Düsseldorf. . Landesregierung gründet Aktion „Housing First-Fonds“. Freie Träger sollen Geld für Wohnungen bekommen, um an Obdachlose zu vermieten.
Hörman hat endlich eine Wohnung. Gekauft wurde sie vom Straßenmagazin Fiftyfifty durch die Erlöse einer Bilderspende. Es ist keine Wohnung auf Zeit – Hörman darf in der Wohnung wohnen, so lange er möchte. Das Konzept, bei dem ehemaligen Wohnungslosen direkt eine Wohnung vermittelt wird in der sie betreut wohnen, nennt sich „housing first“. Das Düsseldorfer Vorzeige-Projekt wird vom Land nun auch in anderen NRW-Städten gestartet. Mithilfe des „Housing First-Fonds“ können freie Träger Wohnraum erwerben – erstes Geld für den Fonds gibt es aus dem Erlös von Werken des Künstlers Gerhard Richter, der 18 Bilder für das Projekt bereitstellt.
Fiftyfifty ist bereits seit 2014 an „Housing first“ beteiligt
„Wir erproben einen neuen Weg, um ein altes Problem anzugehen“, so NRW-Sozialminister Karl-Josef-Laumann gestern im Landtag. „Neu ist der Housing First-Ansatz, nach dem Menschen, die schon lange wohnungslos sind, direkt eine Wohnung mit regulärem Mietvertrag erhalten.“ Ganz neu in NRW ist das Projekt aber nicht: Nachdem einige europäische Länder wie Portugal schon vor Jahren den Ansatz erfolgreich umsetzten, hatte das Düsseldorfer Straßenmagazin Fiftyfifty seit 2014 begonnen, Wohnraum zu kaufen und direkt an Wohnungslose zu vermieten.
Wohnungen für Obdachlose direkt und langfristig
„Mit dem Verkauf gespendeter Kunst konnte fiftyfifty innerhalb der letzten zwei Jahre 48 Wohneinheiten ankaufen und diese an 53 Langzeitwohnungslose vermieten“, sagt Julia von Lindern, Sozialarbeiterin beim Verein Asphalt. In den vergangenen vier Jahren hat der Verein in Düsseldorf damit gute Erfahrungen gesammelt. Obdachlose könnten somit direkt und langfristig in einer eigenen Wohnung untergebracht werden, in der sie ihre Privatsphäre wahren können, so von Lindern. Andere Modelle seien derweil gescheitert.
Die Projektkoordination geschieht durch den Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW, der die Finanzen – etwa durch den Verkauf der Richter-Bilder – verwaltet und freie Träger in ganz NRW dabei berät Eigentum zu kaufen, welches dann an Wohnungslose vermietet wird. Das auf drei Jahre angelegte Pilotprojekt wird dabei mit 424 000 Euro vom Land unterstützt. Durch den Verkauf der Bilder erhofft man sich mehr als eine Million Euro. Das Geld aus dem Fond soll dazu dienen den Eigenakpitalanteil zu decken – dadurch könnten dann rund 100 Wohneinheiten erworben werden, hieß es gestern.
Derzeit rund 25 000 Wohnungslose in ganz NRW
In NRW leben derzeit 25 000 Menschen auf der Straße, rund 400 davon gelten als chronisch wohnungslos. „Die Dunkelziffer dürfte aber noch deutlich darüber liegen, da diese Zahlen sich auf gemeldete Personen beziehen“, heißt es vom NRW-Ministerium für Soziales. 2000 dieser Menschen ohne Wohnung leben in Düsseldorf, 150 von ihnen haben dauerhaft keine Bleibe.
>> Info: Mit Gerhard Richters Bildern Obdachlose unterstützen
Der Künstler Gerhard Richter spendet dem Projekt „Housing first“ eine Edition von 18 Bildern.
Die Fonds-Sonderedition „Cage f.ff“ beinhaltet drei Sets mit je sechs Bildern, zwei weitere Sets sind für andere Zwecke von Fiftyfifty vorgesehen.
Die Edition basiert auf sechs Fotografien, die Richter von seinen Ölgemälden „Cage 1-6“ aufgenommen hat.
Infos zum Kauf der Bilder unter http://www.fiftyfifty-galerie.de/