Düsseldorf-Gerresheim. . Auf dem jüdischen Friedhof in Düsseldorf-Gerresheim wurde eine Gedenktafel enthüllt. Sie erzählt die Geschichte des Friedhofs.
Versteckt im Wald an der Quadenhofstraße direkt neben dem Gerresheimer Friedhof liegt ein kleiner eingezäunter jüdischer Friedhof. Auf seine Geschichte weist nun eine Erinnerungstafel hin. Sie wurde von der Bezirksvertretung 7 initiiert und am Montag durch Oberbürgermeister Thomas Geisel, Bezirksbürgermeister Karsten Kunert und Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden, enthüllt. „Mit der Enthüllung der Gedenktafel erinnern wir an das orthodoxe Judentum in Düsseldorf und an das große Leid, das orthodoxe Juden in der Zeit des Nationalsozialismus erfahren haben“, erklärte Geisel.
Von 1925 bis Ende 1938 diente der Friedhof als Begräbnisplatz der „Altisraelitischen Religionsgemeinschaft Adass Jisroel“, einer orthodoxen Gruppe, deren Mitglieder aus der liberalen Düsseldorfer Synagogen-Gemeinde ausgetreten waren und nach eigenem Ritus lebten und beteten. Die Gerresheimer Mitglieder der gesamtstädtischen Synagogen-Gemeinde wurden hingegen auf dem jüdischen Friedhof an der Mansfeldstraße bestattet.
Hauptsynagoge war zu liberal
Als orthodoxe „Austrittsgemeinschaft“ unterhielt Adass Jisroel einen Betraum im Haus Poststraße 4, wo die Mitglieder am Sabbath und an den Feiertagen zusammenkamen. Die Hauptsynagoge an der Kasernenstraße war ihnen zu liberal, da dort eine für sie völlig inakzeptable Orgel sowie ein gemischter Chor für Musik sorgten. Die Einweihung dieser betont liberalen Synagoge 1904 war der endgültige Bruch zwischen der reformerisch-liberalen Mehrheit Düsseldorfer Juden und einer kleineren Gruppe, die auch fortan „gesetzestreu“ und „nach Altväter Sitte“ beten wollte.
Aus diesen Betgruppen entstand die Gemeinschaft Adass Jisroel, die sich an der deutschen Neoorthodoxie Berliner Prägung orientierte. Neben dem Bethaus an der Poststraße gab es weitere Versammlungsstätten und Kleinsynagogen (Corneliusstraße, Adersstraße, Kreuzstraße) sowie ein Ritualbad (Mikwe) an der Friedrichstraße. 1923/24 begannen schließlich die Verhandlungen mit der Stadt über den Kauf des Begräbnisplatzes in Gerresheim. Dort fand 1925 die erste Beisetzung statt.
Sind hier Thorarollen verbuddelt?
Nach dem religiösen Haupt von Adass Jisroel Düsseldorf, Rabbiner Heinrich Chajim Weyl (1866 bis 1943) wurde der Begräbnisplatz auch „Weyl’schen Friedhof“ genannt. Er umfasst heute 46 Gräber mit hebräischen und deutschen Inschriften. Es wird vermutet, dass hier nach der Pogromnacht 1938 eine oder mehrere geschändete Thorarollen dem Religionsgesetz folgend bestattet wurden, um sie vor weiterer Zerstörung zu bewahren. 1939 wurde Adass Jisroel im gesamten NS-Staat verboten und aufgelöst. Rabbiner Weyl flüchtete in die Niederlande, von wo er später nach Auschwitz deportiert wurde.
Der Begräbnisplatz, der heute Eigentum des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden von Nordrhein ist, wurde nach 1945 mehrfach geschändet. Er ist für Besucher nicht frei zugänglich.
Die Bezirksvertretung 7 (Gerresheim, Grafenberg, Hubbelrath, Knittkuhl, Ludenberg) sowie der Landesverband Jüdischer Gemeinden erinnern mit der Tafel gemeinsam an dieses Kapitel Gerresheimer und Düsseldorfer Geschichte. Der Text auf der Tafel wurde von der städtischen Mahn- und Gedenkstätte formuliert.