Düsseldorf-Vennhausen. . Im Wald zwischen Vennhausen und Unterbach wurde ab 1953 auf einer Großkippe die Hälfte des Düsseldorfer Hausmülls entsorgt.
Der Eller Forst ermöglichte der Stadt Düsseldorf vor Jahrzehnten die Müllentsorgung auf ein breiteres Fundament zu verteilen. Und entlastete sie damit ganz gewaltig. Denn was heute kaum noch jemand weiß: Auf Vennhauser Gebiet, an der Grenze zu Unterbach, gab es im Eller Forst eine riesige Müllkippe, auf denen der Abfall der Großstadt abgekippt wurde. Das geht hervor aus einem Buch der städtischen Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (Awista). Verfasser dieser Dokumentation über die Düsseldorfer Müll-Geschichte von 1945 bis 2012 auf 200 Seiten ist Ralf Böhme, der Pressesprecher des Unternehmens.
Wirtschaftswunder brachte die Müll-Explosion
Der wirtschaftliche Aufschwung nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland ist heute fast schon legendär und fehlt als „Wirtschaftswunder“ in keinem Schulbuch. Die Real-Einkommen der Menschen stiegen schon wenige Jahre nach Kriegsende wieder auf Vorkriegsniveau und übertrafen dieses sogar. Mit mehr Geld in der Tasche ließ sich auch mehr konsumieren. Und mehr Konsum bedeutet auch: mehr Müll. In den Nachkriegsjahren gab es eine wahre Müll-Explosion. Für die Müllentsorgung bedeutete das ein gewaltiges logistisches Problem.
In Düsseldorf erhöhte sich die Müllmenge zwischen 1952 und 1954 um ein Drittel auf 143.100 Tonnen, fast 400.000 Kubikmeter. Als erster Lösungsansatz für das Problem erneuerte die Düsseldorfer Müllabfuhr ihren Fuhrpark. Die neu angeschafften Fahrzeuge konnten dreimal so viel Müll abtransportieren wie die bisherigen und damit dem höheren Aufkommen eher gerecht werden.
Doch auch die bis dahin üblichen Kippen sollten aus dem Düsseldorfer Stadtgebiet verschwinden, eine geordnete Deponie wurde eingeführt. Der suchende Blick verantwortlicher Politiker fiel damals auf Vennhausen. Dort bot sich das sumpfige Waldgelände zwischen Vennhausen und Unterbach als Ablageort an. So wurde 1953 die Großkippe „Eller Forst“ angelegt. Sie sollte auf etwa 50 Hektar die Hälfte des jährlichen Düsseldorfer Mülls aufnehmen können. Die Entsorgung der Abfälle war der offensichtliche Nutzen der Müllkippe. Doch die städtischen Planer dachten langfristiger.
Spezielle Straße für die Müllfahrzeuge
Den auf dem morastigen und sumpfigen Untergrund in diesem Gebiet wuchsen Pflanzen und Bäume nur schwer. Nach der Nutzung der Fläche als Müllhalde sollte die Verrottung des aufgeschütteten Abfalls abgewartet und das Gelände daraufhin aufgeforstet werden. Um die Aufforstung nicht zu behindern, waren die Fahrer der neuen Mülltransporter angewiesen, den Müll nicht festzufahren. Das hätte das Aufnehmen junger Bäume massiv erschwert. Um das zu ermöglichen gab es auf der Müllkippe einen speziellen 400 Meter langen und vier Meter hohen Anfahrtsweg bis zur Mitte des Geländes und ein ausgeklügeltes System von Fließbändern, die den Müll an seine Endlagerstelle beförderten. In den folgenden zehn Jahren nach der Eröffnung wuchs die Kippe in Vennhausen um drei Meter an. Hier wurde die Hälfte des Düsseldorfer Mülls abgekippt.
Doch das konnte nicht endlos so weiter gehen. Neue Möglichkeiten wurden diskutiert. Seit 53 Jahren, seit dem Jahr 1965, wird der gesamte Düsseldorfer Hausmüll in Flingern verbrannt. Mit wachsenden Aufgaben wurde dort die Zahl der Kessel nach und nach erhöht. Technik und Umweltschutz haben sich bis heute grundlegend gewandelt. „Der Weg der Abfallwirtschaft ist lang“, schreibt Ralf Böhme in seinem Buch. „Wir werden sehen, wohin er in Düsseldorf führt.“
Aufforstung nach der Stilllegung war ein Erfolg
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Tatsächlich war die Aufforstung nach der Stilllegung der Vennhauser Müllhalde erfolgreich. Die jungen Bäume gediehen auf dem verrotteten Müll und wurden zu dem, was sich die Planer erhofft hatte: Ein Wald und gleichzeitig ein Naherholungsgebiet für die Düsseldorfer.
Quelle für Text und Fotos: „Vom Pferdefuhrwerk zum Seitenlader, Band 2 (1945 - 2012)“, Autor Ralf Böhme.