Düsseldorf-Vennhausen. . Die Historie eines Stadtteils, der nie selbstständig war und nicht mal da steht, wo er hingehört.
Vennhausen hat wie alle Düsseldorfer Stadtteile eine eigene Geschichte. Diese niederzuschreiben ist aber nicht einfach. Zum einen war Vennhausen nie eine selbstständige Gemeinde, zum anderen befindet sich Vennhausen heute zum größten Teil dort, wo es nicht hingehört. Beide Befunde erschweren die Geschichtsschreibung beträchtlich.
Vennhausen – zwischen Wald und Sumpf
Vennhausen war bis zu seiner Eingemeindung nach Düsseldorf im Jahr 1909 eine Außengemeinde der Stadt Gerresheim. Über viele Jahrhunderte wurde es mal direkt, mal weniger direkt vom Gerresheimer Magistrat verwaltet.
Nur 1906 bis 1909 war es administrativ von Gerresheim getrennt und bildete gemeinsam mit Ludenberg und Morp die selbstständige „Bürgermeister Ludenberg“. Weder in der langen Gerresheimer noch in der kurzen Ludenberger Geschichte hat Vennhausen jedoch nennenswerte Spuren hinterlassen. Vennhausen war selbst in der Zwergbürgermeister Ludenberg eine vollkommen unauffällige Größe.
Im 1218/1231 angelegten Heberegister des Stiftes Gerresheim begegnet man der ersten urkundlichen Erwähnung eines Fleckens namens „Venhusen“, dessen Lage zwischen „Elnere“, „Wersteyn“ und „Holthusen“ angegeben wird. Die Lagebeschreibung erlaubt den sicheren Schluss, dass es sich bei diesem Ort um den heutigen Düsseldorfer Stadtteil Vennhausen handelt.
Die Honschaft Vennhausen lag südöstlich vor Gerresheim und erstreckte sich von den Düsselauen bei Gödinghoven über den Heidberg bis zum Hexenkothen, Eller Forst und Tannenhof. Das Gelände östlich der heutigen Glashüttenstraße und Rothenbergstraße war hügelig und bewaldet, westlich war es eben und sumpfig.
Glashütte bringt erste Verdichtung
1833 hatte Vennhausen 278 Einwohner, die auf rund ein Dutzend Höfen verteilt lebten: Kleindüssel, Am Busch, Knuppertzbrück, Neuenhaus, Kapitelsgut, Stockgarten, Lehm, Köthen, Buschhäuschen, Tannenkothen, Kratzpoth, Biesenkamp, Am Rothenberg, Butterhöfchen, Hexenkothen, Kleinheid, Großheid. Die Höfe sind heute verschwunden, doch alteingesessen Vennhausern vom Namen her noch immer vertraut.
Eine nennenswerte Verdichtung der Wohnbebauung gab es in den folgenden Jahrzehnten nur im Gebiet der Alten Insel, wo Ferdinand Heye von 1887 bis 1890 für seine Glashüttenarbeiter eine kleine Werkssiedlung errichtete. 1887 nahm auch die erste Vennhauser Schule (heute Franz-Boehm-Schule) auf einem von Ferdinand Heye gestifteten Grundstück am Kamper Weg den Unterricht auf.
Als die Landbürgermeister Ludenberg 1909 aufgelöst und nach Düsseldorf eingemeindet wurde, lebten in der Honschaft Vennhausen rund 2000 Menschen. Fast alle Vennhausener wurden Düsseldorfer. Aber nur ein geringer Teil von Vennhausen wurde Düsseldorf.
Neuordnung bringt Vennhausen zu Düsseldorf
Mit der kommunalen Neuordnung vor mehr als 100 Jahren kam nur rund ein Drittel der Honschaft (unterste Verwaltungseinheit auf dem Lande) Vennhausen zu Düsseldorf, der größte Teil aber zu Erkrath. Die alte Honschaft wurde entlang der späteren Glashüttenstraße und Rothenbergstraße geteilt. Erkrath bekam die Hügel, Düsseldorf die Ebene.
Da in der welligen Hügellandschaft rund um dem Heidberg mit der romantischen Trutzburg von Heinrich Biesenbach (später St. Swidbert) nur ein paar versprengte Kothen lagen, in der Tiefebene zwischen Vennhauser Allee, Tannenhofweg und Glashüttenstraße aber fast alle Vennhausener lebten, wurde Vennhausen gefühlt vollständig nach Düsseldorf eingemeindet.
Verwaltung schrumpft Gebiet zusammen
In Wirklichkeit war es nur ein Schrumpfhausen. 1909 war von Vennhausen nicht mehr viel übrig: Der an Erkrath gefallene Teil ging namenlos im Waldgürtel zwischen Morp und Unterbach auf, das an Düsseldorf gefallene Gebiet behielt die Bezeichnung Vennhausen nur als Flurnamen bei. Einen Stadtteil Vennhausen gab es nicht. Im Düsseldorfer Katasteramt wurde Vennhausen unter der Gemarkung Gerresheim weitergeführt, mit der Folge, dass alle Grundstückeigentümer nördlich der Freiheitsstraße noch heute im Grundbuch Gerresheim stehen.
Administrativ wurde Vennhausen von den Beamten im Eller Rathaus verwaltet. Für das einzig dichter besiedelte Gebiet rund um die Alte Insel war allerdings das Gerresheimer Rathaus zuständig. Vennhausen war auf das Rechteck zwischen Erlenkamp, Tannenhofweg/Kamperweg, Rothenbergstraße und Kikweg reduziert.
Vennhausen liegt im früheren Eller
Dass der heutige Stadtteil Vennhausen heute nicht nur hier, sondern in dem wesentlich größeren Quadrat zwischen Höherhofstraße, Kamperweg, Rothenbergstraße, Kikweg und der Eisenbahnlinie Rath-Eller-Hilden verortet wird, ist dem Umstand geschuldet, dass das Düsseldorfer Stadtgebiet bis zu Beginn der 1960er Jahre in eine Vielzahl von administrativen und statistischen Bezirken unterschiedlichsten Zuschnittes unterteilt war.
Um das Durcheinander zu beseitigen, durfte ab dem 1. Januar 1961 die Bezeichnung „Stadtteil“ nur noch für die Meldebezirke des Einwohnermeldeamtes verwendet werden. Aus dem namenlosen „Meldebezirk 18b“, der das Gebiet von Eller jenseits der Bahnlinie Rath-Eller-Hilden und von Rest-Vennhausen umfasste, wurde über Nacht der „Stadtteil Vennhausen“. Auf Kosten von Eller wurde Vennhausen per Dekret um das vierfache vergrößert. Und das macht die Geschichtsschreibung mehr als schwierig.
Geschichtszuteilung unsicher
Die Geschichte der Architektensiedlung, der Villenkolonie Vennhauser Allee, der Kolonie Freie Erde, der Kinderreichensiedlung, der Tannhofsiedlung, großen Teilen der Siedlung Freiheit (inklusive Waldschänke), der Hochhaussiedlung Chemnitzer Straße, der Terrassenhäuser Zwickauer Straße, dem KGV Am Schwarzen Weg, dem Vereinshaus vom Boston-Club, der Volker-Rosin-Schule, von St. Reinold, der Markuskirche, dem Wichernhaus, dem Sportplatz Eller 04 und Eller Forst hat sich bis 1960 in der „Gemarkung Eller“, ab 1961 im „Stadtteil Vennhausen“ ereignet. Ist es heute die Geschichte von Eller oder Vennhausen. Wer will es entscheiden?
* Der Autor Dr. Ulrich Brzosa beschäftigt sich als Historiker mit Düsseldorfer Stadtteil-Geschichte und der Kirchen-Geschichte in der Stadt. Er lebt in Eller.
Ulrich Brzosa beschäftigt sich als Historiker mit Düsseldorfer Stadtteil-Geschichte und der Kirchen-Geschichte in der Stadt. Er lebt in Eller. Ulrich Brzosa beschäftigt sich als Historiker mit Düsseldorfer Stadtteil-Geschichte und der Kirchen-Geschichte in der Stadt. Er lebt in Eller.
Historische Aufnahmen von Vennhausen