Düsseldorf/Ratingen. . Wegen fahrlässiger Tötung muss ein Lkw-Fahrer aus Ungarn für zwei Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Er war auf der A 3 in ein Stauende gerast.

Nach einem Unfall mit drei Toten hat das Düsseldorfer Amtsgericht einen Lkw-Fahrer aus Ungarn zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt. Der 43-jährige Verursacher des Massencrashs war wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Es war ein Horror-Unfall, der sich am 16. November des vorvergangenen Jahres auf der A 3 bei Ratingen ereignete. Die traurige Bilanz: Ein Mann (34) starb noch an der Unfallstelle, ein weiterer (26), ein holländischer Badminton-Bundesligaspieler, später im Krankenhaus. Tage später erlag auch eine Frau (65) noch ihren lebensgefährlichen Verletzungen.

In der Verhandlung am Dienstag habe sich der Angeklagte über seinen Verteidiger entschuldigt und den Angehörigen und Hinterbliebenen sein Beileid und sein Mitgefühl ausgesprochen, sagt Catherine Dornscheidt, die Pressesprecherin des Amtsgerichts. Den Unfall soll der Mann fahrlässig und aus Unachtsamkeit verursacht haben. Er war aber wohl auch zu schnell unterwegs, laut Anklage mit mindestens 94 bzw. maximal 97 Stundenkilometern bei erlaubten Tempo 80. Vor dem Schöffengericht räumte der Lkw-Fahrer das grundsätzlich ein, an das genaue Tempo zum Unfallzeitpunkt und an den Aufprall könne er sich aber nicht mehr erinnern. Alkohol oder Drogen waren bei dem Unfall nicht im Spiel. Auch Verstöße gegen Lenk- oder Ruhezeiten gab es nicht.

Vier weitere Fahrzeuge ineinander geschoben

Der 43-Jährige war eigens für den Prozess nach Düsseldorf gekommen. Die Anklagevorwürfe habe der bislang polizeilich nicht in Erscheinung getretene Mann in der Verhandlung im wesentlichen gestanden, sagt Dornscheidt. Er habe sich den Unfall aber nicht erklären können und auch einen Sekundenschlaf für möglich gehalten. Neben der Freiheitsstrafe ordnete das Gericht zudem den Entzug des Führerscheins an. In den nächsten fünf Jahren darf der 43-Jährige auch keinen neuen machen. Seinen Beruf als Kraftfahrer hat der Ungar nach dem Unfall aufgegeben. Rechtskräftig ist das Urteil gegen ihn noch nicht.

Der Lkw-Fahrer war am Tag des Unfalls gegen 7.30 Uhr in ein Stauende auf der A 3 in Höhe der Raststätte Hösel in Richtung Oberhausen gefahren. Den VW Passat des tödlich verunglückten 34-Jährigen schob er mit seinem Sattelzug unter einen davor stehenden Lkw. Die Wucht war so groß, dass noch vier weitere Fahrzeuge ineinander geschoben wurden.

Polizei hatte mit Gaffern zu kämpfen

Den Rettungskräften bot sich ein Bild des Grauens. Manche der beteiligten Fahrzeuge waren völlig deformiert. Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Die Autobahn wurde stundenlang gesperrt. Erschreckend: Die Polizei hatte auch mit Gaffern zu kämpfen. Etliche Autofahrer filmten die Beamten, wie die Fotos und Videos von der Unfallstelle machten. Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten konkret gegen zehn Verdächtige. Dabei wurden auch Wohnungen durchsucht und Handys und Tablets sicher gestellt und ausgewertet. Bis zu einer Anklage habe es allerdings in keinem Fall gereicht, bilanziert Britta Zur, die Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. In präventiver Hinsicht hätten die Ermittlungen aber Wirkung gezeigt.