Düsseldorf. . Düsseldorfs Westend wird in Zukunft 10.000 neue Heerdter beherbergen. Das macht einigen Lokalpolitikern Sorgen.

Das rasante Wachstum stellt den Stadtteil Heerdt vor neue Herausforderungen. In Zukunft sollen 10.000 Menschen mehr den Stadtteil bevölkern. Oft wird durch Anwohner hinter vorgehaltener Hand die Sorge geäußert, dass sich unter den neuen Heerdtern besonders viele sozialschwache Bürger befinden würden. Dass diese Sorge unbegründet ist, erklärt Marco Staack, stellvertretender Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Heerdt-Lörick. Staack setzt sich für die Förderung von bezahlbarem Mietwohnraum ein und sieht Heerdt eher von einer möglichen Gentrifizierung bedroht.

Das teure Oberkassel drängt nach Heerdt

Auf der Hansaallee steht, so Staack, der „teuerste Plattenbau Düsseldorfs“: die Heinrich-Heine-Gärten. Die Kaufpreise für eine Wohnung in dem Luxuskomplex bewegen sich zwischen 680.000 und 1,568 Millionen Euro. Nur irgendwie will der Palast nicht richtig in die Umgebung passen. „Die Heinrich-Heine-Gärten waren der erste Versuch, das teure Oberkassel nach Heerdt reinzudrücken“, erklärt Staack. „Es gibt in Oberkassel einfach keine Flächen mehr für Bauprojekte, natürlich wird dann auch verstärkt nach Heerdt gedrängt“.

Ob der Versuch geglückt ist, war lange fraglich. Oft wurde beanstandet, dass die Heinrich-Heine-Gärten leer stehen würden. „Mittlerweile sind von den 380 Wohnungen nur noch zwölf nicht verkauft oder vermietet. Etwa 60 Prozent werden von Eigennutzern bewohnt und 40 Prozent sind an institutionelle Investoren verkauft worden“, entgegnet der Vorstandsvorsitzende der Frankonia, Uwe Schmitz. „Der Erfolg zeigt, dass der Standort gut gewählt war.“

Ortswechsel: An der Böhlerstraße, in direkter Nähe zum Cinestar, liegt das Bauprojekt „Vierzig 549“ – hier sollen allein 1000 neue Wohneinheiten entstehen. „Die Preise der Einheiten sind nicht so hoch wie in den Heinrich-Heine-Gärten, trotzdem liegen diese immer noch über dem Durchschnitt und orientieren sich eher an Oberkassel als an Heerdt“, so Staack.

Weiter geht es in südlicher Richtung: rund eine halbe Stunde Fußweg bis zur Pariser Straße. Neben der Schönklinik steht bereits der Rohbau des Wohn-Turms „Rhein 740“. Die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen steigen hier von der siebten bis zur 17. Etage von 5000 bis 10.000 Euro.

Der Mietspiegel könnte steigen

Fallen also die Preise von „Rhein 740“ und „Vierzig 549“ erstmal in den Heerdter Mietspiegel, könnte das eine Begründung für Vermieter sein, generell die Mieten im kompletten Stadtteil zu erhöhen. Und genau das befürchtet Staack: „Für mich ist das eine Form von Gentrifizierung. Meine Sorge ist, dass die angestammte Bevölkerung Heerdts im Laufe der Zeit verdrängt wird.“ Die Heinrich-Heine-Gärten haben, so Staack, bereits zu einer überproportionalen Immobilen-Preiserhöhung in Heerdt geführt. Tatsache ist, dass laut dem Halbjahresbericht 2018 vom Immobilienberater JLL der Medianwert (in etwa Mittelwert) für das Mietniveau pro Quadratmeter in Heerdt bei mehr als dreizehn Euro lag. Zum Vergleich: im achten Stadtbezirk (Eller, Lierenfeld) lag dieser Wert bei unter zehn Euro.

Bezirksbürgermeister Rolf Tups (CDU) sieht die Entwicklung weitaus weniger dramatisch: „Es wird sich nach dem Bebauungsplan gerichtet. Hierbei ist eine soziale Durchmischung vorgegeben und wird auch durchgesetzt. Das wird auch die Mieten betreffen.“

Der Bebauungsplan greift auch in Heerdt

Der Bebauungsplan für Düsseldorf sieht vor, dass 40 Prozent der neu geplanten Wohneinheiten im öffentlich geförderten und preisgedämpften Segment realisiert werden müssen.

Markus Loh (Grüne), Mitglied der Bezirksvertretung, bemängelt hierbei, dass preisgedämpftes Wohnen zwar verbilligt ist, aber sich auch in Heerdt bei immer noch teuren acht Euro pro Quadratmeter bewegen kann. „Das gilt aber nicht für den öffentlich geförderten Wohnraum. Dieser wird weiterhin für Gruppen zur Verfügung stehen, die auf dem freien Wohnungsmarkt nichts finden können.“

Dass die Mietpreise in ganz Düsseldorf steigen, ist für die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin des Stadtbezirks 4, Karin Braun (FDP) klar. „Sprunghafte Mieterhöhungen sehe ich aber nur bei größeren Gesellschaften. Dann wird den Mietern aber auch ein Neubau zur Verfügung gestellt. Mieten bei Privatpersonen sind nicht so teuer – auch in Heerdt nicht.“

Der ehemalige Vorsitzende des Bürgervereins Clemens-Rolf Sökefeld verfolgt den Wohnungsmarkt mit Skepsis: „Wir beobachten die Entwicklung natürlich mit großem Interesse. Lustigerweise weiß ich aber auch, dass viele alteingesessene Heerdter bei den neuen Wohnungen zugeschlagen haben. Nun stehen ihre alten günstigen Wohnungen frei. Daher glaube ich nicht, dass die Heerdter Urbevölkerung direkt vertrieben wird. Dennoch bleiben wir wachsam, was das Thema angeht.“