Düsseldorf. . Der Ex-Vermögensverwalter Friedrich Merz bekommt Lob aus Düsseldorf als möglicher CDU-Chef. Unionsleute kritisieren Aussagen von Jens Spahn.

Am 7. Dezember wählt die CDU ihren neuen Parteivorsitz. Bei den Düsseldorfer Konservativen scheint es bereits einen Favoriten zu geben. An der Basis hat Friedrich Merz einen guten Eindruck hinterlassen. Der ehemalige Vermögensverwalter bekommt aus der NRW-Landeshauptstadt mehr Zuspruch als seine Kontrahenten, Gesundheitsminister Jens Spahn und CDU-Generalsekretärin Annegret Kamp-Karrenbauer.

Merz punktet mit Wirtschaftkompetenz

„Merz ist jemand, der ganz neue Ziele setzt. Der Vorsitzende muss die Partei einen und die Parteiflügel zusammenführen“, meint etwa Dagmar von Dahlen, CDU-Ortsvorsteherin in Eller. Merz wird dafür kritisiert, dass er für die umstrittene Mega-Fondsgesellschaft „Blackrock“ im Aufsichtsrat tätig ist.

Rolf Tups, Vorsitzender des CDU-Bezirksverbandes 4, hält diese Tätigkeit nicht für verwerflich: „Er hat große Erfahrung und weiß, wie es wirtschaftlich nach vorne geht. Wer soll bei so etwas die Richtlinien bestimmen, was erlaubt ist und was nicht?“ Noch deutlicher drückt es sein Kollege aus dem Stadtbezirk 10, Klaus Mauersberger, aus: „Dass er wirtschaftlich erfolgreich ist, schließt ja soziales Denken nicht aus. Seine Vergangenheit sehe ich in keiner Weise kritisch.“

Der Zuspruch für Merz speist sich jedoch nicht nur aus Lob für seine Fähigkeiten, sondern auch aus der Skepsis, mit der die Düsseldorfer Basis auf seine Gegner blickt. „Ich glaube, wir brauchen jemanden mit Berufserfahrung, der nicht sein Leben lang Politiker war. Herr Spahn redet schon mal über Themen, wo andere die Erfahrung haben“, kritisiert etwa Bettina Wiedbrauk, CDU-Ratsmitglied aus Reisholz und ergänzt: „Annegret Kramp-Karrenbauer macht, glaube ich, was Merkel ihr sagt.“

Spahns Kommentar zu Hartz IV stößt bitter auf

Besonders bitter stößt einigen Düsseldorfer Konservativen umstrittene Aussagen des amtierenden Gesundheitsministers Jens Spahn auf. „Wie Jens Spahn damals über Hartz IV-Empfänger hergezogen hat, das fand ich sehr daneben“, erklärt Stefan Jansen, Vorsitzender im Ortsverband Hubbelrath: „Ich halte Friedrich Merz für den richtigen Kandidaten, weil er in der Vergangenheit bewiesen hat, was er kann und wir einen Politikwechsel brauchen.“

Spahn hatte der Funke-Mediengruppe, die dieser Zeitung angehört, mitgeteilt: „Niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe“. Mit Hartz IV habe „jeder das, was er zum Leben braucht“.

Ein paar Unterstützer hat Annegret Kramp-Karrenbauer aber doch. Einer davon ist Stefan Wiedon, Ratsherr und Vorsitzender im Ortsverband Unterbilk/Hafen: „Es ist nicht verkehrt, wenn jemand Parteivorsitzender wird, der Wahlen gewonnen hat.“ bemerkte er im Bezug auf Kramp-Karrenbauers Zeit als Ministerpräsidentin im Saarland: „Sie hat eine Jamaika-Koalition gegen Merkels Willen platzen lassen und bei der Landtagswahl den Turnaround in einer schwierigen Situation gemeistert.“

Ratsherr Tussing will keinen Wechsel um jeden Preis

Ohne sich final festzulegen, sieht auch der Oberbilker Ratsherr Florian Tussing Kramp-Karrenbauer vorne und verteidigt ihre Nähe zu Angela Merkel. „18 Jahre Merkel waren nicht unbedingt unerfolgreich. Eine neoliberale Ausrichtung spricht gegen die Interessen vieler Parteimitglieder“, bemerkt Tussing mit Blick auf die Wirtschaftsnähe von Friedrich Merz.

Zufrieden mit der CDU-Generalsekräterin wäre wohl auch Marco Schmitz, NRW Landtagsabgeordneter, aus Gerresheim: „Ich bin mir aktuell wirklich noch nicht sicher, wen ich bevorzuge. Aktuell tendiere ich zu Annegret Kamp-Karrenbauer. Wir haben bei den letzten Wahlen mehr Stimmen an die Grünen als an die AfD verloren. Deswegen glaube ich nicht, dass uns ein konservativerer Kurs zu alter Stärke führt.“

Seine Entscheidung macht Schmitz vom kommenden Auftritt der Kandidaten am 28. November in Düsseldorf abhängig: „Was mir dort wichtig ist, dass die Kandidaten ihre Vision der CDU für das Jahr 2030 darstellen.“

Bundestagsabgeordnete Pantel will sich nicht festlegen

Heidrun Leinebach, Beisitzerin im Kreisvorstand aus Oberkassel, will die Regionalkonferenz ebenfalls „abwarten, bevor ich mir eine Meinung bilde.“ Sich nicht festlegen will ebenfalls die CDU-Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel. Wichtig für den Vorsitz sei für sie „Erfahrungswerte und die Fähigkeit sich in andere Parteigruppen reindenken zu können“.