Düsseldorf. . Wer ist der Mann, der als Gründer und geschäftsführender Gesellschafter hinter „alltours“ steht, einem der größten deutschen Reiseunternehmen?
Er hat mit 68 Jahren eigentlich das beste Rentenalter. Doch 1. sieht man ihm sein Alter nicht an und 2. ist Ruhestand überhaupt nichts für ihn. Willi Verhuven, Gründer und Chef des Düsseldorfer Reiseunternehmens „alltours“, fährt arbeitsmäßig auf Hochtouren: Sechs-Tage-Woche und Arbeitstage, die auch mal bis zu zwölf Stunden dauern können. Er arbeitet, damit andere unbeschwert Urlaub machen können. Und es macht ihm Spaß.
Jeans, Hemd, Jackett. Keine Krawatte.
Doch wer ist dieser Mann, dem eines der größten deutschen Reiseunternehmen gehört, dem er als Geschäftsführer selbst vorsteht, der damit im letzten Geschäftsjahr 1,44 Milliarden Euro Umsatz machte, 42 Millionen Euro Gewinn und mit dem pro Jahr 1,73 Millionen Menschen verreisen? Die NRZ wollte es wissen und besuchte den geschäftsführenden Allein-Gesellschafter Willi Verhuven in der alltours-Zentrale im Dreischeibenhaus. Den Mann, der eher bescheiden ist und nur ungern in der Öffentlichkeit steht.
Verhuven kommt leger. Jeans, Hemd, Jackett. Keine Krawatte. Er ist kein Banker-Typ mit Anzug, eher der lockere Typ von nebenan. Trotzdem ist er knallharter Geschäftsmann. Raushängen lässt er das nicht. Er lacht viel. Und sagt: „Ich bin vom Denken eher der nordische Kaufmann, aber von meiner Mentalität her der Südländer.“
Jeden Morgen Schwimmen und Aquafit
Zum „norddeutschen Kaufmann“ gehört, dass er Zeit nicht sinnlos verstreichen lässt. Die morgendliche Stau-Fahrt von Wittlaer zur alltours-Zentrale nutzt Verhuven, der dann schon geschwommen ist und 20 Minuten Aquafit hinter sich hat: Zum Telefonieren! „Ich versuche, den unangenehmen Stau mit dem Praktischen zu verbinden. Da sind erst einmal die Geschäftsführer aus Spanien dran“, erzählt er. Wie laufen die Umbauten und Renovierungen der firmeneigenen allsun-Hotels? Alles im Zeitplan? Er lässt sich auch Fotos schicken. Für Verhuven ist das wichtig: „Ich gehe mit meinen Hotels um wie mit meinem Privathaus.“ Auch wenn das dann manchmal etwas teurer wird, fügt er lächelnd hinzu.
Drei Stichworte, drei kurze Antworten vom alltours-Chef
Geld: „Ist für mich nicht wichtig, eigentlich ist es für mich persönlich wertlos und hat für mich keine Bedeutung.“
Glück: „Glück ist wichtig. Ich glaube, dass es Glück gibt; ich glaube auch, dass es Schutzengel gibt. Ich wünsche jedem Glück, weil es ein ganz wertvolles Gut ist. Glück kann man nicht erarbeiten und auch nicht suchen.“
Liebe: „Wenn man das Glück hat, die richtige Liebe gefunden zu haben, dann ist das Glück komplett. Liebe bedeutet auch Leben. Ohne Liebe zu leben, kann ich mir nicht vorstellen.Ich muss einen Menschen lieben. Das tue ich auch – meinen Lebenspartner.“ (gömi)
Im Büro geht es weiter – zuerst mit Kaffee, dann mit der Arbeit. Bis zu zwölf Stunden arbeitet der alltours-Chef. Wenn er nach Hause fährt, ist aber wirklich Feierabend. Hier unterscheidet er sich von anderen Managern: „Von zuhause arbeite ich generell nicht. Das ist tabu. Zuhause ist Zuhause.“
„Ich verbinde Urlaub häufig mit Arbeit“
Anders sieht das wieder im Urlaub aus. „Ich verbinde Urlaub häufig mit Arbeit“, sagt Tourismus-Unternehmer Willi Verhuven. Hotels anschauen, Geschäftsführer seiner Auslands-Unternehmen treffen oder Geschäftspartner. Und Kreuzfahrt-Routen, so sagt er, sind für ihn immer Arbeitsrouten. „Ich muss mindestens einmal im Jahr eine Kanaren-Kreuzfahrt machen und suche mir auch mal was aus mit Griechenland und Türkei.
Verhuven macht das gerne. „Aber das ist natürlich kein richtiger Urlaub“, sagt er. Wenn er unterwegs ist, dann übernachtet er nicht in seinen eigenen allsun-Hotels in Spanien oder Griechenland. Er hätte dort das Gefühl, die Mitarbeiter wollen es ihm besonders recht machen: „Das will ich nicht. Ich will nicht besonders betüdelt werden.“ Aber ehrlich gesagt, falle ihm das schwer: „Wir haben so tolle Zimmer, ich habe mir dabei so viel Mühe gegeben“, sagt Verhuven, der auch bei der Einrichtung der Zimmer in seinen Hotels das letzte Wort hat.
Ausspannen kann Willi Verhuven auch Zuhause
Auch, wenn vor allem seine Auslandsreisen stets mit Arbeit verbunden sind, sagt Verhuven: „Ausspannen kann ich gut. Ich kann das sogar Zuhause. Ich klüngel morgens rum, frühstücke, gehe zwei Stunden mit meinem Hund Moritz raus, komme wieder, lese Zeitung, bekomme leckeres Essen, gehe in die Sauna. Ich liebe solche Tage.“
Haus auf Sylt: „Das hört sich hochtrabend an, ist es aber nicht“
Und viel mehr liebt er solche Tage auf Sylt. Dort hat er ein Haus. „Es hört sich hochtrabend an, ist es aber nicht“, sagt er fast schon entschuldigend. Kein Haus, wie es sich die Leute vorstellen, keine Reet gedeckte Luxus-Villa in Kampen. „Es ist ein ganz normales Haus in Westerland mit einem kleinen Garten und netten Nachbarn. Dort, wo die Westerländer wohnen und nicht die Villen stehen.“ Verhuven ist da gerne. Mehrmals im Jahr, oft auch fürs Wochenende. Dann geht er morgens raus, läuft vor dem Frühstück mit seinem Hund den Strand entlang, radelt oder läuft über die Insel.
Am, liebsten mag er es, wenn der Raps blüht: „Ich fahr stundenlang über die Felder. Ich bin ein wahrer Raps-Fan“, lacht er. Sylt mag er, nicht nur bei einem Super-Sommer wie vergangenes Jahr. Es darf auch schon mal richtiges „Sylt-Wetter“ sein. Nur Dauerregen, den kann der Mann, der mit dem sonnigen Süden sein Geld verdient, weniger ab: „Dann fliege ich lieber nach Mallorca.“
Bevorzugt wird dann auch mal wieder eine Arbeitsreise. Zum Beispiel nach Griechenland. Dort, wo vor 45 Jahren für Willi Verhuven aus Kleve mit den von ihm organisierten Mykonos-Touren seine Reise-Karriere begann. Auf Mykonos war er lange nicht mehr. Mehrmals zuletzt auf Kreta, wo er letztes Jahr drei neue Hotels für seine Kette allsun gekauft hat. Dort ist bei dem Griechenland-Freund seine Liebe zu diesem Land neu aufgeblüht. Wenn er von Kreta und Griechenland erzählt, gerät er ins Schwärmen: „Griechenland ist anderes. Die Leute sind ruhiger, herzlicher, alles ist natürlicher und nicht so überdreht.“ Und: „Sogar das Wasser ist blauer.“
„Mitarbeiter sind für mich Familie“
Kein Zweifel: Willi Verhuven hat hart gearbeitet im Leben, es aber auch immer genossen. Ihm geht es gut. Und dass will er auch für seine Mitarbeiter. Was bedeuten die für ihn? „Die sind für mich Familie“, sagt er spontan. „Und mir liegt viel daran, dass es der Familie gut geht.“ Er sieht sich zwar nicht so gerne in der Vaterrolle, aber bringt sich doch oft selbst in diese Rolle: So hat er entschieden, dass es in der Firma für alle täglich kostenloses Obst und bezuschusstes Essen gibt. Es gibt 250 Euro Nichtraucher-Prämien, Zuschüsse für Mitarbeiter fürs Fitnessstudio und kostenlose Rückenkurse, Maigeld, um den Monat noch mehr genießen zu können, Kirmesgeld für den Familienbesuch der Rheinkirmes und erfolgsabhängige Bonuszahlungen.
Auch bei der Planung für den Neubau der alltours-Zentrale am Mannesmannufer hat er seine Vorstellungen eingebracht – und dabei an die Mitarbeiter gedacht: Viel Grün, offene Fläche, eine „Plaza“ für Feiern gab es in der früheren Duisburger Firmenzentrale. Ähnlich soll die neue Düsseldorfer Zentrale werden. Außerdem sind Sport-, Unterhaltungs- und Entspannungszonen geplant. Der Neubau ist ausgelegt für künftig bis zu 700 Mitarbeiter – derzeit sind es 450 in der Düsseldorfer Zentrale. Verhuven investiert 80 Millionen Euro in den Neubau. Geplanter Umzugstermin: Ende 2021!
Manchmal hat er seinen ganz eigenen Kopf
Ein ehrgeiziges Ziel. Aber wer den Reise-Manager kennt, weiß, dass er es schaffen wird. In dieser Beziehung hat er seinen ganz eigenen Kopf. Und auch, wenn er seinen Geschäftsführern oder Geschäftspartnern klare Anweisungen gibt. Verhuven drückt es so aus: „Wenn man sagt, die Firma hat schon viel mit meiner Persönlichkeit zu tun, dann stimmt das. Ich weiß, was für die Zukunft des Unternehmens gut ist. Und das realisiere ich dann gerne auch so.“
Ein ganz persönliches Ziel: Eine 4-Tage-Woche
Ein Ziel hat er für sich ganz persönlich noch gesetzt: Weniger zu arbeiten, weg von der 6-Tage-Woche, hin zur 4-Tage-Woche. Verhuven sagt, dass er die Weichenstellungen für die Zukunft seiner Firma dann so weit hat, dass er auf diese Wunscharbeitszeit kommt. Und trotz stetiger Veränderungen in der Reisebranche mit knallhartem Wettbewerb, Herausforderungen durch verändertem Kundenverhalten, Airline-Pleiten oder der rasant wachsenden Digitalisierung in der Branche ist sich Willi Verhuven sicher: „Das schaffe ich!“