Vennhausen. . Seit September 2017 ist donnerstags Markt am Freiheitplatz. Doch es kommen nur wenig Kunden. Dabei gibt es alles was man an Lebensmittel benötigt

Donnerstag gegen 11 Uhr, die Sonne schimmert durch die hohen Platanen auf dem Freiheitplatz, es sind 19 Grad. Das passende Wetter für einen Einkauf auf dem Wochenmarkt, der hier vor gut einem Jahr, im September 2017 eröffnet hat.

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Als Handelsplatz ist die trapezförmige Fläche klein, ungefähr 250 Quadratmeter, doch die fünf Verkaufsstände und Marktwagen bieten eine gute Auswahl von frischen Lebensmitteln: Eine Bäckerei verkauft dort, ein Fischhändler, daneben der Käse-Verkäufer, eine Metzgerei und ein Obst- und Gemüse-Handel. Doch nur drei Marktbesucher schlendern an den Ständen entlang.

„Hier muss wirklich was passieren“, sagt Sonja Tiepel spontan und lächelt verschmitzt; mit ihrem Mann Frank bietet sie rund 100 Obst- und Gemüsesorten an, die Auslage leuchtet wie ein Regenbogen. „Im September vergangenes Jahr hat es hier super angefangen, doch in den letzten paar Wochen kommen nur noch wenige Kunden.“

Seit 22 Jahren haben die Tiepels Markt-Erfahrung

Die Tiepels haben 22 Jahre Markt-Erfahrung in Düsseldorf, kommen aus dem Stadtteil Hamm, auch jetzt im Oktober beziehen sie einen Gutteil ihrer Produkte aus der Region. Rote Bete, Wirsing, Rosenkohl, Rettich, mehrere Apfelsorten – der Herbst ist bunt. „Was meinst du?“, ruft Sonja Tiepel zu ihrem Mann herüber. „Auf so einem kleinen Stadtteil-Wochenmarkt erleben wir es als schwierig, Laufkundschaft zu gewinnen“, erzählt Frank Tiepel.

Sonja und Frank Tiepel an ihrem Stand mit rund 100 Obst- und Gemüsesorten: „Wir finden es schwierig, hier Laufkundschaft zu gewinnen.“
Sonja und Frank Tiepel an ihrem Stand mit rund 100 Obst- und Gemüsesorten: „Wir finden es schwierig, hier Laufkundschaft zu gewinnen.“ © Anne Grotjohann

Gegenüber an der Vennhauser Allee gibt‘s eine Apotheke, Restaurants, einen Friseur, ein Tabakwaren- und Zeitschriften-Geschäft. „Nach unserer Erfahrung sind rund 90 Prozent unserer Käufer Stammkunden, und die haben wir hier auch, doch im Ganzen sind es inzwischen eben nur ein paar.“

Zwei Händler haben schon vor Wochen ihren Platz geräumt

Ein Blumen-Verkauf und ein Feinkost-Händler hätten schon vor einigen Wochen ihren Platz geräumt. Dabei wünschten sich Vennhauser Bürger und Lokalpolitiker dringend einen Wochenmarkt für die Lebensmittel-Versorgung, nachdem 2015 Kaiser‘s Tengelmann an der Vennhauser Allee geschlossen wurde. Hin und wieder kommen neue Besucher auf den Markt, doch es bleibt eine Handvoll.

Ein junges Elternpaar bummelt über den Platz, die Frau hat ihren kleinen Sohn in einem Tragebeutel umgebunden. „Ich habe gerade Urlaub, sonst hätten wir Donnerstagvormittag leider kaum Zeit zum gemeinsamen Einkaufen“, sagt ihr Mann. Während der Geschäftszeit des Markts am Donnerstag zwischen 8 und 14 Uhr sind viele Vennhauser berufstätig – vielleicht sei das auch ein Grund, nicht auf den Wochenmarkt zu kommen.

Der Käse-Händler bietet 60 verschiedene Sorten an

Unter den Marktbesuchern sind auch Senioren, die sich ihren Tagesablauf meist frei einteilen können, doch insgesamt mischen sich die Altersklassen des Publikums. Das Angebot von Käsehändler Ralf Kretzer umfasst rund 60 Sorten, die deutschen und Schweizer Bergkäse empfiehlt er zu probieren, und das Aroma vom nordholländischen Beemster-Käse sei mit abgepacktem Scheibenkäse nicht zu vergleichen.

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Kretzer hat gerade eine alte Dame bedient: „Wir kamen ins Gespräch, sie erzählte, dass ihr Papagei ab und zu ein bisschen Käse bekommt. Ich habe ihr die ersten, etwas trockenen Scheiben von Käse-Laiben mitgegeben. Sie war ganz angetan.“ Ein freundlicher Plausch über die Theke, das ist auch bei den anderen Beschickern oft zu beobachten. Die Stimmung ist sonnig.

Woran liegt die Besucher-Flaute?

Was meint Ralf Kretzer, woran die Besucher-Flaute liegt? „Einige sagen, es war der heiße Sommer, andere sehen die großen Ferien als Ursache.“ Heute sei der Verkauf bei ihm zufriedenstellend gelaufen, doch insgesamt bemerke er weniger Kundschaft. Er verkaufe schon ein paar Jahre auf Märkten in der Region, zum Beispiel auch in Solingen und Wuppertal. „Die Ruhe hier kann ich mir nicht erklären.“

Fischhändler Dirk Schöffel aus Bremerhaven, Anja Kunkel von der Metzgerei Lutz Oleszynski aus Meerbusch, auch die Verkäuferin der Prümtaler Mühlenbäckerei bestätigen den Eindruck ihrer Stand-Nachbarn – und rätseln ebenso über die Ursache für den Besucher-Schwund.

Eine ältere Dame hat bei Schöffel gerade Heringssalat gekauft. Die Auslage wirkt einladend – Seelachs, Rotbarsch, Heilbutt, Matjes und noch eine Reihe anderer Fischsorten und Meerestiere. Das Einkaufen unter freiem Himmel sei schon etwas Besonderes, meint sie. Aber in einem Supermarkt habe man eben doch mehr Auswahl für einen Wochenvorrat. Drogeriebedarf, Haushaltswaren, Zeitschriften zum Beispiel. Dirk Schöffel zuckt lächelnd die Schultern. „So ist das eben auf einem Wochenmarkt.“