Düsseldorf. . „100 % unsere Zeitschrift“ ist ein Magazin von jungen Geflüchteten: Sie mögen Popmusik, Fußball und Schauspieler – so wie andere Gleichaltrige.

Was steht in einer Jugendzeitschrift? Zum Beispiel ein Steckbrief mit Starfoto von „99 Luftballons“-Sängerin Nena und eine Erinnerung an das geliebte eigene Pferd in der alten Heimat. Und: Ganz persönliche Kurzporträts von den Fußball-Künstlern Ronaldo, Neymar und Messi („Natürlich kann er sehr gut flanken und passen. Er ist Barcelonas Mittelfeldregisseur.“)

Zeitschrift über alles, was Jugendlichen so gefällt

Für die junge Redaktion von „100 % unsere Zeitschrift“ war das Auswahlkriterium für die Themen in ihrem Blatt klar: Sie schreiben über das, was sie mögen, was sie begeistert – und hoffentlich auch anderen Jugendlichen in ihrem Alter gefällt. 22 Seiten hat ihre erste Ausgabe. Der Titel war Timas Idee, sie ist 14. „100 % unsere Zeitschrift“ – „Weil alle wichtigen Infos drin sind!“ Und: „Weil wir all unsere Lieblingssportler, Lieblingssängerinnen und Lieblingsschauspieler vorstellen!“ heißt es im Vorwort.

Im Moment sind Deljan, 14, ihre Schwester Belia, 12, und Tima etwas aufgeregt, weil sie bitte über ihre Arbeit erzählen sollen. Die Redaktionsmitglieder Orgito, 15, und Godstim, 12, konnten bei dem Termin leider nicht dabei sein. Sie kamen aus Albanien, Syrien und dem Irak nach Düsseldorf.

Wohlfahrtsverband half bei der Umsetzung der Idee

Wie kam‘s dazu, dass sie die Zeitschrift im Pocket-Format gemacht haben? „Wir haben Brigitte bei einem kleinen Sommerfest hier in der Awo-Flüchtlingsunterkunft kennengelernt“, sagt Deljan, 14. Und hierher, zum Nördlichen Zubringer in Mörsenbroich, sind die drei Mädchen noch einmal gekommen, um Rückschau zu halten. Inzwischen haben sie und ihre Familien Wohnungen in Düsseldorf gefunden.

Brigitte Klose-Grigull – sie hatte den Einfall zu dem Projekt. Mit Berufserfahrung im Bereich Medienpädagogik und viel Motivation bot sie ihr Vorhaben der Düsseldorfer Awo an. Der Wohlfahrtsverband sagte zu, und Klose-Grigull betreute die Entstehung der Zeitschrift ehrenamtlich, kümmerte sich auch um das Layout. „Mir war es wichtig, zu zeigen, dass die geflüchteten Jugendlichen ganz normale Teenager sind“, betont die 62-Jährige. „Sie mögen Popmusik, Fußball und Schauspieler, genauso wie andere Gleichaltrige.“

Nena, Fortuna-Spiele und die DEG bestimmen das Blatt

Jeden Mittwoch war Redaktionssitzung. Nach dem Sammeln der Themen ging es ans Recherchieren. Dazu gehörten zum Beispiel die Kontaktaufnahme zum Management von Nena und die Bitte um ein Foto der Sängerin. Auch Sport-Berichterstattung war im Pflichtprogramm: „Wir sind alle Fans von Fortuna Düsseldorf“, erzählt Tima und strahlt. Gemeinsam mit Brigitte Klose-Grigull waren sie im Stadion bei einem Bundesligaspiel und schrieben ihre Eindrücke in der Zeitschrift auf.

Außerdem bekam das Eishockey der DEG einen Platz im Blatt: „Das Spiel war sehr spannend und die Show mit viel Feuer und Musik hat uns gut gefallen“, steht unter anderem in diesem Sportartikel. Sie besuchten den Weihnachtsmarkt, fuhren Riesenrad und bewunderten Düsseldorf von oben. Auch Deljans Foto aus der Gondel auf die geschmückten Tannenbäume ist in der Zeitschrift zu sehen. Aus einer Bollywood-Fotosession – Tima schrieb einen Text über ihren Lieblingsschauspieler, den Inder Shah Rukh Khan – entstand unter anderem das Titelfoto von „100 % unsere Zeitschrift“.

500 Exemplare wurden bereits gedruckt und verteilt

Die drei Mädchen spielen Fußball, auch darüber schreiben sie selbstbewusst in ihrem Blatt. Daljan mischt sogar in einem Jungs-Team mit, sie ist besonders schnell. Belia überzeugt als gute Abwehrspielerin, so steht es schwarz auf weiß in „100 % unsere Zeitschrift“.

500 Exemplare des Magazins sind erschienen, wurden zum Beispiel im Theater und der Awo-Geschäftsstelle an der Liststraße ausgelegt. Eltern, Cousinen und Lehrer waren besonders neugierig auf den Lesestoff – und die jungen Journalisten stolz, ihre monatelange Arbeit in den Händen zu halten. Die Zeitschrift ist in der Schreibwerkstatt des Projekts „Kunst und Begegnung“ entstanden und wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert. Voraussichtlich wird es auch eine zweite Ausgabe geben. Da möchten Deljan, Belia und Tima auf jeden Fall wieder dabei sein.