Düsseldorf/Metz. . Richard Krolzig vom Düsseldorfer Riesenrad ist seit November in Metz. Er erklärt, warum fern der Heimat Zusammensein an Weihnachten wichtig ist.
Weihnachten, Weihnachten bin ich zuhaus’ – wenn auch nur im Traum“. Diesen Text eines bekannten Weihnachtsliedes von Roy Black kennt Richard Krolzig zur genüge. Denn Weihnachten ist er nie Zuhause. Er ist Schausteller, arbeitet für den Düsseldorfer Riesenrad-Unternehmer Oscar Bruch als Manager und ist bereits seit 6. November in der malerischen französischen Stadt Metz. Dort ist er mit seinem zwölfköpfigen Team verantwortlich für das „Sky Lounge Wheel“.
Das muss sich drehen. Denn an den Feiertagen müssen nicht nur die Glöckchen klingen sondern auch die Kasse.. Da müssen die Mitarbeiter ran, egal ob Weihnachten ist oder nicht. „Bei uns ist es nicht anders als für Mitarbeiter in der Gastronomie oder in Hotels, bei Polizei oder in Krankenhäusern – Feiertage gibt es nicht“, sagt Richard Krolzig.
Mitten im Zentrum der 118 000 Einwohner-Stadt unweit der Grenzen zu Deutschland und Luxemburg steht das Düsseldorfer Riesenrad vor der Kathedrale Saint-Étienne (Stephansdom) mit seinen 40 sicherheitsverglasten Gondeln auf dem Place d’Armes, dem Paradeplatz der Garnisonsstadt Metz. Der gepflasterte, rechteckige Platz liegt zwischen Stephansdom und Rathaus und ist der urbane Mittelpunkt für Festlichkeiten und Versammlungen aller Art, das symbolische Herz der Stadt. „Mehr mittendrin geht einfach nicht“, freut sich Krolzig über den hervorragenden Standort. Die Franzosen kommen in Massen und lieben die Fahrt mit dem Riesenrad. Auch Heiligabend. Und deswegen dreht es sich am morgigen 24. Dezember bis 18 Uhr. Auch die Läden haben am morgigen Sonntag geöffnet.
„Hoch engagierten Einsatz unserer Mitarbeiter“
Für den Düsseldorfer Schausteller Oscar Bruch sind die Riesenräder längst kein Sommergeschäft mehr auf den Jahrmärkten der Republik. Denn immer mehr Städte stellen im Winter Riesenräder in den Citys auf. Das „Wheel of Vision“ von Oscar Bruch steht seit einigen Jahren in Düsseldorf (Burgplatz), das „Sky Lounge Wheel“ in Metz in Frankreich und das von der Rheinkirmes bekannte „Bellevue“ steht im Europapark Rust. Hier schaut Markus Erben als örtlicher Riesenrad-Chef mit seinem zehnköpfigen Team im Auftrag von Oscar Bruch das alles glatt läuft. „Ohne den großartigen, hoch engagierten Einsatz unserer Mitarbeiter auch gerade an den Feiertagen wäre das nicht zu stemmen“, sagt Oscar Bruch.
„Beim ersten Mal in Metz habe ich mich gewundert, dass die Leute Heiligabend mittags nicht nach Hause gehen“, erzählt Richard Krolzig. „Bei uns in Deutschland sind die Innenstädte spätestens ab 15 Uhr leer.“ Nicht in Frankreich, denn da ist der eigentliche Weihnachtstag nicht Heiligabend sondern wie in vielen anderen Ländern auch erst am 25. Dezember. Und da steht das Riesenrad in Metz dann still. Erst am 2. Weihnachtstag müssen Krolzig und sein Team wieder arbeiten. Um 10 Uhr geht’s los, um 21 Uhr ist Betriebsende. Wie jeden Tag bis zum 17. Januar.
Und wie verbringt Richard Krolzig in Frankreich den Heiligabend? „Früher bin ich nach Betriebsende nach Hause gefahren und am 1. Feiertag wieder zurück“, erzählt er. „Das tue ich mir nicht mehr an, das ist zu stressig...“ Dieses Jahr hat er das Glück, dass ihn seine Mutter besucht. Seit gestern ist sie in Metz und verbringt die Feiertage mit ihrem Sohn. Heiligabend fahren beide nach Luxemburg und besuchen einen deutschen Gottesdienst.
Für das Riesenrad-Team gibt es abends ein rumänisches Weihnachtsessen. „Unsere Mitarbeiter kommen aus Osteuropa, viele aus Rumänien“, sagt Krolzig. Einige haben dieses Jahr über Weihnachten ein paar Tage Urlaub bekommen und fahren nach Hause. Die, die nicht frei haben, verbringen die Feiertage fernab der Familie in der kleinen Wagenburg in der Metzer Innenstadt. Das gemeinsame Essen hilft den Männern über das Alleinsein hinweg. Zumindest etwas. „Weihnachten sind harte Tage, egal ob man gläubig ist oder nicht“, sagt Richard Krolzig. „Ich habe da schon die stärksten Kerle weinen sehen.“
Um solche Szenen zu vermeiden und es allen so leicht wie möglich zu machen, setzt der Düsseldorfer Schausteller Oscar Bruch bei seinen drei Riesenrädern auf Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit. Zu jedem Riesenrad-Team gehört eine Köchin, die gemeinsamen Mittagessen im Team sind ein Ritual. So wird auch am ersten Weihnachtsfeiertag gemeinsam gegessen. Aber in einem Restaurant. „Das zahlt die Firma“, freut sich Richard Krolzig über das Engagement seines Chefs Oscar Bruch. Beide wissen: „Das gemeinsame Essen ist nicht zu unterschätzen.“
Richard Krolzig wird am ersten Weihnachtstag mit seiner Mutter noch in die Kathedrale gehen und den freien Tag genießen. Egal ob daheim im Rheinland oder in Metz – „Hauptsache ist doch, dass man an Weihnachten nicht alleine ist. Und dann kann man aus dieser Situation das beste machen...“