Düsseldorf. . Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands mit rund 500 000 Mitgliedern sitzt seit fast 100 Jahren in dem Düsseldorfer Stadtteil.

Wer kennt es nicht: Zeitschriften kommen normalerweise unpersönlich per Post ins Haus. Nicht so „frau und mutter“ der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Etwa 45 000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen bringen die Zeitschrift persönlich zu den knapp 500 000 Mitgliedern des Verbandes, der seine Bundesgeschäftsstelle in Pempelfort an der Prinz-Georg-Straße hat. Das spart nicht nur Porto: Für Seniorinnen, die alleinstehend sind und kaum bis gar nicht mehr aus dem Haus kommen, ist das eine willkommene Abwechslung.

Das kdf-Bundeshaus von außen aus den 1930er Jahren.
Das kdf-Bundeshaus von außen aus den 1930er Jahren. © OH

In Bissendorf bei Osnabrück bringt eine Mitarbeiterin im sogenannten Besuchsdienst manchmal sogar die Zeitschrift per Kutsche zu den Abonnentinnen. Letztes Jahr feierte das Blatt sein hundertstes Erscheinungsjahr. Niemand geringeres als die Bundeskanzlerin gratulierte.

Nachwuchsprobleme nehmen in Kirche und Verband zu

Der kfd-Bundesverband selbst ist etwas jünger, da sie aus verschiedenen Teilverbänden gegründet wurde und bis heute aus diesen autarken Organisationen besteht. In Düsseldorf arbeiten in der Bundesgeschäftsstelle 40 Vollzeit- und Teilzeitkräfte, darunter auch sechs Männer. Bundesvorsitzende in Ehrenamt ist Bundestagsmitglied Mechthild Heil, die Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Wie viele Mitglieder hat sie mehrere Ehrenämter inne, so zum Beispiel auch beim Deutschen Roten Kreuz. „Man könnte aus dem Engagement bei der kfd auch einen Teilzeit- oder Vollzeit-Job machen“, sagt sie. „Jede kfd-frau kann selbst entscheiden, wie stark sie sich einbringt.“ Die Mitglieder seien „Macherinnen“, die „anpacken“. „Die kfd-Frauen verbindet, dass sie nicht nur zusehen können, wenn ihnen etwas nicht passt“, sagt sie.

Dennoch haben sie wie die katholische Kirche insgesamt ein Nachwuchsproblem. Bis zum 30. September 2017 lief deshalb drei Jahre lang die Mitglieder-Werbekampagne „Frauen.Macht.Zukunft.“ Auf das Ergebnis ist man - oder in dem Fall: frau - stolz: über 32 000 neue Mitglieder traten in dem Zeitraum ein. Das wurde mit einem Frauen-Gottesdienst gefeiert.

Auch dieses Jahr steht wieder ein Fest an: Am 6. Oktober finden von 11 bis 15 Uhr auf dem Staufenplatz Segnung, Essen und Gespräche statt. Anlass ist die Gründung des „Zentral-Verbandes der katholischen Müttervereine“ 100 Jahre zuvor und der Einzug in das Haus an der Prinz-Georg-Straße. Teil- und Vorgängerorganisationen reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1939 wurde der Zentral-Verband von den Nazis zwangsaufgelöst, 1954 wurde die Verbandszentrale wieder eingeweiht. Seit 1968 trägt sie dann den heutigen Namen: kfd. Seit 2008 gibt es die zehn Kernsätze zum Leitbild, die auf der Website der kfd nachzulesen sind.

Verein hat gute Verbindungen in die Politik

Viel hat sich in den 90 Jahren bekanntlich in der Gesellschaft getan. „Wir haben traditionell gute Verbindungen in die Politik, da wir Frauenthemen immer mit begleitet haben“, so Heil. Die kfd hat die Mütterrente mit durchgesetzt, am Angleich wird gearbeitet. Dieser soll dafür sorgen, dass Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, mehr Mütterrente als bislang erhalten. „Es sind schließlich oft ältere Frauen darauf angewiesen, die nicht selbst vorgesorgt haben“, sagt Heil. Kritiker befürchten, dass dieses Modell die jüngeren Generationen finanziell zu stark belastet.

Als größter katholischer Verband setzte die kfd auch durch, dass Mädchen heute Messdienerinnen werden können. „Der nächste Schritt wäre dann, dass Frauen zu Diakoinnen geweiht werden können“, so Heil. Nicht auf dem Plan steht aktuell das Priesteramt für Frauen. „Wir sind aber natürlich trotzdem davon überzeugt, dass Frauen sich zum Amt berufen fühlen und genauso gute Priester sein können.“

Heil ist der Ansicht, dass die Kirche auch immer Gesellschaftsverhältnisse wiederspiegelt. „Heute würde ja auch niemand mehr in der Kirche sagen, er sei für Gewalt in der Ehe“, sagt sie. „Das Ganze ist ein Angleichungsprozess. Wir würden uns wünschen, die Kirche würde im Fortschritt vorangehen, aber manchmal tut dies eben die Gesellschaft.“

Moderne Richtung beim Frauenrecht

Aktuell bei der kfd auf der Tagesordnung ist das heiß diskutiertes Thema des Paragraphen 219a, der besagt, dass Frauenärzte nicht für Schwangerschaftsabbrüche werben dürfen. „Wir kämpfen darum, dass der katholische Verein Donum vitae Beratungen durchführen kann“, sagt Heil. „Dabei geht es weniger - wie Kritiker uns vorwerfen - um die eigentliche Entscheidung der betroffenen Frau, als darum, im geschützten Raum professionelle Schwangerschaftskonfliktberatung durchführen zu können.“

Heil ist der Ansicht, dass die Gesellschaft bei moralischen Fragen durchaus die Meinung der Kirche interessiert. „Auch durch Anfragen beispielsweise vom Bundeskanzleramt wissen wir, dass wir gehört werden.“ Auch wenn Themen wie der Paragraph 219a von anderen Frauenverbänden abgrenzen, kämpft die kfd für Gleichberechtigung in gesellschaftspolitischen Fragen und in der Kirche. „Ob wir nun feministisch genannt werden oder nicht, ist uns egal“, sagt Heil. „Wir setzen uns selbstverständlich für die Gleichberechtigung aller Lebensentwürfe ein.“

Fünf Gruppen von insgesamt circa 200 Frauen treffen sich regelmäßig in Derendorf und Pempelfort. Unter der Website der Kirche finden sich die nächsten Termine.