Düsseldorf. . Düsseldorfs Linke drücken Bedauern über den Rückzug der Düsseldorfer Bundestagsabgeordneten aus. Auch der Kreisparteivorsitzende will nicht mehr.

Sie ist das Gesicht der Linken: Sahra Wagenknecht. Doch die 49-Jährige wird nicht mehr als Fraktionsvorsitzende ihrer Partei kandidieren – wegen gesundheitlicher Probleme. Doch die Düsseldorfer Bundestagsabgeordnete will weiter politisch aktiv bleiben. Das sagen ihre Düsseldorfer Genossen zu dem Schritt.

Die „Aufstehen-Kampagne“ hat eher geschadet

Für Angelika Kraft-Dlangamandla, Fraktionssprecherin im Stadtrat, ist Wagenknecht „nicht unumstritten“. Gerade, was deren Bewegung „Aufstehen“ anbelangt. „Das gehört nicht zu den Aufgaben einer Fraktionsvorsitzenden. Sie wurde für die Arbeit gewählt und nicht, um eine Bewegung zu initiieren“, so Kraft-Dlangamandla. Das habe viel Kraft und Zeit gekostet. Generell neigten Politiker dazu, so die Düsseldorferin, „sich zu viel vorzunehmen“. Das führe dann eben zu einem Burnout.

Kraft-Dlangamandla hätte sich stattdessen gewünscht, dass Wagenknecht „öfter mal bei uns vorbeischaut und mit der Basis und den Wählern spricht“. Sie lobt jedoch, dass sich viele Frauen von Wagenknecht angesprochen gefühlt haben.

Für Anja Vorspel, Ratsfrau Mitglied der Bezirksvertretung 3, findet ebenfalls die „Aufstehen“-Diskussion „überflüssig“. „Es hat Kraft genommen, um sich mehr um die Inhalte zu kümmern, die wir ja haben.“ Vorspel glaubt nun, dass wieder vermehrt „in eine Richtung“ gegangen wird.

Immer klar das soziale Dilemma angesprochen

Lutz Pfundner, Ratsherr Mitglied der Bezirksvertretung 8, findet es „bedauerlich“, da Wagenknecht „am klarsten das soziale Dilemma angesprochen“ hat. Es sei ein „Verlust für die Partei“. Andererseits sei auch er „kein Freund der Aufstehen-Bewegung“. „Bewegungen müssen sich von unten entwickeln wie die Freitagsproteste, nicht von oben herab.“ Zudem hätten Wagenknecht und er unterschiedliche Ansichten zur Flüchtlingspolitik. „Fluchtursachen müssen bekämpft werden. Aber ich finde auch, dass Grenzen offen und Leute bedingungslos aufgenommen werden sollen.“

Auch Wolfram Müller-Gehl, Mitglied der Bezirksvertretung 7, findet, dass es ein Verlust ist, da sie „Gesicht und Sympathieträger“ war. Dennoch sei es „ehrlich und verständlich“, wenn sie kürzer treten möchte. Müller-Gehl hofft, dass nun „mehr Einigkeit im Bundesvorstand und Fraktionsvorsitz einkehrt“. Das wäre dann ein positiver Effekt, so Müller-Gehl, auch wenn er einräumt, dass „natürlich auch die innerparteiliche Diskussion braucht“.

Udo Bonn, Vorsitzender und Kreissprecher der Linken in Düsseldorf, betont, dass der Kreisvorstand ihre Entscheidung respektiert. Der Dauerstress sei kein Wunder, wenn man bedenke, „wo sie überall rumgeturnt ist“. „Sie ist immer vorne gewesen“, so Bonn. Doch die gesundheitlichen Probleme müsse man ernst nehmen.

Gleichzeitig sei es jedoch ein Verlust, da sie zu den populärsten Politikern der Linken gehört. Bemerkenswert findet Bonn, dass es 2015 Wagenknecht (und Dietmar Bartsch) gelungen ist, in kurzer Zeit die Position von Vorgänger Gregor Gysi einzunehmen. Nun müsse man jedoch abwarten, wer ihren Platz einnimmt. Bonn hofft, dass es weiter bei einer Doppelspitze und einer Mischung aus Ost und West bleibt. Im September werde wohl gewählt. Übrigens: Auch Bonn nimmt einen kleinen Abschied. Am 30. März bei der Jahresversammlung will er nicht mehr als Kreisvorstand kandidieren. Und eine Hoffnung hat der Linke auch noch: dass „Wagenknecht viel nun mehr im Wahlkreis vorbeischaut“.