Düsseldorf. . Anwohner und Politiker sind gegen das Hotel und Mikroappartements an der Kiefernstraße in Düsseldorf Flingern-Süd. Nun gibt es eine Petition.

Sie ist die wohl bunteste Straße in Düsseldorf – die Kiefernstraße in Flingern-Süd. In den 80er Jahren vor allem durch Hausbesetzungen bekannt geworden, ist die Straße noch immer anders und besonders. Nun will die Cube Real Estate auf einem Parkplatz zwischen Kiefernstraße und Ruhrtalstraße/Ecke Erkrather Straße auf einer Fläche von gut 6000 Quadratmetern 300 Hotelzimmer und 150 hochpreisige Mikroappartements errichten – sehr zum Unmut der Anwohner und so manchen Politikers.

Schöne Quartiersentwicklung

Im Internet auf change.org wurde vor sechs Tagen eine Petition gestartet. Sie richtet sich an Oberbürgermeister Thomas Geisel, den Stadtrat und den Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung. Bisher haben 967 unterschrieben.

Bernadette von Loë ist direkt betroffen. Die 59-Jährige wohnt seit 32 Jahren an der Kiefernstraße und sagt klar: „Wir brauchen das nicht. Wir brauchen eine schöne Entwicklung des Quartiers.“ Dazu zählen für sie Räume für Treffen, bezahlbarer Wohnraum und vor allem barrierefreies Wohnen. „Das gibt es bisher bei uns nicht.“ Denn wichtig sei, dass sich die Nachbarschaft weiter entwickele. Doch es gibt Hoffnung: „Wir sind mit dem Investor im Dialog und wollen uns mit ihm treffen.“

„Wohnen hat höchste Priorität“

Jochen Molck, Geschäftsführer des Zakk, hält die Appartements und das Hotel für „keine gute Idee“. Man kann darüber streiten, ob Düsseldorf mehr Hotels benötige, so Molck, was es aber auf jeden Fall benötigt, sei günstiger Wohnraum. „Gerade in dieser Gegend hat wohnen höchste Priorität. Und man sollte dort Wohnen anbieten, dass in die Gegend passt. Hochpreisige Wohnungen sollten lieber da entstehen, wo es eh teuer ist.“

Ben Klar von den Linken und in der Bezirksvertretung 2 hält ebenfalls nichts von den Plänen. „Es gibt wirklich genügend Hotels in der Stadt. Das ist eine Verschwendung von Grundstücken“, so Klar. Ziel im Planungsausschuss müsse sein, einen Bebauungsplan zu erstellen und zu ergänzen.

Keine Verwendung für ein Hotel in dem Viertel

Ebenfalls keine Verwendung für ein Hotel in dem Viertel sieht Harald Schwenk von den Grünen aus der Bezirksvertretung 2. Im städtebaulichen Vertrag hatte man sich 2002 mit dem damaligen Grundstückseigentümer und der Stadt Düsseldorf darauf geeinigt, auf diesem Areal (Parkplatz Kiefernstraße / Erkrather Straße) „sozialen Wohnungsbau“ zu errichten, so heißt es in der Petition. Doch dazu kam es nie. „Die damaligen Eigentümer gingen insolvent. So ein Vertrag ist allerdings nicht insolvenzsicher“, erklärt Schwenk. Und nun gibt es eben jenen neuen Investor.

Dabei suche die Stadt dringend Bauland. Schwenk selbst hätte auch einige Ideen, wie man das Areal entwickeln kann. „Ich kann mir da gut experimentelles Wohnen vorstellen, Wohn- und Hausgemeinschaften, Azubis- und Studentenwohnheime, Atelierwohnungen“, so der Grüne weiter. „Denn sind wir mal ehrlich: Die Zielgruppe, an die sich die Mikroappartements richtet, wird hier schwierig Anschluss finden.“

Preiswerter Wohnraum

Für preiswerten Wohnraum kämpft auch Sozialdemokrat Martin Volkenrath. Das gelt nicht nur für die Kiefernstraße, sonder auch für Gesamt-Düsseldorf. „In der jüngeren Vergangenheit hat es immer nur Vorhaben mit hochpreisigen Anlagen gegeben. Doch solche Appartements passen nicht nach Flingern.“ Vielmehr sieht Volkenrath dort öffentlich-geförderter Wohnraum, Azubi- und Studentenwohnheime. „Das Baurecht ist da, das lässt eigentlich alles zu“, so der SPD-Mann weiter. Der Investor möchte nun bauen, „aber wir wollen das Gespräch suchen. Vielleicht können wir für beide Seiten eine Win-Win-Situation herbeiführen“, gibt sich Volkenrath optimistisch.

>> VON HAUSBESETZUNGEN UND KREATIVEN

In den 80er Jahren erlangte die Kiefernstraße in Flingern-Süd durch Hausbesetzungen große Berühmtheit. Häuser sollten einem Gewerbegebiet weichen. Bereits Ende der 70er wurde mit Entmietungen begonnen trotz knappem bezahlbahren Wohnraum – die Bürger wehrten sich.

Heute gibt es keine besetzten Häusern mehr, nun zeichnet die Straße ein friedliches Multi-Kulti aus. Auch viele Kreative haben dort ihre Heimat gefunden, was sich auch im Straßenbild durch bunte Wände widerspiegelt.

>> Keine Hotels und Edel-Wohnungen – Kommentar von Stephan Wappner

Die Frage ist: Wem gehört eigentlich unsere Stadt? Den Touristen, die – zugegebenermaßen – Kaufkraft nach Düsseldorf bringen, sich ansonsten aber nach Shopping-, Fress- und Sauftour wieder verabschieden? Gehört Sie den Spekulanten? Oder gehört Sie uns Düsseldorfern? Noch mehr Hotels oder Single-Edel-Appartements haben an der Kiefernstraße nichts zu suchen. Jetzt noch weitere Klötze auf den Parkplatz des ohnehin sehr unschönen B8-Centers zu bauen, würde diesen Ort in Flingern-Süd in seinem Ursprung zerstören. Es ist ein Ort, der zum Charme Düsseldorfs beiträgt. Ein Hotel- oder Wohnklotz hat keinen Charme. Die Kiefernstraße ist ein Ort, an dem viele Kreative aus der so genannte Freien Szene leben und arbeiten. Ohne ihre Subkultur kann eine Stadt nicht existieren.