Düsseldorf. . Düsseldorfs neuer Bürgermeister Wolfgang Scheffler über seine Abneigung gegen die Kö-Bogen-Tunnel, das Nachwuchsproblem der Politik und sein Abschied von Klotschen.
Der am Donnerstag gewählte Düsseldorfer Bürgermeister Wolfgang Scheffler stellte sich den Fragen unserer Redaktion.
Frage: Herr Scheffler, Sie waren von 1994 bis 1999 schon einmal Bürgermeister. Gestern wurden Sie vom Rat erneut gewählt. Wie hat sich Düsseldorf in der Zwischenzeit verändert?
Wolfgang Scheffler: Das Tempo und die Komplexität sind gewachsen. Düsseldorf ist internationaler geworden, der Kontakt zu China zum Beispiel war in den 1990er Jahren noch kein Thema. Beim Wohnungsbau oder beim Schulbau herrschte noch nicht so ein Druck.
Und wie haben Sie sich verändert?
Ich glaube, meine Ansichten haben sich nicht verändert. Ich finde auch, dass die Themen immer wieder dieselben sind, etwa auch die Verkehrsentwicklung. Ich bin immer noch der Ansicht, dass beim Umbau der Innenstadt Fehler gemacht wurden. Ich bin erschreckt, dass die Straßen nach sieben Jahren Baustelle noch voller sind. Die Kö-Bogen-Tunnel haben sich nicht gelohnt, und die Toulouser Allee wirkt teilweise eher wie ein Parkplatz.
Sie haben das Ehrenamt als dritter Stellvertreter des Oberbürgermeisters Thomas Geisel von ihrem Parteifreund Günter Karen-Jungen übernommen. Der musste aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Er ist 72 Jahre alt, Sie sind 73. Haben die Grünen ein Nachwuchs-Problem?
Die Grünen haben etwa bei Schülern und Studenten viel Zuspruch. Leider entwickelt sich daraus oft keine Mitarbeit. Kommunalpolitik ist schwer möglich, wenn man voll im Job ist. Da hatte ich als Lehrer das Privileg, dass ich freigestellt wurde. Deshalb sitzen in den Parlamenten so viele Mitarbeiter des öffentlichen Diensts. Das schadet der Durchmischung. Man macht Politik nicht, um Geld zu verdienen, aber ein Ausgleich an Zeit würde ein Engagement attraktiver machen.
Was hat Sie angetrieben, noch mal anzutreten?
Vor 20 Jahren haben wir mit der SPD das erste Mal regiert, jetzt regieren wir mit SPD und FDP das zweite Mal. Ganz ehrlich: Gestalten ist lustiger als opponieren.
Als Bürgermeister übernehmen Sie repräsentative Aufgaben. Manche reden spöttisch vom Grüßaugust.
Ich will mehr als ein Grüßaugust sein. Man kann in diesem Amt politische Anstöße geben. Ich bleibe ein Grüner und ich vertrete einen Blick auf die Stadt, der nicht mainstream ist. Und ich bleibe auch inhaltlich aktiv, vor allem als Vorsitzender des Schulausschusses.
Sie haben angekündigt, dass Sie 2020 das Rathaus verlassen werden. Gilt das weiter?
Ja. Ich habe das vor einigen Jahren mit meinem Freund Günter Karen-Jungen bei einer Zugfahrt durch Schweden entschieden. Ich möchte nicht irgendwann aus dem Rathaus gerollt werden.
Stichwort Schweden: In den 90er Jahren waren Sie bekannt als Klotschen-Bürgermeister, weil Sie oft die schwedischen Holzschuhe trugen.
Ich habe noch welche. Aber die Phase ist vorbei. Ich fahre inzwischen lieber nach Südeuropa.
Was sollen die Bürger 2020 über Ihre Amtszeit sagen?
Er hat seine Aufgabe gemacht, Dinge angestoßen und sich nicht verbogen.