Düsseldorf. Der ehemalige Güterbahnhof Derendorf ist Teil einer dunklen Vergangenheit – im Nationalsozialismus wurden dort zahlreiche Juden deportiert.

„Das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Derendorf zählte und zählt zu den spannendsten städteplanerischen Flächen der Landeshauptstadt“, sagt Stadtsprecherin Anne Braun. Auf der größten innerstädtisch erschlossenen Baufläche entstehen dort die „Neuen Stadtquartiere Derendorf“, zum Teil auch auf Pempelforter Gebiet.

Ein Mahnmal erinnert an den vergangenen Horror

Der Güterbahnhof Derendorf im Jahr 1929, fotografiert von Julius Söhn in Blickrichtung Wehrhahn.  Bis in die 1990er Jahre wurden dort Güterzüge abgefertigt.
Der Güterbahnhof Derendorf im Jahr 1929, fotografiert von Julius Söhn in Blickrichtung Wehrhahn. Bis in die 1990er Jahre wurden dort Güterzüge abgefertigt. © Julius Söhn/Stadtarchiv Düsseldorf

Nur noch ein Mahnmal unterhalb der Jülicher Brücke erinnert seit dem 22. April 2012 an die Schrecken der NS-Zeit. Jüdische Mitbürger wurden zwischen 1941 und 1945 vom eigentlichen Viehtransportbahnhof in Konzentrationslager und Ghettos wie dem in Litzmannstadt deportiert. „Die Bedeutung für die Erinnerungskultur ist groß“, so Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte. „Für einige Deportationen haben wir genaue Quellen, für andere nicht.

Die Geheime Staatspolizei dokumentierte für den gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf. Wir gehen davon aus, dass den Deportationen in Düsseldorf über 6000 Menschen aus der ganzen Region des Rheinlands zum Opfer fielen.“ Der städtische Schlachthof an der Tußmannstraße in Derendorf diente dabei als „Auffanglager für auswärtige Juden“ heißt es in „Die Judendeportationen aus dem Deutsche Reich 1941-1945“ von Alfred Gottwaldt und Diana Schulle aus dem Jahr 2005.

Bürger gedenken der Opfer am Mahnmal

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Am 26. Januar 2018, einen Tag vor dem Jahrestag der Befreiung der Deportierten in Auschwitz 1945, wurde der Opfer des Nationalsozialismus am Mahnmal gedacht. Aus diesem Anlass hat Stadtdirektor Burkhard Hintzsche in Vertretung von Oberbürgermeister Thomas Geisel Worte des Gedenkens gesprochen und einen Kranz niedergelegt. Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, und ein Vertreter des Rabbinats sprachen ebenfalls und gedachten mit einem Gebet der Toten. Auf der Website der Stadt heißt es über das Mahnmal: „Die Namen der Zielorte sind von Rost umgeben, der für die Vergänglichkeit der Erinnerung steht. Die in Schwarz abgesetzten Namen selbst sind hingegen unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt.“

Das Mahnmal ist kaum auffindbar, wie unsere Zeitung bereits berichtete. Viele Anwohner wissen nicht einmal, dass es ihn in ihrer unmittelbaren Nähe gibt.

Der Bahnhof entstand bereits 1876

Der Derendorfer Güterbahnhof in den 1950er Jahren im Bereich Wehrhahn und Schirmerstraße.
Der Derendorfer Güterbahnhof in den 1950er Jahren im Bereich Wehrhahn und Schirmerstraße. © Stadtarchiv Düsseldorf

Wenige Quellen zum ehemaligen Bahnhof Derendorf gibt es über die Zeit vor der NS-Regierung. Bereits 1876 entstand der Bahnhof, heißt es im Großen Düsseldorf Lexikon. Er war damit der dritte rechtsrheinische Bahnhof in Düsseldorf. Die Rheinische Eisenbahngesellschaft, die bereits 1837 zur Umgehung niederländischer Hafenzölle gegründet wurde, baute ihn. Er war wichtig für die Erschließung der Stadt gerade in Bezug auf die Versorgungseinrichtungen wie den Milchhof und den Schlachthof.

„Soweit hier noch bekannt, war zu den Zeiten der Deutschen Reichsbahn und der Deutschen Bundesbahn, der Bahnhof in Derendorf auch Rangier-Bahnhof und eine ,Entseuchungsanstalt’ für Tiertransportwagen“, sagt Bahnsprecher Thorsten Nehring. „Im Zuge der Privatisierung der Deutschen Bundesbahn wurden nach 1994 solche Areale identifiziert, die für den originären Bahnbetrieb nicht mehr benötigt wurden.“ Solche Flächen und Immobilien wurden in erster Linien den Kommunen, Städten und Gemeinden zur weiteren Verwendung angeboten. Es gab und gibt aber auch private Investoren.