Düsseldorf. . Zwischen Tradition und Trend – Die Nordstraße ist die etwas andere Einkaufsmeile Düsseldorfs.
„Hier erlebt man alles“, versichert Cetin Citak. Der Taxi-Fahrer steht seit 18 Jahren regelmäßig am Taxistand an der Nordstraße, Ecke Schwerinstraße. Seine Verbindung zu der Straße, die bei sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein auch nach Süden führen könnte, will er nicht mehr missen. Er zeigt hinter sich. Citak hat schon mal nicht unweit auf der Duisburger Straße gewohnt, seine Mutter hat früher in der Bäckerei Behmer geputzt. „Es gibt hier alles was man braucht für jung und alt“, sagt der zufrieden wirkende Mann und zieht an seiner Zigarette. Seine Kollegen, die ihn liebevoll „Chef“ nennen stimmen ihm zu. „Hier gibt es direkt eine Eisdiele und Schatten. Ich würde nichts ändern.“
Anders als die anderen Straßen
Unrecht hat er nicht, denn im Gegensatz zu anderen Düsseldorfer Einkaufsstraßen, wie der Ackerstraße in Flingern und der Lorettostraße in Bilk, findet man auf der Nordstraße die unterschiedlichsten Geschäfte. Sowohl alteingesessene, lokale Einzelhändler, wie auch große Ketten sind auf der Straße mit dem „Dreieck“ zu finden. Wie in vielen großen Städten prägen aber auch hier zunehmend die mächtigen Ketten das Straßenbild.
Eine Entwicklung, die auch Sabine Sellier Unbehagen bereitet. Die Objektdesignerin betreibt seit zehn Jahren das „Soulgoods“. In dem Laden mit der Hausnummer 6 verkauft sie neben Upcycling-Taschen auch T-Shirts aus europäischer Produktion, die direkt vor Ort mit verschiedensten von ihr gestalteten Motiven versehen werden.
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Höchstfrequentierte "Nebenlage" in der Stadt
„Die Vielfalt geht zunehmend verloren“, meint die engagierte Geschäftsfrau, die sich ehrenamtlich auch in der Werbegemeinschaft nördliche Innenstadt engagiert. Als Mitglied des Vorstands, würde sie sich wünschen, dass die Stadt etwas mehr Augenmerk auf das Straßenbild der Einkaufsstraße legen würde. Das würde auch den lokalen Einzelhändlern und Gastronomen zu Gute kommen. Zwar liege die Nordstraße in einer Nebenlage, im Vergleich zum Zentrum, aber es handele sich um die höchstfrequentierte Nebenlage in Düsseldorf.
Das können auch Abed Mansour und sein Sohn Marcel bestätigen. Vor bald dreißig Jahren eröffnete der heute sechzigjährige Abed Mansour das „Café Florian“, dessen Geschäftsleitung bald sein Sohn, der vor Kurzem seinen Master of Arts in BWL erhielt, übernehmen wird. „Das hier ist der Laufsteg der Nordstraße“, sagt der angehende Geschäftsführer und deutet dabei auf den Bürgersteig, der durch die Außengastronomie des „Café Florian“ läuft. Zum „Sehen und Gesehen“ werden muss man also nicht auf die Königsallee gehen. Ganz im Gegenteil. Viele Gäste – auch Prominente – kämen gerade deswegen gerne ins „Florian“, weil sie hier in angenehmer Atmosphäre, fernab des Treibens der Innenstadt, ein „klein wenig Paris“ haben können.
Wohnen und Einkaufen
Besonders an der Nordstraße sei vor allem auch, dass die Menschen, die hier einkauften, hier auch häufig wohnten, verrät Marcel Mansour. Diese Verbindung will er als Gastronom unterstützen. „Back to the roots“ und „Tradition trifft Trend“, sind seine Motti. „Die meisten Leute wollen nicht überall das Gleiche sehen,“ stellt der junge Mann klar, der sogar auf der Nordstraße geboren wurde. Er wünscht sich, dass die Vielfalt auf der Einkaufsmeile erhalten bleibt, die er ebenfalls wie Sabine Sellier langsam schwinden sieht.
Hildegard Böhme-Amendt kann in den Tenor einstimmen. Die in Stockum lebende Ur-Düsseldorferin wartet vor der Münstertherme auf ihren gerade einen Parkplatz suchenden Mann, um gleich gemeinsam auf der Nordstraße einkaufen zu gehen. „Es gibt viel weniger kleine unabhängige Geschäfte“, bemerkt die fidele Einundsiebzigjährige. Trotzdem fahren sie und ihr Mann gerne mit dem Fahrrad am Rhein entlang hierher um einzukaufen. Und das wollen sie auch in Zukunft so beibehalten, denn ihnen ist das Unaufgeregte der Nordstraße viel lieber, als der Trubel in der Altstadt.
Ein vielleicht unnötiger Vergleich
Die Pempelforter Straße mag auf den ersten Blick nicht all zu viel hergeben, aber das ist genau der Grund warum man sich das vielfältige Miteinander einmal genauer ansehen sollte. Und vielleicht braucht Cetin Citak dann gar nicht mehr den Vergleich „Die kleine Königsallee“, für eine Straße die es in ihrer rauen, aber liebevollen Art, so nur noch selten gibt.