düsseldorf. Die koptische Gemeinde im Düsseldorfer Stadtteil Heerdt unterstützt nicht nur ihre eigene Gemeinschaft.
Vater Boulos, bürgerlich Boulos Shehata, sieht genauso aus, wie man sich einen orthodoxen Priester vorstellt. Er trägt ein traditionelles schwarzes Gewand, samt Kopfbedeckung und einen langen vollen grauen Bart. Abgerundet wird die Erscheinung des 69-Jährigen durch ein herzliches und gütiges Lächeln. Begleitet wird er von seinem Sohn Bishoy Shehata, der beruflich als Pilot tätig ist. Unter koptischen Christen gibt es, anders als bei Katholiken, kein Zölibat – es ist sogar verpflichtend, dass ein Pfarrer verheiratet sein muss.
Gemeinde zählt 500 Familien
Seit 2015 trifft sich die koptische Gemeinde in der Bunkerkirche Sankt Sakrament auf der Heerdter Landstraße. „Durch das Aufkommen des arabischen Frühlings haben wir verstärkt Zuwachs bekommen“, erklärt der 31-jährige Sohn „Das ehemalige Gemeindezentrum in Gerresheim hatte nicht mehr genug Kapazitäten.“ Der katholische Pfarrer Dederichs bot den Kopten die Bunkerkirche als neues Zentrum an. Mittlerweile zählt die Gemeinde etwa 500 Familien, die aus dem ganzen Umland kommen.
Vater Boulos liegt besonders die Suppenküche am Herzen, die alle zwei bis drei Monate, im Garten des hinteren Bereiches der Kirche stattfindet. „Wir würden uns wünschen, dass die Suppenküche unter der gesamten Bevölkerung bekannter wird“, sagt Bishoy Shehata. „Zu diesem Zweck werden Flyer in karitativen Einrichtungen verteilt, die auf die Veranstaltung hinweisen.“
Viele Mitglieder sind noch nicht lange in Deutschland
„Alle zwei bis drei Monate“ – das klingt erst einmal nicht besonders oft. Das lässt sich aber ganz einfach dadurch erklären, dass die Kirche mit einem anderen Bereich alle Hände voll zu tun hat. „Eine Vielzahl unserer Gemeindemitglieder ist noch nicht lange in Deutschland. Wir sind sehr viel damit beschäftigt, bei Behördengängen und Asylverfahren zu unterstützen. Darum stehen wir in engem Kontakt mit Sozialämtern und Anwälten.“ Dass dies eine besonders mühselige Arbeit ist, kann man sich denken. „Wir haben oft Fälle von Familien, die bereits fünf Jahre hier sind und trotzdem unter einer möglichen Abschiebung leiden“, so Boulos Shehata. „Wir müssen dann immer wieder erklären, dass Christen auch in Ägypten noch zu einer verfolgten Minderheit gehören, die ständigen Gefahren ausgesetzt ist.“
Zum Verständnis: Kopten sind in Ägypten von verschiedenen Formen der Diskriminierung betroffen – im Alltag, in Staats- und Militärfunktionen sowie beim Bau von Kirchen. Zudem wird seitens der Kopten bemängelt, dass Christen in Ägypten nicht ausreichend vor Gewaltverbrechen geschützt werden.
Gute Kontakte im Stadtteil
Aber die koptische Gemeinde beschränkt sich in ihrer sozialen Arbeit nicht nur auf ihre eigene Gemeinschaft. Gute Kontakte werden zu den linksrheinischen Christen, dem Schützenverein St. Sebastianus sowie verschiedenen karitativen Vereinen gehalten – gemeinsame Feste und Projekte sind keine Seltenheit.
„Ein weiteres wichtiges Anliegen, ist uns der Bau eines Gemeindezentrums im Garten der Kirche“, erklärt Boulos Shehata. „Hier wollen wir einen Stadtteiltreff aufbauen, in dem jeder willkommen ist und Anwohner die Möglichkeit haben, die Gemeinde besser kennenzulernen und auch vielseitige Unterstützung erfahren können.“ Die Baupläne sind bereits beim zuständigen Amt eingereicht. In den nächsten Monaten wird mit dem „Okay“ gerechnet.