Düsseldorf. . Zwei Männer machen von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Die Nottür am Flughafen geöffnet hat ein Dritter. Aber von ihm fehlt jede Spur.

Nach dem Chaos am vergangenen Freitag am Flughafen Düsseldorf dauern die Ermittlungen der Bundespolizei an. Zwei Männer, die unkontrolliert in den Sicherheitsbereich gelangt waren und so die Räumung und Sperrung aller Flugsteige ausgelöst hatten, tragen zur Aufklärung allerdings wenig bei: „Sie machen von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch“, sagt Anne Kister von der Bundespolizeiinspektion am Flughafen.

Wie eine erneute Überprüfung des Video-Materials ergeben hat, war es nicht wie zunächst angegeben ein 22-jähriger Deutscher, der den Sicherheitsschalter einer Notausgangstüre gedrückt hatte, sondern ein noch unbekannter dritter Mann. Von ihm fehlt seitdem jede Spur. Allerdings zeigten die Bilder nach Kisters Angaben, wie der Unbekannte die Tür öffnet, und der 22-Jährige und ein 52-jähriger Grieche ebenfalls hindurchschlüpfen. Theoretisch wäre es möglich, dass sich der dritte Mann noch von sich aus meldet. Andernfalls müsste sich die Staatsanwaltschaft um mögliche Maßnahmen wie etwa eine Öffentlichkeitsfahndung bemühen. Sie entscheidet in diesem Fall auch über das weitere Vorgehen.

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Mehr als 40 Flüge wurden annulliert

Gegen die beiden namentlich bekannten Männer laufen die Ermittlungen unter anderem wegen des Missbrauchs von Notrufen. Die Bundespolizei geht nach eigenen Angaben aber weiter davon aus, dass sie „aus Versehen“ handelten. Die beiden kamen nach ihren Vernehmungen wieder auf freien Fuß.

Der Vorfall ereignete sich am Freitag gegen 7 Uhr. Nicht nur die Flugsteige wurden geräumt. Auch Passagiere, die bereits in ihren Fliegern saßen, wurden wieder herausgeholt. 6500 Fluggäste mussten ein zweites Mal durch die Sicherheitskontrolle. Vor den Schleusen bildeten sich lange Schlangen. Mehr als 40 der am Freitag insgesamt geplanten 634 Starts und Landungen fielen komplett aus. Es gab zudem zahlreiche Verspätungen. Die Störungen im Flugbetrieb hielten den ganzen Tag über an.

Ein Sprecher des Flughafens erklärte auf Anfrage, dass die exakte Schadenshöhe nach dem Vorfall noch unklar sei. Auch ob der Airport-Betreiber Ansprüche gegen die Verursacher stellen werde, stehe noch nicht fest: "Wir prüfen derzeit noch, ob wir in dieser Sache aktiv werden." In die Schadenssumme für den Flughafen fielen möglicherweise entfallene Landeentgelte. "Hinzu kämen wegen der Flugausfälle in erster Linie noch mögliche Forderungen von Fluggesellschaften", so der Sprecher weiter.

Update: Die beiden ermittelten Männer sind nach der Räumung des Flughafens vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Weil sie gegen die im Laufe des weiteren Verfahrens verhängten Bußgeldbescheide in Höhe von 2000 beziehungsweise 2500 Euro Einspruch eingelegt hatten, musste sich das Düsseldorfer Amtsgericht im Sommer 2020 mit dem Vorfall und seinen Konsequenzen befassen. Inzwischen sind die beiden Ordnungswidrigkeitenverfahren komplett abgeschlossen.

Das Amtsgericht reduzierte die Höhe der Strafe wegen der finanziellen Verhältnisse der beiden Männer auf jeweils rund 500 Euro. Bei dem 22-Jährigen handelte es sich um einen Studenten aus Deutschland, der Ältere arbeitete in Griechenland in der Gastronomie und habe wegen der Corona-Pandemie "geringes bzw. kein Einkommen" gehabt, teilte eine Sprecherin des Amtsgerichts mit. Der dritte Mann, der als erstes in den Sicherheitsbereich gegangen sein soll, konnte nicht ermittelt werden.