Düsseldorf-Vennhausen. . Sabine Klewe ist Karen Sander und Sabine Martin: Die Krimi-Autorin schreibt unter drei Namen. In Vennhausen spielt einer ihrer Krimis.

Überbordende Fantasie wollte schon in ihrer Kindheit aufs Papier: „Ich habe in jeder freien Sekunde Schulhefte vollgekrakelt und Zettel beschmiert, vor allem aber im Kopf geschrieben.“ Mit 16 hätte Sabine Klewe dann fast ihren ersten Roman veröffentlicht. Inzwischen ist das Schreiben ihr Hauptberuf. Menschliche Abgründe zu beleuchten, reizt die 52-jährige Düsseldorferin.

In der Top 10 der Spiegel-Bestseller-Liste

2013 erschien ihr erster großer Publikumserfolg, unter dem Pseudonym Karen Sander: Der Thriller „Schwesterlein, komm stirb mit mir“ war fünf Wochen unter den Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste. Es ist der erste von inzwischen vier Stories, in denen das Kriminalisten-Duo Liz Montario und Georg Stadler ermittelt.

Lokalkolorit fließt in ihre Bücher

„In der Siedlung Freiheit zu leben, ist für mich der Inbegriff von idyllischem Wohnen“, sagt Sabine Klewe. Die Freiheitstraße in Vennhausen ist ein Schauplatz der frei erfundenen Handlung ihres Krimis „Die weißen Schatten der Nacht“.
„In der Siedlung Freiheit zu leben, ist für mich der Inbegriff von idyllischem Wohnen“, sagt Sabine Klewe. Die Freiheitstraße in Vennhausen ist ein Schauplatz der frei erfundenen Handlung ihres Krimis „Die weißen Schatten der Nacht“. © Anne Grotjohann

Sabine Klewe ist in Düsseldorf aufgewachsen und wohnt in Bilk; der Lokalkolorit fließt auch in ihre Bücher. Vennhausen ist ein Schauplatz ihres Krimis „Die weißen Schatten der Nacht“, hier schreibt sie unter ihrem wahren Namen. „In der Siedlung Freiheit zu leben, ist für mich der Inbegriff von idyllischem Wohnen, das war für mich ein reizvolles Motiv“, erzählt Klewe. Die zentrale Roman-Familie, in der ein Mädchen zu Tode kommt, lebt dort. Das Ermittler-Paar Lydia Louis und Christopher Salomon bearbeitet den Fall.

Düsseldorf-Krimi? „Meine Fälle könnten auch anderswo passieren“

Die Düsseldorfer Kommissare lässt die Autorin inzwischen in vier Romanen auftreten. Doch die Bezeichnung Düsseldorf-Krimi empfindet Sabine Klewe als reduziert: „Ich ziehe aus der Stadt Ideen und weiß, wie es sich hier anfühlt, zu leben. Und ich kenne das frühere Aussehen einiger Stadtteile und kann das authentisch beschreiben.“ Doch ihre Fälle könnten auch anderswo passieren, betont sie.

Sabine Klewe spricht mit den Händen, malt ihre Eindrücke mit lebhaften Gesten aus. Ihr ist anzumerken, dass sie gleichsam immer auf Empfang ist. „Schriftstellerin bist du 24 Stunden am Tag. Man arbeitet immer, nicht nur, wenn man am Schreibtisch sitzt, sondern auch, wenn man aus dem Fenster sieht, wenn man einkaufen geht, mit Freunden im Restaurant sitzt. Das ist wunderbar, aber auch ungeheuer anstrengend.“

Gleich drei Autoren-Namen, davon zwei Pseudonyme

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Neben dem Künstlernamen Karen Sander verwendet Sabine Klewe ein weiteres Pseudonym: Gemeinsam mit Martin Conrath schreibt sie historische Romane, die unter dem Namen Sabine Martin erscheinen. „Meine drei Autoren-Namen sind einfach mit unterschiedlichen Krimi-Reihen verbunden“, sagt die promovierte Literaturwissenschaftlerin. „Unterschiedliche Stile verwende ich darin im Grunde nicht.“

Sabine Klewe hat drei erwachsene Söhne; Martin Conrath ist auch ihr Lebenspartner. Wie ist es, zusammen ein Buch zu schreiben? „Wir entwerfen gemeinsam das Handlungsgerüst. Einer fängt an, zu schreiben, ungefähr 50 Seiten, dann macht der andere weiter.“ Das kann am Schreibtisch sein, manchmal sitzen die beiden auch in Cafés oder gehen durch die Stadt und spinnen ihre Ideen weiter. Inspiration wartet an unterschiedlichen Orten. Das ist für Sabine Klewe auch der Wald. „Ich gehe gerne im Eller Forst spazieren, der Wald tut mir gut. Ich kann die Gedanken fließen lassen und habe dann manchmal die besten Einfälle fürs Schreiben.“

Haben Martin Conrath und sie unterschiedliche Stärken beim Schreiben? „Er ist besonders gut zum Beispiel bei den dynamischen Textstellen, ich bin strukturierter.“ Daher ist Sabine Klewe diejenige, die unter anderem Textanschlüsse auf Plausibilität prüft. „Wenn ich in einem Handlungsabschnitt von einem Sonnenuntergang lese und dann eine Figur übergangslos frühstückt, geht das natürlich nicht.“

Sabine Klewe gibt es auch auf Italienisch

Manchmal geht Sabine Klewe in Buchhandlungen, um zu sehen, ob dort ein Buch von ihr steht. Sie mag die Atmosphäre dort, das Gefühl, von Lesestoff umhüllt zu sein. „Ich war mal im italienischen Siena in einem Buchladen, und sah dort die italienische Ausgabe von einem meiner Karen-Sander-Krimis. Das hat mich schon gefreut!“ Ihre Bücher wurden bereits in mehrere Sprachen übersetzt, auch auf Französisch, Niederländisch, Ungarisch, Türkisch und Russisch.

Hin und wieder macht sie gemeinsame Lesungen mit Martin Conrath, zuletzt beim zehnjährigen Jubiläum der Stadtbücherei Bilk Ende September. Die beiden haben aus ihren Werken die schönsten Morde präsentiert. „Beim Signieren meiner Bücher muss ich manchmal aufpassen“, sagt sie und lacht. „Wenn darunter dann Bände mit meinen beiden anderen Pseudonymen sind, darf ich mich mit dem Namen nicht vertun.“

>> Mord in der Freiheitstraße

Der Thriller Die weißen Schatten der Nacht, ein Fall der Düsseldorfer Kommissare Lydia Louis und Christopher Salomon, beginnt in der Vorweihnachtszeit: „Es war bereits dunkel, als sie in die Freiheitstraße bogen. Zu beiden Seiten tauchten schmucke weiße Einfamilienhäuser auf, Doppelhaushälften und kleine Reihenhäuser mit braunen oder grünen Fensterläden. Hinter vereinzelten Scheiben funkelte Weihnachtsbeleuchtung, in einem Vorgarten wand sich eine Lichterkette um das kahle Geäst eines Apfelbaums.“ Ein Leichenwagen steht in einer Einfahrt. Die zehnjährige Antonia Bruckmann wurde mit gebrochenem Genick zu Hause aufgefunden. Zahlreiche Verletzungen sprechen gegen einen Unfall…

Sabine Klewes neuester Krimi Der Nachtjäger führt in den Düsseldorfer Medienhafen: Linus Roth, Ex-Bulle, jetzt Privatermittler, genannt der Gepard, lebt dort auf einem Hausboot. Gerade hat er einen Auftrag erledigt, da tauchen seine ehemaligen Kollegen auf und wollen ihn verhaften. Denn Roth wird des Mordes an einem Jungen aus seinem Heimatdorf verdächtigt, der vor 20 Jahren verschwand. Dessen Überreste wurden nun gefunden – zusammen mit Spuren von Roths DNA. Das ist nicht alles: Der Journalist Bodo Stein, den Roth für eine Auftraggeberin ausfindig gemacht hat, ist ermordet worden. Stein recherchierte im Fall des toten Jungen. Für Roths Kollegen ist der Fall klar. Für den Gepard gibt es nur eins: Die Flucht nach vorn.

Weitere Infos über Sabine Klewes Bücher gibt‘s: sabineklewe.de