Düsseldorf-Vennhausen. . Jochen Molck, Geschäftsführer vom Düsseldorfer Veranstaltungszentrum zakk, wohnt in Vennhausen – und fühlt sich hier pudelwohl.

Spätnachmittag-Stille liegt über der Siedlung Freiheit, wie ein leichtes Sonnensegel. Jochen Molck sitzt auf der regenbogenbunt gestrichenen Holzbank vor seinem Haus und liest Zeitung. „Ich mag die Ruhe hier, und der Eller Forst ist dicht hinter dem Haus und gibt Kühle“, sagt er. Den Südosten von Vennhausen, die Straßenzüge rund um die Freiheitstraße, erlebt er als „ein Dorf im Dorf“. Mit gutem Draht zu Nachbarn, spielenden Kindern von nebenan, die ihre Runden mit dem Rad drehen, Rollerblades fahren und Kreidebilder auf den Asphalt malen.

Vom unterhaltsamen Trubel in die Stille von Vennhausen

Kürzlich ist er nach einem Fest in den Rheinterrassen nach Hause geradelt, vom unterhaltsamen Trubel in die Stille. „Auch diese Atmosphäre genießen zu können, ist ein gutes Gefühl.“ Der Unterbacher See sei schnell erreichbar, gleichzeitig komme er mit öffentlichen Verkehrsmitteln binnen einer Viertelstunde in die City.

Die bunte Bank vor Molcks Haus als Platz im Licht. Ein treffendes Bild für den Ort, an dem der 61-Jährige alle Farben von Musik, Lesungen, Kabarett und Mitmach-Projekten unter einem Dach versammelt: Seit 2001 ist er Geschäftsführer vom zakk, dem Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation in Flingern auf der Fichtenstraße. Die ehemalige Fabrikhalle ist im vergangenen Jahr 40 geworden. Zu über 900 großen und kleinen Veranstaltungen kamen 2017 mehr als 150.000 Besucher.

Das zakk-Publikum ist typisch für Düsseldorf

„Aus Besucherumfragen wissen wir, dass die Mischung unserer Gäste weitgehend der Zusammensetzung der Düsseldorfer Bürger entspricht“, erzählt Jochen Molck. Ein wichtiger Wert sind dabei für ihn „die 30 Prozent Migranten unter den zakk-Gästen“. „Damit haben wir eine Normalität erreicht, die ich bemerkenswert finde. Und ich freue mich darüber“, sagt Molck.

Die jüngsten Zahlen des Düsseldorfer Amts für Statistik passen zu seiner Beobachtung: ln Düsseldorf leben rund 23 Prozent Ausländer und rund 41 Prozent der Bürger haben einen Migrationshintergrund. Die zakk-Besucher mit Zuwanderungsgeschichte sind nicht nur ein selbstverständlicher Teil des Publikums, sie gestalten auch aktiv selber einen Teil des Programms in vielen Projekten, beim „welcome-Cafe“, beim „Tag der Vielfalt“ oder den „Yalla – wir schaffen was ...“-Abenden.

Kabarettisten mit ausländischen Wurzeln

Eine schöne Tradition seien auch die zakk-Auftritte von Kabarettisten mit ausländischen Wurzeln geworden. „Vor zehn Jahren haben wir damit angefangen.“ Stammgast ist zum Beispiel Fatih Çevikkollu, auch Benaissa Lamroubal und Abdelkarim machten ihren Fans Spaß.

„Ich bekomme manchmal einen Schreck, wenn jemand mir sagt, das zakk habe sich gar nicht verändert“, sagt Molck und lacht. Die Ironie in seinem Tonfall unterstreicht: Das zakk-Angebot ist gemeinsam mit seinen Gästen gewachsen, hat sich gewandelt, weiterentwickelt – und auch neu erfunden.

Mit der regelmäßig stattfindenden Frischfleisch-Comedy haben Newcomer einen festen Platz im zakk-Programm. „Und ein paar davon schaffen es dann bald auf die großen Bühnen, das haben wir immer wieder erlebt.“ Und zum „Lieblingsplatte“-Festival kommen inzwischen Fans aus der ganzen Republik. Bringt wichtige Alben der deutschen Pop-Geschichte live auf die Bühne, die allesamt noch nie in einem Konzert am Stück performt wurden; zuletzt waren es zum Beispiel die einmaligen Auftritte von „Blumfeld“ oder den „Stieber-Twins“.

Das zakk ist immer noch ein alternatives Zentrum

Früher galt das zakk als Platz für Nischenkultur, abseits des Mainstream. Ist es heute noch ein alternatives Zentrum? „Da widerspreche ich nicht“, sagt Jochen Molck. Doch das zakk böte mit seinen Hunderten von Veranstaltungen im Jahr viel Raum für ganz unterschiedliche Geschmäcker und Bedürfnisse. „Wir arbeiten heute auch mit der Oper und dem Schauspielhaus zusammen.“ Doch nach wie vor: „Moderne Kulturarbeit bedeutet Selbermachen. Und nicht, etwas zu konsumieren wie eine Seifenoper.“ Ein Ort zum Mitmachen, das war das zakk bereits, als es 1977 eröffnete.

Ein Mitmach-Fest gerade für eine junge Zielgruppe ist das Edelweiß-Piraten-Festival, das die Sichtbarkeit von antifaschistischen und widerständigen Köpfen während des Nationalsozialismus aufzeigen will, mit Informationsständen, Workshops und einem umfangreichen Musikprogramm. Inzwischen plant und organisiert eine Gruppe junger Leute das Festival weitgehend selbst. Das sei ausgezeichnet, fand das Bündnis für Demokratie und Toleranz von der Bundeszentrale für politische Bildung und prämierte die Veranstaltung.

Supermarkt fehlt – auch zum Plausch

Zurück nach Vennhausen: Der Supermarkt Kaisers an der Vennhauser Allee war 500 Meter entfernt von Molcks Haus, 2015 wurde er geschlossen. „Für meine Frau und mich, Nachbarn, Freunde war der Laden vor allem auch ein Begegnungsort für einen Plausch, einen kurzen Austausch. „Dort traf man sich einfach.“ Es war mehr als Konsumieren, ein Platz zum Mitmachen.