Vennhausen. . Die Kolpingsfamilie in Vennhausen hält die Ideen ihres Gründervaters weiter hoch.

Die Buslinie 736 bringt die Fahrgäste innerhalb von 15 Minuten von der Corneliusstraße mitten in die Siedlung Tannenhof in Vennhausen. Von der pulsierenden und lauten Innenstadt-Ader in die gemütliche Vorortruhe. Der kleine Stadtteil zeichnet sich durch Gemeinschaft aus und hat damit mehr von einem Dorf oder einer Kleinstadt, als von der Anonymität der Metropole. Die vielen Vereine sind ein Indiz für den hohen Stellenwert des Gemeinsamen. Diese Gemeinschaft möchten auch die katholischen Sozialverbände der Kolpingsfamilien bieten. In Vennhausen sind etwa 130 Mitglieder im Verband.

Kolping fühlte sich der sozialen Frage verpflichtet

Der Namensgeber Adolph Kolping zog im Übergang der 1820er zu den 1830er Jahren als Handwerksgeselle von Arbeit zu Arbeit und wurde Zeuge der fürchterlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen seiner Berufsgenossen. Ihre prekäre Lohnsituation und die mangelnden Zugangsmöglichkeiten zu Bildung schockierten ihn. Nachdem er selbst noch ein Studium und die Weihe zum Priester abschließen konnte, fühlte er sich der sozialen Frage weiterhin verpflichtet. Er gründete einen Gesellenverein, der den Arbeitern eine familiäre Stütze sein sollte. In den Gesellenhäusern fanden die Umherreisenden nicht nur eine Unterkunft, sondern auch den sonst so schweren Zugang zur Bildung.

Aus dem Gesellenverein entwickelte sich über die Jahre und Jahrzehnte hinweg schließlich das Kolpingswerk, das heute nach eigenen Angaben rund 234.000 Mitglieder allein in Deutschland zählt. Diese sind in 2422 Kolpingsfamilien aktiv, auch in Düsseldorf-Vennhausen.

Bildungsaspekt ist in Vennhausen besonders wichtig

Die Idee des Namensgebers, familiären Rückhalt zu geben, wird auch heute noch gelebt. Doch gerade der Bildungsaspekt ist der Vennhauser Kolpingsfamilie wichtig. Regelmäßig veranstalten sie Vorträge oder Stadtführungen mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten. Bei diesen soll ein breites Spektrum von politisch und gesellschaftlich relevanten Themen abgedeckt werden. „Im letzten Jahr hatten wir etwa Veranstaltungen zur Landtags- und Bundestagswahl“, erzählt Marcel Mlakar, ehrenamtlicher Schriftführer der Kolpingsfamilie.

Auch zu gemeinsamen Bildungswochenende lädt die Kolpingsfamilie. Dieses Jahr ging es nach Soest, wo nebst Gottesdienst eine historische Stadtführung besucht wurde. Außerdem stand ein Treffen mit einem Dombaumeister auf dem Programm, der den Teilnehmern etwas über die Kunst der Kirchenerhaltung beibrachte. „Unser jüngster Teilnehmer war 3, die älteste 75“, erklärt Mlakar die Schwierigkeiten bei der Planung solcher Wochenenden. Doch die Gemeinschaft zählt.

Nachwuchsprobleme gibt es nicht

Für junge Familien hat Mlakar ein Elterncafé ins Leben gerufen, in dem sich monatlich alle Interessierten treffen und bei Kaffee und Kuchen etwas quatschen können. Auch wenn sich die Kolpingsfamilie in Vennhausen über jedes neue Mitglied sehr freut, ein so großes Nachwuchsproblem wie viele andere religiöse Gemeinschaften und Verbände haben sie wegen der Bindung junger Eltern mit ihren Kindern nicht. Die inhaltlich breit gefächerten Angebote tun ihr Übriges, auch wenn die Konkurrenz zwischen verschiedenen potenziellen Anlaufpunkten größer geworden ist. „Es gibt so viele Möglichkeiten“, sagt Mlakar. Wie etwa Sportvereine oder andere Freizeiteinrichtungen.

Zu den Veranstaltungen der Vennhausener Kolpingsfamilie sind jedenfalls alle eingeladen, ob getauft oder nicht. Insgesamt legt die Kolpingsfamilie aber Wert darauf, ein christlicher Zusammenschluss zu sein und zu bleiben. Wenn auch nicht in strengster Form: „Geschieden und wiederverheiratet ist bei uns kein Problem, wir sind da liberal“, sagt Mlakar und lädt zum Besuch.

Mehr Infos unter www.vennhausen.de