Düsseldorf. . Beim Punk-Klassentreffen im Düsseldorfer Zakk geben Male alles. Und als Campino die Bühne betritt, werden die Smartphones gezückt.
Jürgen Engler und seine Bandkollegen von Male gaben am Samstagabend im Zakk wirklich alles, um dem Format des Lieblingsplatte-Festivals gerecht zu werden. Sie wollten jeden Akkord, aber auch wirklich jeden, genau so spielen, wie er beim Debütalbum „Zensur und Zensur“ 1979 auf Platte verewigt wurde. Das kann man jetzt unpunkig nennen oder vielleicht sogar spießig, aber die zahlenden Fans im nicht ganz ausverkauften Kulturzentrum an der Fichtenstraße sahen das als freundlichen Dienst am Kunden an.
Großartig! Engler, der sonst mit den Krupps wummernden, metallischen Sound bevorzugt, schrammelte auf seiner Gitarre, als wenn es kein Morgen gäbe, Tote Hose Vom Ritchie hatte Spaß am Schlagzeug wie selten, mit dem erstmals live gespielten „Zensur Dub“ gab es sogar noch eine Premiere, und verspielt haben sich Male am Ende auch nur anderthalb Mal.
Düsseldorf immer noch eine „scheiß Ampelstadt“
Ein herrlich nostalgischer Abend also, zurück zu den Düsseldorfer Wurzeln des Punk. Im Publikum viele Ältere, einige davon nicht mehr ganz so gut zu Fuß. Das harte Rock’n’Roll-Leben fordert hier und da Tribut. Doch die Show elektrisiert. Der schon lange in Texas lebende Engler behauptet vor gleichnamigen Song, dass „Düsseldorf immer noch eine scheiß Ampelstadt“ sei, wo man von A nach B eben viel zu lange brauche. Und dann, voller Adrenalin, verspricht der Mann im teufelsroten Hemd gar ein Male-Comeback im nächsten Jahr.
Und irgendwann kommt dann auch noch Campino auf die Bühne, der – wohl noch als Andreas – Ende der 1970er-Jahre im Proberaum von Male herumhängen durfte. Der omnipräsente Frontmann der Toten Hosen singt zwei kurze Songs, und im Saal teilt sich das Publikum: Eine kleine Gruppe tanzt mitten vor der Bühne entfesselt Pogo, ganz viele andere zücken das Handy und wollen mal wieder etwas für die Ewigkeit festhalten. Diesmal eben das besondere Campino-Moment.
Blaues Smartphone-Gewitter beim Punk-Klassentreffen im Zakk. Seltsames Leben.
Am Montag geht es beim Lieblingsplatte-Festival im Zakk mit der Band Kreidler weiter. Beginn: 20.30 Uhr.