Düsseldorf. . Viele wünschen sich, dass die Zeitumstellung abgeschafft wird. Und was halten Düsseldorfer Mediziner, Politiker und Schulleiter davon?
Wenn es nach den EU-Bürgern geht, soll die Zeitumstellung abgeschafft werden. Dann würde es nicht mehr heißen: im März eine Stunde vor, im Oktober eine Stunde zurück. 80 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehme hatten sich dafür ausgesprochen. Zwei Drittel sollen aus Deutschland kommen. Was denken die Düsseldorfer über die mögliche Abschaffung? Und: Sollte man lieber bei Sommer- oder Winterzeit bleiben?
Bei der Diskussion sei im Auge zu behalten, wie die natürlichen Bedingungen aussehen, so Charlotte von Gall, Chrono-Biologin an der Düsseldorfer Uniklinik. Jede Abweichung berge ein gewisses Gesundheitsrisiko. Viele tausend Jahre lang war der Mensch auf natürliches Licht angewiesen. „Erst seit der Glühlampe sind wir scheinbar unabhängig. Allerdings ist das natürliche Licht immer noch sehr wichtig für unsere innere Uhr“, so von Gall. Helles Lichtlicht am morgen stelle unsere Uhr nach vorne, helles Licht am Abend verstellt unsere innere Uhr nach hinten. „Das Tageslicht sorgt daher auch dafür, dass wir uns an eine Zeitumstellung anpassen können. Nach der Zeitumstellung fühlen wir uns maximal drei bis vier Tage unwohl.“ Daher hält von Gall es für richtig, die Zeitumstellung abzuschaffen.
Ein halbes Jahr lang keine Sonne vor acht Uhr
Eine ganzjährige Sommerzeit sei allerdings problematisch. Zwar sei es schön, dass es abends im Sommer länger hell bleibe, dass kann für kleine Kinder jedoch problematisch werden. „Sie sind dann auch länger wach, da sie nicht ins Bett gehen, wenn es draußen noch hell ist. Sie brauchen aber acht bis zehn Stunden Schlaf.“ Doch vor allem der Winter bei Sommerzeit birgt Risiken. „Wir hätten dann von Oktober bis März keine Sonne vor acht Uhr morgens. Im Januar gäbe es kein Licht vor halb zehn“, warnt von Gall. Das Resultat: man kommt noch schlechter aus dem Bett, ist unausgeschlafen und unaufmerksam. „Dadurch steigert sich das Unfallrisiko – und es wirkt sich auf unsere Gesundheit aus.“ Stoffwechsel und Herzkreislauf werden von der inneren Uhr gesteuert. Zudem ist Sonnenlicht auch wichtig für die Vitamin D Produktion. Zu wenig davon schwächt das Immunsystem.
Schüler macht die Zeitumstellung zu schaffen
Doch nicht nur aus medizinischer Sicht gibt es einiges zu bedenken. Gerade an Schulen ist die Zeitumstellung immer wieder Thema. Hans-Hermann Schrader, Schulleiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sieht daher eine Abschaffung positiv. „Wir sehen es an den Schülern, dass sie schon Probleme nach der Zeitumstellung haben.“ Er selbst spricht sich aus schulischer Sicht für die Winterzeit aus. „Sonst ist es viel zu dunkel. Das ist schwierig beim Lernen“, so Schrader.
Das sieht auch Ingrid Fellmerk, Schulleiterin der Realschule Friedrichstadt so. Auch sie wäre für eine einheitliche Winterzeit. „Sonst ist es fünf Monate lang in der ersten Stunde dunkel“, so Fellmerk. Die Schüler wären dann verstärkt übermüdet und das würde auch die Leistungen stark negativ beeinflussen.
Einheitliche Zeit für Westeuropa
Der Düsseldorfer FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus begrüßt ebenfalls eine Abschaffung der Zeitumstellung. „Da freut sich mein Körper“, so der Politiker. Er plädiert allerdings für ein Beibehalten der Sommerzeit. „Da haben wir mehr Licht, als Politiker kommt man nicht allzu früh raus.“ Auch hofft er, dass für Westeuropa eine Zeit gefunden wird.
Die Linke Angelika Kraft-Dlangamandla plädiert hingegen sogar für eine europaweite einheitliche Zeit. Das begünstige auch die Mobilität. Für sie wäre die Winterzeit beizubehalten der richtige Weg. „Das kennt bei uns älteren der Körper schon“, sagt sie lachend.
Großes Theater am Montagmorgen
SPD-Mann Markus Weske begrüßt ebenfalls eine Abschaffung der Zeitumstellung. Für ihn muss derjenige, der sich die Umstellung ausgedacht hat, zweifelsohne „kinderlos“ gewesen sein. „Am Wochenende der Umstellung ging das immer noch einigermaßen, aber Montagmorgens ist dann das Theater groß“, so Weske.
Norbert Czerwinski (Grüne) und Thomas Jarzombek (CDU) haben hingegen keine Probleme mit der Zeitumstellung. Czerwinski wünscht sich aber, sollte die Abschaffung kommen, eine einheitliche europäische Zeit. Thomas Jarzombek hingegen hält diese Regelung für schwierig, je nachdem um welches Land es geht.
>> WIE GEHT ES WEITER?
Ob die Abschaffung der Zeitumstellung kommt, ist noch nicht endgültig. Die EU-Kommission hat zunächst einmal nur ein Vorschlagsrecht. Sowohl das Europaparlament als auch die EU-Staaten müssen noch zustimmen.
Die EU-Staaten dürften anschließend selbst entscheiden, ob sie die Sommer- oder die Winterzeit haben wollen.
Zwar seien sich die Befürworter der Abschaffung sicher, eine Mehrheit im EU-Parlament zubekommen, die Lage im Rat der Mitgliedsländer ist aber unübersichtlich.