Düsseldorf. . Grüne und Linke in Düsseldorf warnen vor Gefahr des belgischen Atomkraftwerks. Tihange ist 131 Kilometer von der NRW-Landeshauptstadt entfernt.
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass es ein Leck an der Kühlwasserleitung im belgischen Atomkraftwerk Doel 1 gibt. Auch vom Meiler Tihange weiß man mittlerweile, dass das Werk nicht ganz „dicht“ ist. Das hat ein niederländischer Untersuchungsausschuss Anfang des Jahres festgestellt – mit Rissen und Pannen im AKW seien die Mängel gravierender als bisher angenommen. Düsseldorfer Politiker fordern deshalb die Abschaltung des Werks.
Die Linke-Ratsfraktion hatte bereits in der Ratssitzung am 22. März das Thema Katastrophenschutz bei einem möglichen Ausfall des AKWs angesprochen. „Wenn schon der Chef der belgischen Atomaufsicht von einer ‘alarmierenden Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze’ in belgischen Atomkraftwerken warnt, ist die Lage ernst“, hieß es aus der Fraktion. Während sich bei Ausfall von Doel 1 eher die niederländischen Nachbarn Sorgen machen müssen, kann das Werk Tihange auch für Düsseldorfer gefährlich werden.
Konsequenzen für die Stadt nicht klar
Grundsätzlich sind die Konsequenzen für die Stadt nicht ganz klar, da „die Folgen eines GAU vom Ausmaß des Unfalls und der dabei frei werdenden radioaktiven Stoffe sind“, sagt Umweltdezernentin Helga Stulgies auf NRZ-Anfrage. Da das Atomkraftwerk aber gerade einmal 131 Kilometer von Düsseldorf entfernt liegt, kann bei einem Unglück auch mit Folgen in der Rheinmetropole gerechnet werden.
Nach den Ereignissen in Tschernobyl 1986 hat sich in Düsseldorf ein kommunaler Krisenstab etabliert. Der setzt sich nicht nur mit Atomunglücken, sondern auch mit flächendeckendem Stromausfall und dem Umgang mit Pandemien auseinander. Bürger werden bei Katastrophen durch Radioansagen, soziale Medien und die Internetseite der Stadt informiert.
Evakuierungsmaßnahmen und Jodtabletten
Nach dem veheerenden Atomunglück in Fukushima hat der Bund nochmals das Konzept für das kommunale Krisenmanagement überarbeitet: „Erstmals sind für das Düsseldorfer Stadtgebiet, das in der sogenannten Fernzone liegt, Vorkehrungen für Evakuierungsmaßnahmen und die Ausgabe von Jodtabletten an Schwangere und Personen unter 18 Jahren zu treffen“, so Feuerwehrsprecher Christopher Schuster.
Um den Strahlengehalt in der Atmosphäre bestimmen zu können, finden in Düsseldorf kontinuierlich Messungen statt – derzeit an der Danziger Straße am Airport. Die Ergebnisse werden vom Bundesamt für Strahlenschutz ausgewertet.
Doch viele Politiker wollen nicht darauf warten, dass der Katastrophenfall überhaupt eintritt: „Die Sicherheitsmängel im Atomkraftwerk Tihange sind bedrohlicher, als viele annehmen – Risse, Pannen und kein Plan zum Katastrophenschutz“, sagt Maik Willmes vom Vorstand der Düsseldorfer Grünen. Und weiter: „Wir fordern den Oberbürgermeister, den Rat und die Verwaltung auf, weiter für die Abschaltung des Atomkraftwerks Tihange zu kämpfen und unseren Nachbarn Belgien bei der Energiewende zu unterstützen“.