Düsseldorf. . Die österreichischen Senkrechtstarter bringen die Fans im ausverkauften Zakk zum Toben. Aber Sänger Ernst hat eine eklatante Gedächtnislücke.
Maurice Ernst, der Sänger der Band Bilderbuch, macht keine Musik a la Max Giesinger oder Wincent Weiss, die man am besten zum Staubsaugen hören sollte. „Nimm einen Popsong und mach ihn kaputt“, hat dieser Maurice Ernst mal gesagt. „Denn nur dann wird es ein guter Popsong.“ Dieser künstlerischer Leitfaden ist es, der die Musik der Österreicher, die sich irgendwo zwischen Indierock, Poppunk, Dada und Hiphop herumtreiben, so besonders macht. Es sind die Brüche bei Bilderbuch. Das Feuilleton beschäftigt sich mit dem Quartett, Kulturmagazine wie „Titel, Thesen, Temperamente“ oder „Aspekte“. Bilderbuch sind ein intellektueller Panzer, ohne dass es sie in irgendeiner Form groß zu interessieren scheint.
Viele Teenager stehen in der ersten Reihe
Umso erstaunlicher, dass am Dienstagabend im Zakk viele Teenager in der ersten Reihe stehen. Bilderbuch sind auf Clubtour durch Deutschland, präsentieren ihr aktuelles Album „Magic Life“ und machen in Düssldorf Station. Ja, Düssldorf, Maurice Ernst liebt es, Düssldorf statt Düsseldorf zu sagen, weil es so schön wienerisch klingt.
Der Mann sieht komisch aus. Seine Frisur erinnert an aufgestülpte Haarteile bei Playmobilmännchen, dazu trägt er Brilli im Ohr und Goldkettchen und Casanova-Lederjäckchen. Doch die Menschen im ausverkauften Kulturzentrum an der Fichtenstraße hat der charismatische Frontmann schnell im Griff. Ernst zieht bei Songs wie „Om“, „Schick Schock“, „Maschin“ oder „Bungalow“ eine wahnwitzig gute Show irgendwo zwischen Horrorclown und Sex-Gott ab. Er ist doppelt so heiß wie Falco und mindestens so verrückt wie Josef Harder, und das soll schon was heißen.
Der Gitarrist hat nicht nur gute Momente
Blondschopf Ernst, der am Dienstagabend schwarz gefärbte Haare hat (Playmobil halt), gründete Bilderbuch zusammen mit Bassist und Keyboarder Peter Horazdovsky im Jahr 2005, damals waren die Bandmitglieder zwischen 14 und 15 Jahre alt. Im Sommer 2009 erschien das Debütalbum „Nelken & Schillinge“ bei dem Indie-Label „Schoenwetter Schallplatten“. Mit der Platte „Schick Schock“ und überragenden Songs wie „Plansch“ („Wenn du alles hast, ersauf’ dich im Pool“) oder „Gibraltar“ gelang den Ösis der Durchbruch.
Dabei hatten Bilderbuch sicherlich noch Luft nach oben. Gitarrist Michael Krammer ist zugegebenermaßen ein begnadeter Gitarrist, lässt aber leider keine Gelegenheit aus, das auch zu zeigen. In seinen schlimmsten Momenten verliert sich der ständig herumspringende Mann in nervtötendem Poser-Pathos, wie es Peter Maffay nicht schlimmer tun könnte. Jede Selbstironie fehlt, weniger wäre da deutlich mehr.
Erstmalig in Düsseldorf? Was war mit dem Open Source
Aber auch Maurice Ernst ist nicht unfehlbar. Der Sänger lässt mehrmals durchblicken, wie sehr er sich freue, erstmals in – Düssldorf – zu sein, und dass er gerne wiederkäme. Schön und gut, aber vor knapp zwei Jahren haben Bilderbuch beim Open Source-Festival auf der Galopprennbahn in Grafenberg eine großartige Bühnenshow abgeliefert.
Wohl vergessen.