Düsseldorf. . Ein Jugendlicher mit Kippa ist in der Altstadt in Düsseldorf von Männer attackiert worden. Der Direktor der jüdischen Gemeinde ist bestürzt.

Ein 17-jähriger Jugendlicher ist in der Düsseldorfer Altstadt von bisher unbekannten Männern attackiert und leicht verletzt worden. Die Polizei geht von einer antisemitischen Straftat aus, denn der Jugendliche trug unter anderem eine Kippa.

Michael N. Szentei-Heise, Verwaltungdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, ist bestürzt über die Attacke auf einen jungen Juden in der Altstadt.
Michael N. Szentei-Heise, Verwaltungdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, ist bestürzt über die Attacke auf einen jungen Juden in der Altstadt. © Archiv/Sergej Lepke

Gegen 23.45 Uhr am späten Freitagabend habe der 17-jährige Ratinger mit einer Bekannten am Bolker Stern in Höhe der Neustraße gestanden, als er plötzlich aus einer etwa zehnköpfigen Gruppe heraus beleidigt und von einem Mann rüde angerempelt worden sei, teilte die Polizei am Montag mit. Der 17-Jährige hatte auch eine Anstecknadel mit israelischer Flagge an seiner Kleidung.. Er ist laut Polizei jüdischen Glaubens.

Täter hatten schwarze Bärte

Die Angreifer werden auf 18 bis 23 Jahre geschätzt. Sie hätten schwarze Haare und schwarze Bärte, einige hätten weiße T-Shirts getragen, heißt es in der Täter-Beschreibung. Der attackierte Jugendliche habe die Männer als "südländisch bzw. nordafrikanisch" beschrieben.

Der Jugendliche habe "kurzzeitig Schmerzen gespürt", hieß es bei der Polizei. Er habe den Vorfall erst etwa eine Stunde nach dem Geschehen einer Polizeistreife gemeldet. Eine Polizeisprecherin sagte, möglicherweise sei das Geschehen auf Videobildern zu sehen; am Bolker Stern gibt es seit einigen Jahren eine fest installierte Videoüberwachung: "Die Ermittlungen laufen".

Direktor der jüdischen Gemeinde ist entsetzt

Michael Szentei-Heise, Direktor der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, zeigte sich am Montag bestürzt von dieser Attacke: "Um die Sicherheit jüdischer Mitbürger in Deutschland steht es katastrophal". Vor drei Jahren habe er noch gesagt, er wüsste kein Viertel in Düsseldorf, wo man sich nicht mit Kippa aufhalten könnte. "Diese Aussage ziehe ich jetzt zurück!", sagte Szentei-Heise.

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Laut Szentei-Heise gingen Attacken gegen Juden vor allem von Muslimen aus, und zwar von solchen, "die schon lange in Deutschland leben". Juden würden zudem "stets aus Gruppen heraus" attackiert. Angriffe gegen Juden seien weniger ein Flüchtlingsproblem, glaubt Szentei-Heise. Allerdings hätte der Zulauf von Muslimen dazu geführt, dass sich hiesige Muslime als Gruppe bedeutender fühlten.

Als Reaktion auf die laut Szentei-Heise zunehmenden Attacken auf jüdische Menschen würden einige inzwischen in der Öffentlichkeit keine Kippa mehr tragen, "sondern andere Kopfbedeckungen". An eine körperliche Attacke auf Juden in Düsseldorf, wie jetzt in der Altstadt, könne er sich in den vergangenen Jahren nicht erinnern, sagt Szentei-Heise. "Aber uns berichten jüdische Schüler an öffentlichen Schulen in der Stadt, dass sie zunehmend Opfer von Beleidigungen seien und auch Ziel von körperlichen Attacken".

Die Polizei sucht auch nach Zeugen und bittet um sachdienliche Hinweise an den polizeilichen Staatsschutz, Telefon: 0211/870-0.