Düsseldorf. . Der Düsseldorfer Verein Fiftyfifty fordert, Stadt und Wohnungs-Vermieter sollen gemeinsam mehr Wohnraum für Obdachlose schaffen.
Passenden Wohnraum zu finden ist schwierig, noch schwieriger ist es für Wohnungs- und Obdachlose. Das Obdachlosenmagazin Fiftyfifty vermietet daher nach dem Kauf Wohnungen an Obdachlose in ihrem Housing First Projekt. Aber: Es gibt mehr als 4000 Wohnungsnotfälle in der Stadt, 300 Menschen schlafen auf der Straße, so Streetworker Oliver Ongaro, der fordert, dass sich private Vermieter und die Stadt mehr einbringen müssen.
Denn der Wohnungsmarkt in Düsseldorf ist ein schwieriges Pflaster, Vermieter suchen sich aus, wen sie bei sich wohnen lassen – und da stehen Obdachlose schlecht da, so Ongaro. Eine Wohnung müsse zudem bestimmte Anforderungen erfüllen. „Sie muss in einer stabilen Wohngegend liegen und eine Einzelwohnung sein“, so der Streetworker. Ein eigenes Bad und eine kleine Küchenzeile wünschen sich viele. Der Grund sind schlechte Erfahrungen in den Notschlafstellen. „Da sind die sanitären Anlagen und die Küche oft verdreckt“, erklärt Ongaro.
Neubau unter anderem für Obdachlose
Den Neubau an der Heyestraße sieht Ongaro daher teils kritisch. Dort sollen Sozialwohnungen entstehen, darunter Wohnungen für Langzeitobdachlose und anerkannte Asylbewerber. Da sie aber alle aus ähnlichen Lebenslagen kommen, sei das schwieriger zu händeln, so Ongaro, der es besser finden würde, wenn die Wohnungen auf das Stadtgebiet verteilt wären. Dennoch sieht er viel Potenzial bei der Stadt. „Wenn wir es als Fiftyfifty schaffen, 50 Wohnungen bereit zu stellen, sollte es die Stadt für die 300 Wohnungslosen ebenfalls schaffen können.“ Als „gute Geste“ hätte er es empfunden, wenn die städtische Wohnungsgesellschaft Düsseldorf (SWD) zehn Wohnungen für Obdachlose zur Verfügung stellt, um „mal zu testen“, wie es läuft, aber es herrschen „wahnsinnige Vorurteile“.
Matthias Herz (SPD) erklärt zwar, dass es beim SWD einen Leerstand von „ein bis zwei Prozent“ gebe, diese Wohnungen würden aber benötigt, wenn woanders saniert werde. Er plädiert dafür, sich das Housing-First-Projekt noch einmal anzusehen und „wenn es da wirklich gut klappt, sollte man die Gespräche intensivieren“. Denn an der einen oder anderen Stelle im Wohnungsbau und -markt „geht sicher noch was“.
Linker Pfundner möchte Leerstand nutzen
Der Linke Lutz Pfundner sieht – wie Ongaro – ebenfalls noch Möglichkeiten bei der SWD. Er will den Leerstand nutzen. Auch beim Besuch des Andreasquartier vor einigen Wochen habe er festgestellt, dass dort Wohnungen leerstehen. „Das ist eine perverse Situation und eine asoziale Wohnungspolitik.“ Große Konzerne bauten nur noch aus Profitsucht, kaum aber bezahlbare Wohnungen.
Peter Blumenrath (CDU), Mitglied des Ausschusses für Wohnungswesen und Modernisierung, verweist bei der Unterbringung auf die Notunterkünfte und die zukünftige neue Einrichtung an der Heyestraße. Aus seiner Sicht sei ein Problem auch, dass „viele gar nicht fest wohnen wollen“. Vielmehr stelle sich die Frage, wie man einen Anreiz schaffe, die Menschen zu integrieren – und das gehe über Ansprachen in den Unterkünften. Desweiteren helfe „bauen, bauen, bauen“.
Das Hoffen auf private Vermieter
Fiftyfifty hofft aber auch auf private Vermieter. Auch sie waren bisher so gut wie nicht bereit, an Wohnungslose zu vermieten. Zu groß sei wohl die Angst, dass die Miete nicht kommt oder die Wohnung vermüllt bzw. zerstört wird, heißt es von Fiftyfifty-Geschäftsführer Hubert Ostendorf. Dabei hat der Verein in den letzten drei Jahren für 52 Langzeitobdachlose Apartments und Wohnungen gekauft und gute Erfahrungen gemacht.
Wer eine Wohnung hat, die er Fiftyfifty zur Verfügung stellen will, kann sich per Mail an h.ostendorf@fiftyfifty-galerie.de oder telefonisch unter 0176/21432308 melden.