Düsseldorf-Vennhausen. Die Vennhauser Kleingartenanlage am Schwarzen Weg besteht seit 1923. Vom Teenager bis zum 90-Jährigen, von Arbeiter bis Anwalt – alle sind dabei.

Der Seiteneingang vom Kleingartenverein Am Schwarzen Weg ist eingerahmt von Hecken, die den Blick verdecken. Dahinter liegt, so wirkt es, eine Galerie von grünen und blumenbunten Zimmern, jedes hat seinen eigenen Stil. Der Kleingarten als ein Idyll für Spießer? Das war einmal; die vielfältige Mischung der Vereinsmitglieder und die große Nachfrage sagen klar Nein.

„Früher Punkrocker, heute Kleingärtner“, sagt Sven Nowag verschmitzt. Er ist 2. Vorsitzender des Vereins. „Es kommt ja vor, dass sich eine Einstellung mit den Jahren ändert.“ Seine Schwägerin Daniela Nowag kümmert sich als 1. Kassiererin um die Finanzen, Andrea Kopreit ist 1. Schriftführerin.

Vom Arbeiter bis zum Anwalt, vom Teenager bis zum betagten Senior, in der Vennhauser Gartenanlage sind alle Altersklassen mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen aktiv. 191 Mitglieder hat der Verein. „Ich denke an einen 15-Jährigen, der hier, gemeinsam mit seinen Eltern, begeistert gärtnert“, erzählt Reiner Blankenheim. „Und wir haben genauso Pächter, die seit mehreren Jahrzehnten hier sind. Es gibt auch jemand um die 90.“

„Die Warteliste ist lang“

„Wir haben eine lange Warteliste von Interessenten, die hier gerne einen Garten pachten möchten“, erzählt Blankenheim, der seit 2008 1. Vorsitzender des Kleingartenvereins ist. Er zeigt beim Gang durch die Anlage eine Reihe von Gärten. Saftig grüner Rasen mit Apfel- und Zwetschgen-, Mirabellen- und Birnbäumen, auch Weintrauben, Tomaten und Bohnen.

Reiner Blankenheims Garten strahlt mit üppigen Dahlien, Azaleen, Taglilien und Kamelien. Naherholung in der Stadt. „Mehrere junge Familien sind schon hier, und weitere haben sich beworben.“ Es gibt auch Cliquen von Freunden, die hier gemeinsam eine Parzelle bewirtschaften.

191 Parzellen sind verpachtet

Die 191 Parzellen sind sämtlich verpachtet, die Größen unterschiedlich. „Im Durchschnitt sind es 480 Quadratmeter“, so Blankenheim. „Doch wir haben auch eine Fläche mit rund 1000; ein Gutteil hat zwischen 250 und 350.“ Zum Vergleich: Ein Tennisplatz misst 260 Quadratmeter. Hin und wieder werden Parzellen frei, zum Beispiel aufgrund von Umzug, Zeitmangel oder nach einem Todesfall.

Kleingärtner und Imker: Klaus Schneider mit einer Bienenwabe.
Kleingärtner und Imker: Klaus Schneider mit einer Bienenwabe. © Anne Grotjohann

Das 1983 erlassene Bundeskleingartengesetz begrenzt die Grundstücksgröße auf 400 Quadratmeter. Doch die Anlage Am Schwarzen Weg ist deutlich älter, besteht seit 1923 – und im Lauf der Jahre entwickelten sich unterschiedlich bemessene Flächen. Im Gründungsjahr bestand die Umgebung noch aus Kornfeldern, und bis 1951 war auch das Halten von Hühnern, Gänsen und Karnickeln erlaubt.

Voraussetzung: Mitgliedschaft im Kleingartenverein

Die Mitgliedschaft im Kleingartenverein ist Voraussetzung für den Abschluss eines Pachtvertrags. Reiner Blankenheim: „208 Euro Einheitspacht bedeutet das im Jahr, jeder Pächter bezahlt das Gleiche, unabhängig von der Grundstücksgröße.“ Dazu kommen Verbrauchskosten für Strom und Wasser und städtische Abgaben.

Das Vorstands-Team der Kleingärtner am Schwarzen Weg (von links): Sven Nowag, Daniela Nowag, Andrea Kopreit und Reiner Blankenheim.
Das Vorstands-Team der Kleingärtner am Schwarzen Weg (von links): Sven Nowag, Daniela Nowag, Andrea Kopreit und Reiner Blankenheim. © Anne Grotjohann

Die Kleingärtner, ihr Vereinsbüro ist am Sandträgerweg, sind auch eine gute Gemeinschaft, die gerne gemeinsam etwas unternehmen – sie grillen Spanferkel, feiern Sommerfeste, Kinderfeste und auch im Advent. Oft sind Freundschaften entstanden. Klaus Schneider winkt aus seinem Garten: „Kommen doch rein.“ „Ihn kenne ich, solange ich denken kann“, sagt Reiner Blankenheim. Die beiden duzen sich. Vor Schneiders Gartenlaube blubbert auf einer Kochplatte leise Apfelmus aus eigener Ernte, es duftet. Er ist auch Imker. „Probieren Sie mal“, sagt er und reicht einen Löffel Honig von der diesjährigen Ernte. Naherholung, die schmeckt.

>> KLEINGÄRTEN GANZ GROß

In Düsseldorf gibt es 72 Kleingartenanlagen, in denen etwa 100 Vereine ansässig sind. Zur Verfügung haben sie rund 6600 Garten-Parzellen.

Die verpachtete Kleingartenfläche beträgt 7,5 Prozent des städtischen Grüns oder 293 Hektar. Inbegriffen sind rund 620 000 Quadratmeter öffentlich nutzbarer Grünzüge, in denen jeder spazierengehen kann. Das entspricht mehr als der zehnfachen Größe des Düsseldorfer Hofgartens.

Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Gartenfreunde belegen Kleingärten in Deutschland eine Fläche von 460 Quadratkilometern. Das ist mehr als die Fläche des Bundeslands Bremen, das knapp 420 Quadratkilometer misst.