Düsseldorf-Vennhausen. . Der Vennhauser Schützenverein St. Hubertus-St. Sebastianus besteht seit 1903. „Wir haben die Haltung, dass wir für die Bürger etwas tun wollen.“

Eine Tradition bewahren – der Vennhauser Schützenbruder Josef Stubinski fasste diese Überzeugung 1939 ganz handfest auf. Im Jahr zuvor war er Schützenkönig geworden. Am Freitag, 1. September 1939, brach der Zweite Weltkrieg aus, die deutsche Wehrmacht griff Polen an. Sonntags darauf, der Kirmesplatz an der Höherhofstraße war schon aufgebaut, hätte das Schützenfest stattfinden sollen, doch es wurde abgesagt. 90 Prozent der Mitglieder wurden zur Wehrmacht eingezogen, viele starben im Krieg.

Mario Thater, Schützenkönig von 2017, mit Ehefrau Melanie. Er trägt das zehn Kilo schwere Königssilber, das Schützenbruder Josef Stubinski 1939 bei Kriegsausbruch eingemauert hatte.
Mario Thater, Schützenkönig von 2017, mit Ehefrau Melanie. Er trägt das zehn Kilo schwere Königssilber, das Schützenbruder Josef Stubinski 1939 bei Kriegsausbruch eingemauert hatte. © Schützenverein Vennhausen

Warum die Schützenkette eingemauert wurde...

Stubinski fürchtete, das Königssilber in den Kriegswirren zu verlieren, und mauerte es kurzerhand in seinem Haus ein – also jene Kette, die jeder Schützenkönig bereits seit der Vereinsgründung im Jahr 1903 trug. Damit blieb Stubinski von 1938 bis 1946 Schützenkönig, hatte die längste Regentschaft in der Vereinsgeschichte. Die Königskette ist bis heute im Besitz von St. Hubertus-St. Sebastianus.

„Es war wohl vor allem die ideelle Bedeutung der Königskette, die Stubinski auf diese Versteck-Idee brachte“, sagt Peter Zierden, 1. Schriftführer des Schützenvereins. Er ist 62 und seit 2015 Mitglied. Schon gleichsam ein halbes Leben im Verein ist Herbert Koch, 64: „Ich bin in Gerresheim aufgewachsen, wohne in Eller, und für mich ist der Schützenverein ein großes Stück Heimat, und das gilt auch für viele Schützenschwestern und -brüder“, sagt Koch, 1. Chef des Vereins und seit 43 Jahren Schütze; ihm ist anzusehen, dass er in Gedanken zurückblickt. „Manche sind Spielkameraden, die ich seit meiner Kindheit kenne. Auch wenn man manche nur einmal im Jahr sieht; die Atmosphäre ist einfach familiär.“

Ein Mitmach-Zirkus am Schützenplatz

Die Vennhauser Schützen pflegen ihre Bräuche in jedem Frühjahr – das Schießen auf dem Kirmesplatz an der Höherhofstraße, anschließend der Königsempfang, Festgottesdienst, Zapfenstreich, Krönungsball, Festzug mit Parade. Doch das Klischee von einzig feiernden Schützen beleuchtet nur wenige Tage im Kalender von St. Hubertus-St. Sebastianus.

Werte wie Gemeinschaftssinn und Verantwortung sind dem Verein bis heute wichtig: „Wir haben die Haltung, dass wir für die Bürger hier im Stadtteil, für unsere Nachbarn etwas tun wollen“, sagt Herbert Koch. Sein Verein öffnet den Schützenplatz zum Beispiel für einen Mitmach-Zirkus der Vennhauser Franz-Boehm-Grundschule, auch ein Kasperle-Theater hat dort schon mehrfach gespielt und der „Tanz in den Mai“ hat vielen Besuchern Spaß gemacht.

Ein volles Festzelt bedeutet für die Schützen natürlich auch gute Einnahmen – die sie oft wieder investieren, um zum Beispiel das Schützenhaus gepflegt zu halten. „Ja, unser Schützenhaus ist in einem guten Zustand, wir vermieten es zu verschiedenen Anlässen“, erzählt Peter Zierden. Gästen und Festbesuchern attraktive Angebote zu machen, um einen Schützenverein vital und rentabel zu halten, das erfordert gerade heute kaufmännisches Denken und Kreativität. „Im Lauf der Jahre ist ein Netzwerk entstanden, das wir versuchen, zu pflegen“, so Zierden. Dazu gehört zum Beispiel auch, eine Band oder einen Chor für einen Auftritt zu gewinnen.

Clip mit einem Hauch James Bond

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„Mit 20, 21 verabschieden sich viele aus dem Vereinsleben, weil sie der Beruf, Ausbildung oder Studium zu sehr einnimmt“, beobachtet Herbert Koch. „Manche kommen nach einigen Jahren wieder.“ Dass sie dann ehrenamtlich eine Funktion übernehmen, sei selten. „Nur eine Handvoll hilft regelmäßig.“ Thomas Büchler, 67, kümmert sich als 1. Kassierer der Vennhauser Schützen um die Vermietung des Schützenhauses und des Platzes, übernimmt Reparaturen und erledigt bei einer Vermietung am Wochenende die Schlüsselübergabe sowie die Abrechnung mit den Mietern. Als Förderer unterstützt den Verein zudem der Bestatter Peter Scheuvens,

Die jüngsten Hefte, die zum Schützenfest erscheinen, hat Peter Zierden betreut. Er ist gelernter Schriftsetzer und hat lange in den Bereichen Grafik und Werbung gearbeitet. Ein Plus, denn auch ein Auftritt in sozialen Medien ist heute für einen Verein nahezu Pflicht, wenn er über seine Veranstaltungen informieren will. Zierden hat etwa den Video-Clip zum jüngsten Schützenfest im vergangenen April gemacht, mit einem leisen Zitat der populären Pistolenlauf-Sequenz, die zu Beginn jedes James-Bond-Films läuft.

Der Schützenverein ist schon längst kein reiner Männerbund mehr

Ein reiner Männerbund sind die Vennhauser Schützen längst nicht mehr. „17 Frauen gehören zu den 75 Mitgliedern“, erzählt Peter Zierden, und gerade vergangenes Jahrzehnt verzeichnet die Chronik, auch unter den Jungschützen, mehrere treffsichere Königinnen. „Die Mischung tut unserem Verein sehr gut und ist ein Gewinn.“ Federführend ist dabei Ulrike Blättermann, 42 – sie ist die 2. Chefin der Schützen.