den Erzeugern hier ist wirklich etwas Besonderes.“
3000 gelistete Gewerbekunden hat der Düsseldorfer Blumengroßmarkt. „Regelmäßig hierher kommen etwa 1500“, so Geschäftsführer Hecker. Der Privatkunde muss leider draußen bleiben, doch im Fachhandel zeigt ihm das grüne Logo mit der Aufschrift „Ich bin von hier!“: Hier gibt‘s regionale Pflanzenpracht vom Großmarkt.
Die Angst vor dem Buchsbaum-Zünsler
Auch Düsseldorfer Vermarkter handeln auf dem Blumengroßmarkt. Karl Hahnen hat seinen Betrieb für Naturprodukte im Stadtteil Flehe. Jetzt zu Ostern bietet er Kränze aus Buchsbaum an, geschmückt mit bemoosten Ästen und Wachteleiern, „von Hand ausgeblasen“, so Hahnen. Buchsbaum sei klassisches Kranzmaterial, doch der Buchsbaum-Zünsler, ein ursprünglich ostasiatischer Schmetterling, vernichte durch Kahlfraß immer mehr deutsche Bestände. „Ich nutze inzwischen auch Buchsbaum aus Dänemark, dort ist der Zünsler noch nicht so verbreitet.“
Erzeuger mit drei Standorten
Zu den größten Erzeugern in der Markthalle gehört das Unternehmen von Andreas Dietz, mit Standorten in Dormagen, Rommerskirchen und Venlo – und einer Produktionsfläche von über 130.000 Quadratmetern. „Jetzt ist Saison für Beet- und Balkonpflanzen“, sagt Verkaufsleiter Jost Kronenberg. Besonders beliebt seien etwa Verbenen, Karnevalspetunien, Polarsterne und Geranien. „An einem Tag bieten wir hier bis zu 40 Pflanzensorten.“ Mehrere tausend Stück verkaufe der Betrieb täglich auf dem Großmarkt.
Zwischendurch sprechen Händler Peter Hecker an, fragen etwas. Eine Lieferung wird gesucht, Hecker telefoniert und kann helfen. Die Atmosphäre wirkt locker. „Wir haben hier fast nur Familienbetriebe in zweiter oder dritter Generation“, so Hecker.
Der Großmarkt in den Schlagzeilen
In den vergangenen Monaten hatten die geplante Umgestaltung und Sanierung des insgesamt 16 Hektar fassenden Düsseldorfer Großmarkt-Geländes für Schlagzeilen gesorgt. Nach dem vom Stadtrat beschlossenen Verkauf des Areals an die Tochtergesellschaft IDR befürchten Händler des Obst-und-Gemüse-Großmarkts höhere Kosten. Zuletzt meldete das Verwaltungsgericht Düsseldorf verfassungsrechtliche Bedenken gegen die angestrebte Privatisierung an. „Wir als Blumengroßmarkt haben auch Sanierungsbedarf und planen weiter mit der Umgestaltung“, sagt Peter Hecker. „Und wir freuen uns darauf, einen neuen Markt gestalten zu können.“