Düsseldorf. Das beliebte Familienfest unter der Heuss-Brücke soll jetzt erst im September stattfinden. Grund dafür sind „zu viele Terminüberschneidungen“.
Der Wirbel um das geplante Konzert von Ed Sheeran am 22. Juli wird knapp eine Woche vor der geplanten Sondersitzung im Rathaus immer größer. Das Golzheim-Fest wird nun nicht am Wochenende des 21./22. Juli stattfinden, sondern erst am ersten September-Wochenende. Dies teilte die Stadt gestern offiziell mit, nachdem zunächst am Dienstag den Organisatoren des beliebten Festes von der Stadt kundgetan worden war, dass das Fest Ende Juli nicht stattfinden kann. Grund: Terminüberschneidungen mit Rheinkirmes, Open Air-Kino und Sheeran-Konzert. Die Empörung darüber in den sozialen Netzwerken war entsprechend groß.
Sechs Bands plus Trödelmarkt auf dem Fest geplant
Das Stadtteil-Fest mit Festival-Charakter steigt alljährlich unter der Theodor-Heuss-Brücke. Dieses Jahr sollten am Samstag, 21. Juli, sechs Bands aus dem Independent-Bereich auftreten, am Sonntag (bis 18 Uhr) ein „Weiberkram-Trödelmarkt“ stattfinden. Es ist die 10. Auflage des Festes, zu Ehren des vor drei Monaten verstorbenen DJ und Mitgründer Henry Storch. Die Organisatoren des Trödelmarktes entschuldigen sich via Facebook bereits bei denjenigen Leuten, die bereits am 22. Juli einen Stand gemietet haben. „Wir können diese Umstände leider nicht beeinflussen“, heißt es im sozialen Netzwerk. Wer an dem Ausweichtermin anfang September nicht kann, bekommt sein Geld für die Standmiete zurück. Möglich zudem, dass die Organisatoren für das kleine Festival am Samstag auf Fahrt- und Hotelkosten für die Bands hängen bleiben. Möglich auch, dass einige der Bands ihre Gage in Rechnung stellen werden.
Oberbürgermeister Thomas Geisel legte gestern Wert auf die Feststellung, dass er den Veranstaltern schon sehr frühzeitig finanzielle Hilfe zugesagt hatte, falls durch die Verlegung zusätzliche Kosten entstehen. „Ich selber bin ein begeisterter Besucher dieses schönen Festivals und finde es immer wieder toll, was dort mit viel ehrenamtlichem Engagement auf die Beine gestellt wird“, so Geisel. „Natürlich lassen wir die Veranstalter nicht im Regen stehen.“
Keine Freikarten für das Konzert geplant
Übrigens: Falls das Sheeran-Konzert nun am 22. Juli stattfindet, wird es keine Freikarten geben. Der Veranstalter FKP Scorpio, der das Open-Air-Spektakel in Düsseldorf durchführen möchte, hat die Gratistickets gestoppt. Heißt: Auch der OB oder andere hochrangige Vertreter der Stadt müssen bezahlen, wenn sie Ed Sheeran live erleben wollen. Hintergrund sind Ermittlungen wegen der Freitickets gegen den Veranstalter in Hamburg. Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bestechung und Bestechlichkeit gegen mehrere Personen, unter anderem auch gegen die Spitze von FKP Scorpio. Die Stadt Hamburg verlangt in ihren Geschäftsbedingungen normalerweise 30 Karten. Beim Rolling Stones-Konzert im Stadtpark vor einigen Monaten sollen von FKP Scorpio wegen der breiteren Ämterbeteiligung aber mehr als 100 Gratiskarten (Wert: etwa 100 Euro) verteilt worden sein.
Platz da, es geht ums Prestige! – ein Kommentar von Stephan Wappner
Ich habe in letzter Zeit häufig probiert, es gut zu finden, dass die Stadt zusammen mit der DCSE in den nächsten Jahren Megaevents auf dem Messeparkplatz installieren will. Leider nicht geschafft. Denn immer wieder beschäftigt mich die Frage: Was haben eigentlich diejenigen Düsseldorfer (es dürften ungefähr rund 600 000 sein) von einem Ed Sheeran-Konzert in ihrer Stadt, wenn sie selbst nicht hingehen? Ich würde sagen: nichts.
Die Stadt will unbedingt ihr Konzert-Image aufpolieren und nicht mehr zwischen Oberhausen und Köln im Event-Nirvana verschwinden. Es geht in der Hauptsache ums Prestige. Wir haben schon genug Shopping- und Business-Touristen in der Stadt, jetzt sollen auch noch die Festival-Touristen kommen. Kann man okay finden, muss man nicht.
Geisel sagt, er will die Organisatoren des Golzheim-Festes nicht im Regen stehen lassen. Hört sich gut an, vergessen wir aber nicht, dass er den Regen bestellt hat. Die Golzheim-Organisatoren sind Düsseldorfer, die was für Düsseldorfer auf die Beine stellen – jenseits vom Mainstream. Doch wenn Ed Sheeran kommt (und nach zwei Stunden wieder weg ist), ist das für die Stadt wohl alles nicht mehr so wichtig.