Vor drei Jahren hat Tobias Schnabel PC-Spiele im Internet für sich entdeckt. Seitdem zockt er nicht nur, sondern sammelt Geld für gute Zwecke.
Hilden. Vor drei Jahren hat Tobias Schnabel Computerspiele im Internet für sich entdeckt. Beim Streaming treten einzelne oder Teams gegeneinander an. Neu ist, dass auch Zuschauer die virtuellen Wettkämpfe mit verfolgen können. Viele halten die Gamer für Sonderlinge, die sich kaum für ihre Umwelt interessieren und in virtuellen Scheinwelten leben. Ein Vor-Urteil wie Tobias eindrucksvoll beweist.
Vor zwei Jahren hat sich der junge Hildener mit Maximilian Hartmann aus Görlitz, Merlin Westphal aus Viersen und Tom Grünberger aus Berlin zusammengetan und einen virtuellen Spenden-Marathon (www.twitch.tv/spendendose) veranstaltet. Mit witzigen Aktionen animierten sie die Zuschauer zum Spenden: Von der Tanzeinlage über fünf Liegestützen für fünf Euro bis zum Verspeisen von Jeey Beans mit Senf reichten die unterhaltsamen Einlagen.
Bei der ersten „Spendendose“ kamen 4000 Euro für die Deutsche Krebshilfe zusammen. „Echtes Geld, nicht virtuelles“, betont Tobias Schnabel. Bei „Spendendose 3“ im vergangenen Jahr sammelten sie bereits 9500 Euro für die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“. „Spendendose 4“ wurde ein Riesenerfolg. 17 Tage lang vom 3. bis 19. August baten Tobi, Max, Merlin und Tom einfallsreich im Internet um Spenden für die „Off Road Kids Stiftung“, die sich um Straßenkinder und junge Obdachlose in Deutschland kümmert. Sie wurden dabei von 26 Streamern unterstützt, die sich in Drei-Stunden-Schichten beim Spielen ablösten. Das Ergebnis übertraf alle Erwartungen. Die vier jungen Leute sammelten 23.777 Euro. Die Vodafone-Stiftung verdoppelte das Ergebnis auf 47 555 Euro.
Riesenspende bei der gamescom
Bei der gamescom in Köln – der größten Computerspielemesse der Welt – nahm Markus Seidel, Vorstandssprecher der Off Road Kids Stiftung, die Riesenspende in Empfang: „Ich bin unglaublich beeindruckt von dem Engagement und dem Einsatz der Gamer. Die ganze Community hat begeistert mitgemacht und gespendet. Die Jungs von der Spendendose tun nicht nur Off Road Kids etwas Gutes, sie sorgen auch für eine neue Haltung gegenüber Computer-Spielern. Hut ab!“
„Wir wollten zeigen, dass Gamer mehr können als nur spielen“, kommentiert Tobias bescheiden. Mit ihren vier Spendenaktionen haben die jungen Leute in den vergangenen zwei Jahren knapp 90 000 Euro für soziale Zwecke gesammelt. Dieser Riesenerfolg hat auch den jungen Hildener überrascht: „Es wäre falsch, darauf nicht weiter aufzubauen. Unsere Aktionen haben gezeigt, wie viel Potenzial da drinsteckt.“
Tobias hat gerade sein Abi am evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium bestanden und beginnt am 1. Oktober eine Ausbildung zum Mediengestalter in Köln. „Er hat schon mit zehn Jahren Filme auf der Straße gedreht und sie am PC zusammengeschnitten“, erzählt seine Mutter. Klar, dass Tobias auch den Abi-Film für seine Stufe gemacht hat. Andrea Schnabel ist sehr stolz auf ihren Sohn: „In seinem Alter hätte ich solche Ideen nicht gehabt. Anfangs haben wir das etwas belächelt, dann waren wir sehr überrascht.“
Tobi, Max, Merlin und Tom sind mit ihrer Aktion „Spendendose“ für den RTL com.mit-Award nominiert. Der Fernsehsender zeichnet „Netzhelden“ aus, die die Welt ein Stückchen besser machen. Noch einschließlich heute läuft das Online-Voting für den Publikumspreis. Wer Tobias unterstützen möchte, kann das unter www.rtlcommit.de tun. Am 27. September werden die Juroren und Schirmherr Günther Jauch in Berlin die Sieger bekannt geben und dabei alle Finalisten auszeichnen, die durch ihr ehrenamtliches Engagement im digitalen Raum etwas bewegen. Tobi, Max, Merlin und Tom sind auf jeden Fall mit dabei.