Düsseldorf. Tausende Schüler waren wieder auf den Straßen unterwegs – Düsseldorfer Politiker befürworten die Aktion, sehen manches aber kritisch.

Die „Fridays for future“-Bewegung fand gestern ihren vorläufigen Höhepunkt. In über 120 Ländern wurde für eine bessere Klimapolitik demonstriert. Auch in Düsseldorf waren mehrere tausend Schüler auf der Straße unterwegs, um sich für den Klimaschutz stark zu machen. Der Protest findet großteils während der Schulzeit statt und hatte daher viel Kritik bei Landespolitikern und Schulleitern hervorgerufen (NRZ berichtete). In Düsseldorf wird der Schülerprotest von vielen unterstützt: „Ich freue mich, dass junge Menschen sich für den Klimaschutz engagieren. Insbesondere diese Generation wird unter den Folgen des Klimawandels leiden und hat ein Recht darauf, sich gegen eine falsche Politik zu wehren“, sagt Sahra Wagenknecht, Düsseldorfs Bundestagsabgeordnete der Linken. Auch FDP-Vize Marie-Agnes Strack-Zimmermann befürwortet die Schülerproteste, stellt aber klar: „Die Proteste sollten außerhalb der Schulzeit stattfinden. Es führt derzeit nur dazu, dass Proteste und Schule gegeneinander ausgespielt werden“.

Politik wünscht sich Schul-Diskussion zu Klimaschutz

Für Düsseldorfs SPD-Chef Andreas Rimkus gehört der zivile Protest zu der Schülerbewegung dazu: „Der Aufstand der Schüler ist richtig. Ich fände es zudem wünschenswert, wenn das Thema auch in die Schulen getragen und dort mit Politikern diskutiert wird.“ Vor der Europawahl will er deshalb auch mit Schülern über die Europapolitik sprechen.

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche sieht das ähnlich: „Die Schulen sollten einen pädagogischen Rahmen schaffen, um sich fächerübergreifend mit den Themen Klima und Umwelt zu befassen. Das ist auch im Sinne des Programms Bildung für nachhaltige Entwicklung, das von der Bundesregierung und der Landesregierung unterstützt wird.“

Grüne üben Kritik an FDP-Chef Christian Lindner

Der Düsseldorfer CDU-Chef Thomas Jarzombek findet es zwar ebenfalls löblich, dass die junge Generation sich für politische Themen engagiert, stellt aber fest: „Klimaschutz bedeutet auch Verzicht. Und das sollte am Ende nicht auf Verzicht auf Schulunterricht herauslaufen, sondern auch auf die Frage, ob man unbedingt jetzt mit dem Billigflieger in den Urlaub muss“.

Düsseldorfs Grünen-Chefin Paula Elsholz findet es toll, dass die Schüler „trotz Einschüchterungsversuchen der Bezirksregierung“ auf die Straße gehen. Zu dem Vorschlag des FDP-Vorsitzenden Christian Lindner, dass es statt wöchentlicher Proteste eine alljährlichen Klimatag an der Schule geben soll, sagt sie: „Lindner hat die Tragweite und Notwendigkeit sofort zu handeln scheinbar nicht verstanden.“

Schüler sollen nicht positiv bevormundet werden

Unterstützung erhielt die Schüler-Demo in Düsseldorf auch von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg – zwar nicht in Fleisch und Blut – aber in Papierform: „Ich habe der Protestbewegung den Rosenmontagswagen von Greta geschenkt“, sagt Wagenbauer Jacques Tilly, der gestern auch auf der Demo mitlief. Er findet es in Ordnung, dass die Schüler den Unterricht für die Proteste schwänzen: „Das rebellische Element gehört mit dazu.“

Diakoniepfarrer Thorsten Nolting warnt aber davor, die Schüler nicht zu sehr zu motivieren: „Ich habe selber Kinder in dem Alter und finde gut, dass derzeit demonstriert wird. Allerdings sollte man die Kinder nicht positiv bevormunden, sondern das als Erwachsener auch mal unkommentiert lassen.“